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Dem berufenden OSV droht eine neue Baustelle

Dem berufenden OSV droht eine neue Baustelle

„Na sicher gehen wir in Berufung. Selbstverständlich!“

Arno Pajek, seines Zeichens Rechtsreferent des Österreichischen Schwimm-Verbandes (OSV), lässt keine Zweifel darüber, zu welchem Entschluss der OSV in Bezug auf das Urteil im Zivilrechtsstreit mit dem zu Unrecht ausgeschlossenen Salzburger Klub Delphin gekommen ist.

In erster Instanz hatte ein Gericht Delphin wegen eines entgangenen Sponsorings 125.000 Euro Schadenersatz zugestanden. Samt Zinsen ab Klagetermin sowie Prozesskosten hätte das bedeutet, dass der OSV rund 150.000 Euro berappen hätte müssen.

Doch hätte der OSV eigentlich eine andere Wahl gehabt, als in Berufung zu gehen?

Schließlich stellen sich dem Schwimm-Verband hohe finanzielle Hürden in den Weg. 60.000 Euro Abfindung von Ex-Generalsekretär Thomas Gangl sowie noch einmal 60.000 Euro Rückzahlung an die Stadt Wien sind für einen Verband, der sich zum Großteil aus zweckgewidmeten Förderungen finanziert, eine schwere Belastung.

Es spitzt sich zu

„So ein Fehlbetrag bringt uns in Schwierigkeiten, das ist kein Geheimnis“, gab Vize-Präsident Peter Rothbauer, selbst Risiko-Manager bei der Erste Bank, unumwunden zu.

Generalsekretär Thomas Unger meinte in Bezug auf die nun aufpoppenden 125.000 Euro Schadenersatz-Forderungen: „Dieser Betrag wäre existenzbedrohend für den OSV, genauso wie er für jeden anderen Verband, der sich über öffentliche Mittel finanziert, existenzbedrohend wäre.“

Es wirkt, als ob der OSV nur zwischen Berufung oder Insolvenz wählen könnte. Wir fragen bei Pajek nach. „Kein Kommentar“, heißt es von dem hauptberuflichen Anwalt.

Eine zusätzliche Baustelle?

Zudem könnte sich die Situation für den OSV weiter verschlechtern. Zum einen drohen neben dem Schwimm-Klub Delphin mit dem Salzburger Landesverband sowie weiteren zu Unrecht ausgeschlossenen Klubs, darunter auch der SC Austria, weitere Schadenersatz-Klagen, deren Forderungen sich wie berichtet auf insgesamt 385.000 Euro belaufen.

Zum anderen könnte sich eine neue Baustelle auftun. Wie dem Vertrag zwischen dem OSV und der Stadt Wien bezüglich der Traglufthalle des Wiener Stadionbads zu entnehmen ist, verpflichtet sich der Verband nach Fertigstellung der Renovier-Arbeiten im Wiener Stadthallenbad die jährlichen Betriebskosten der Traglufthalle in Höhe von 80.000 Euro netto zu übernehmen.
 

Auszug aus dem Pachtvertrag:

 

 
Zur Erklärung: Die Traglufthalle war einst als Winter-Quartier für die Wiener Schwimmer während der Sanierung des Stadthallenbades angedacht. Aufgrund bekannter Umstände konnte das Stadthallenbad jedoch erst vergangenes Jahr wiedereröffnet werden. Wie auch die Stadt Wien auf Nachfrage von LAOLA1 erklärt, läge es auf der Hand, wenn die Zahlungen vom OSV nicht wie vertraglich vereinbart bereits ab der Saison 2011/12, sondern erst seit dem vergangenen Jahr zu leisten sind.

Konkrete Aussagen dazu kann die Stadt Wien jedoch nicht machen, weil nun die Wiener Sportstätten Betriebsgesellschaft für den Betrieb verantwortlich sei. Anfragen an die von Sandra Hofmann, die den fragwürdigen Traglufthallen-Deal mit dem OSV 2009 miteinfädelte, geleitete Tochter der Wien Holding werden nicht erhört. Trotz über zehn telefonischer und schriftlicher Ansuchen vonseiten LAOLA1 kommt kein Gespräch zustande, das Antworten liefert.

Noch ausgelutschter

Beim OSV hält man sich bezüglich dieses Themas ebenfalls bedeckt. Finanz-Referent Werner Kühnert erklärt sich hierzu als nicht aussageberechtigt und verweist auf Pajek. Dieser wiederum meint „kein Kommentar“ mit dem Zusatz, dass das Thema Traglufthalle für ihn „ausgelutscht“ sei.

Ein Standpunkt, den er bereits im Rahmen einer OSV-Pressekonferenz Ende März zum Besten gab, ehe nur zwei Wochen später Nachzahlungen bei genau jener Traglufthalle publik wurden. Nicht einmal die eigenen Vereine waren darüber informiert worden. Diesen wurde vielmehr der Eindruck vermittelt, dass finanziell alles in Ordnung sei.

„Das Verbreiten von Halbwahrheiten lasse ich mir nicht unterstellen“, wehrt sich Pajek angesprochen auf die Darstellungen des Verbandes.

Wie auch immer.

Nichtsdestoweniger hatte sich vor wenigen Wochen in Person von Unger dennoch jemand gefunden, der zu besagter Stelle im Vertrag Stellung nahm. „Wir haben definitiv noch keine Rechnung über Betriebskosten erhalten“, erklärt der Generalsekretär.

Ob er eine mögliche Sprach-Regelung in der Thematik damals schon kannte, entzieht sich der Kenntnis der Redaktion. Zugeknüpfte Außendarstellungen vonseiten des OSV verhießen zumindest in der Vergangenheit nichts Gutes.

 

Reinhold Pühringer