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Tour-Spezial: Aggressiv-Leader und Zwitscher-Könige

Tour-Spezial: Aggressiv-Leader und Zwitscher-Könige

Die 98. Tour de France endet mit dem ersten australischen Sieger der Geschichte. Cadel Evans triumphiert in Paris und verweist die Schleck-Brüder Andy und Fränk auf die weiteren Plätze.

Mark Cavendish gelang es erstmals, das Punktetrikot einzuheimsen, dazu darf sich Samuel Sanchez Bergkönig nennen. Doch nicht nur diese Stars haben Geschichte geschrieben.

Es waren auch die Helden aus der zweiten Reihe, die die Herzen der Rad-Fans eroberten. Drei Wochen Tour de France brachten Kurioses hervor, manche Aktionen wollte man zunächst gar nicht glauben.

LAOLA1 wirft einen etwas anderen Blick zurück und ehrt Pedalritter in Sonderkategorien.

Rote Laterne für das Schlusslicht

Es war ein harter Kampf um diese „Sonderwertung“, doch nach 21 Tagen steht der Sieger fest: Fabio Sabatini klassierte sich als 167. und damit letzter aller verbliebenen Teilnehmer. Knapp vier Stunden war er insgesamt länger auf den Landstraßen Frankreichs unterwegs als Triumphator Cadel Evans. Schärfster Rivale am Ende der Wertung war Andrey Amador. Der Costa Ricaner gab die „Rote Laterne“ erst auf der 17. Etappe ab. Ein Ausreißversuch, der ihm Etappenrang elf einbrachte, kostete ihn den „Sieg“.

Graues Trikot für den besten Senioren

RadioShack startete die Ü35-Wertung als haushoher Favorit. Mit Andreas Klöden, Chris Horner und Levi Leipheimer hatte die US-Equipe gleich drei Sieganwärter in den eigenen Reihen, unglaubliches Sturzpech sorgte jedoch dafür, dass Johan Bruyneels Jungs auch bei den Oldies leer ausgingen. So ist es Christian Vande Velde, der bei den Senioren im Peloton die Oberhand behielt. Auf 27:12 Minuten beläuft sich sein Rückstand auf Evans, in seiner Alterskategorie war er jedoch eine Klasse stärker als der Rest. Leipheimer weist als Zweiter 36:46 Minuten Rückstand auf.

Goldene Wasserflasche für den Edel-Domestiken

Es gibt sie in jeder Mannschaft: Die Wasserträger, die dafür verantwortlich sind, dass es dem Teamkapitän an nichts fehlt. Manche Helfer stechen allerdings besonders hervor. Sei es Jens Voigt, der sich nicht zu schade ist, um den Schlecks zu helfen, oder Bernhard Eisel, der Mark Cavendish über die Alpen- und Pyrenäen-Pässe peitschte – sie alle sind die heimlichen Helden der Tour. Besonders ins Auge stach dieses Mal Pierre Rolland. Der 24-Jährige avancierte zum wichtigsten Begleiter Thomas Voecklers und machte in den Bergen unentwegte Führungsarbeit für seinen Chef. Ganz nebenbei verbesserte er sich stetig im Gesamtklassement und heimste als erste Franzose seit Benoit Salmon 1999 das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers ein.

Rotes Trikot für den Aggressiv-Leader

Jeremy Roy hielt es meist nur kurz im Feld, immer und immer wieder nahm er Reißaus und versuchte sein Heil in Fluchtgruppen. Zweimal wurde er mit der roten Startnummer belohnt, zum Tagessieg reichte es nie. Auch Sammy Sanchez attackierte mehrfach, sein Lohn ist das Bergtrikot. Der aggressivste Fahrer war für uns Alberto Contador. Der Angriff auf dem Weg nach Alpe d’Huez spielt dabei nur eine Nebenrolle. Denn: Der Madrilene wurde am selben Tag tatsächlich aggressiv, als ihm ein Zuschauer zu nahe rückte. Dieser war als OP-Arzt verkleidet und wollte angeblich gegen die Dopingvergehen des entthronten Titelverteidigers protestieren. Contador war „not amused“ und versetzte ihm einen Faustschlag.

Die „Grande Nation“ im Peloton

Frankreich erhält diesen Beinamen zu Recht, denn auch in einer (noch nicht existenten) Nationenwertung wären die Hausherren an der Spitze. Mit Thomas Voeckler (4.), Jean-Christophe Peraud (10.), Pierre Rolland (11.), Jérome Coppel (14.) und Arnold Jeannesson (15.) sind gleich fünf Franzosen im Spitzenfeld der Gesamtwertung zu finden. Keine andere Nation kann auch nur annähernd mithalten. Bei den Spaniern ist der fünftbeste Fahrer beispielsweise erst auf Rang 34 zu finden, die Belgier haben fünf Fahrer in den Top 46. Betrachtet man die Italiener, wird man erst bei Platz 100 fündig.

Downhill-Wertung für den besten Abfahrer

Nicht nur die Skifahrer lassen es auf Abfahrten wie der Streif krachen, auch die Pedalritter geben Gas, wenn es zurück ins Tal geht. Während die Schlecks hier mehrfach schwächelten,  zeigten andere besonderes Fahrgeschick. Cadel Evans und Alberto Contador taten sich hier hervor, doch einmal mehr bewies Sammy Sanchez, dass er nicht umsonst zu den besten Abfahrern gehört. Während andere – im wahrsten Sinne des Wortes – übers Ziel hinausschossen, hatte er sein Velo stets im Griff und konnte ein ums andere Mal Sekunden wettmachen.

Zwitscher-Wertung für den besten Twitterer

Lance Armstrong machte den Anfang, das halbe Peloton ist ihm inzwischen gefolgt: Twitter hat im Radsport längst Einzug gehalten. Während Jens Voigts Account noch in den Kinderschuhen steckt, sind Fahrer wie Tejay van Garderen bereits deutlich routinierter im Umgang mit dem Mikroblogging-Dienst. Ungekrönter Twitter-König ist Mark Cavendish, der teils humorvoll, teils nachdenklich und teils bissig seine Weisheiten zum Besten gibt.

 

Christoph Nister

 

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Rang Fahrer Nation Zeit
1 Cadel Evans AUS
2 Andy Schleck LUX
  • 1:34 min
3 Fränk Schleck LUX
  • 2:30
4 Thomas Voeckler FRA
  • 3:20
5 Alberto Contador ESP
  • 3:57
6 Samuel Sanchez ESP
  • 4:55
7 Damiano Cunego ITA
  • 6:05
8 Ivan Basso ITA
  • 7:23
9 Tom Danielson USA
  • 8:15
10 Jean-Christophe Peraud FRA
  • 10:11