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California Dreaming! 49ers eliminieren die Saints

California Dreaming! 49ers eliminieren die Saints


SAN FRANCISCO 49ERS/2 36:32 NEW ORLEANS SAINTS/3

Was für ein unglaubliches Spiel!

Die erste der vier Divisional-Playoff-Partien dieses Wochenendes hatte alles, was ein Kracher benötigt: Großartige Spielzüge, unendliche Spannung und Emotionen.

Die San Francisco 49ers haben das Team der Stunde, die New Orleans Saints, bezwungen und stehen nach einem 36:32 im Championship Game der NFC.

Es war nach neun langen Jahren ein furioses Playoff-Comeback, das die Kalifornier im eigenen Tollhaus namens Candlestick Park ablieferten.

Freudentränen in Kalifornien

Am Ende kullerten die Freudentränen bei den 49ers.

Allen voran bei Tight End Vernon Davis, der nicht nur Pässe für 180 Yards fing, sondern auch die Partie neun Sekunden vor Schluss mit seinem zweiten gefangenen Touchdown-Pass entschied.

Die von Spielmacher-Superstar Drew Brees angeführten Saints hingegen müssen früher als geplant ihren Super-Bowl-Traum begraben. Auswärts bleibt New Orleans "No Orleans" - kein einziger Sieg in der Postseason-Geschichte!

Dafür diesmal verantwortlich: Eine hammerharte 49ers-Defense, die zum einen fünf (!) Turnovers der Gäste erzwang und zum anderen Brees zwar sehr viele Yards gewährte, aber ihn vor allem in der zweiten Hälfte weitestgehend im Griff hatte - nämlich was das Scoreboard betraf: Die Saints zogen nie davon.

Zweiter Hauptgrund für die Saints-Niederlage: Alex Smith. Der 49ers-Spielmacher wuchs über sich hinaus und zeigte vor allem zum Schluss, warum er 2005 an Nummer eins gedraftet wurde.

Doch der Reihe nach.

Die erste Hälfte hätte für die Saints schlechter nicht starten können.

Nach einem guten Opening Drive, in dem New Orleans bis in die Red Zone der Hausherren marschierte, ließ Pierre Thomas nach einem harten Hit von Donte Whitner den Ball aus und die Possesion wechselte an der 2-Yard-Linie.

Nummer-1-Running-Back Thomas verletzte sich bei dieser Aktion und konnte nicht mehr weiterspielen. Ein herber Rückschlag.

In der Folge hielten beide Defenses stand, doch gegen Ende des ersten Viertels begann alles für die 49ers zu laufen.

Turnover folgte Turnover

Smith fand rund zwei Minuten vor Schluss Davis, der den Pass für 49 Yards in die Endzone trug.

Dann ging es Schlag auf Schlag. Erst wurde Brees von Dashon Goldson intercepted, der Safety trug das Spielgerät für 41 Yards an die 4-Yard-Linie der Gäste zurück.

Es sollte nicht der letzte Turnover des Spiels gewesen sein.

Die 49ers nahmen das Geschenk an, Smiths 4-Yards-Pass trug Receiver Michael Crabtree in die Endzone.

Beim folgenden Kickoff passierte den Saints der nächste Fauxpas: Returner Courtney Roby ließ den Ball gleich zwei Mal aus, ein Mal zu viel. Der dritte Turnover der Saints - und das noch im ersten Viertel.

Saints wachten auf

Dieses Mal reichte der gewonnene Ballbesitz für die 49ers aber nur für ein Field Goal durch Kicker David Akers (25 Yards), was dennoch eine 17:0-Führung bedeutete.

In der Folge wachten die Saints endgültig auf. Erst fing Tight End Jimmy Graham, der sich beim Opening Drive verletzte und behandelt werden musste, einen Pass für 14 Yards.

Fünf Minuten später Receiver Marques Colston einen für 25 Yards zum 14:17.

Mit diesem Score ging es auch in die Halbzeit. Das änderte auch Saints-Turnover Nummer vier (!) in den ersten 30 Minuten nichts - Brees wurde abermals intercepted.

Sein Gegenüber Smith machte es wenig später mit einem Lost Fumble nicht besser.

Die zweite Hälfte begann für die Saints ähnlich, wie sie aufhörte - mit einem Turnover.

Dieses Mal ließ Running Back Darren Sproles als Returner den Ball aus, den 49ers gelang allerdings wieder nur ein Field Goal durch Akers (41 Yards).

Nach jeweils einem weiteren Drei-Punkte-Zuwachs auf beiden Seiten konnten die beiden Offensiv-Abteilungen, die nach der Pause bis kurz vor Schluss kaum in Aktion treten konnten, erst gegen Ende des Spiels Kapital schlagen.

Brees, der abseits seiner zwei Picks bei 63 Passversuchen auf großartige 462 Yards sowie vier Touchdown-Pässe kam, brachte Sproles in Position und der Receiver marschierte mit dem Leder bis in die Endzone (44 Yards) zur erstmaligen Führung der Gäste.

Doch das war erst der Auftakt für ein grandioses Finale.

Denn Smith ließ sich nicht lumpen und erlief die abermalige Führung zum 29:24 nach einem schönen Spielzug selbst (28 Yards).

Die folgende Two-Point-Conversion scheiterte.

Nach der Two-Minute-Warning wechselte die Führung erneut. Graham stellte nach einem 66-Yards-Pass von Brees auf 30:29 - dank der geglückten Two-Point-Conversion stand es 1:37 Minuten vor Schluss 32:29 für die Saints.

Doch das war es im "Thriller von SanFran" noch immer nicht. Der vierte Führungswechsel in diesem absoluten Krimi sollte nicht lange auf sich warten lassen.

Smith und Davis ließen die Fans in Jubelstürme ausbrechen.

Erst fing der Tight End einen Pass für 47 Yards, der die Tür zur Overtime via Field Goal weit öffnete - doch es sollte noch besser kommen.

Neun Sekunden vor Schluss landete Smiths Ball abermals in den Händen des Tight-Ends - Endzone, Touchdown, Sieg!

Nach dem Kickoff konnte Brees in den letzten Sekunden nichts mehr ausrichten.

Der Traum der Saints platzte, die fünffachen Super-Bowl-Sieger 49ers dürfen hingegen auf die erste Endspiel-Teilnahme seit 1995 hoffen.

Dafür braucht es kommenden Sonntag einen Sieg bei den Green Bay Packers oder zu Hause gegen die Giants.

California Dreaming. Jetzt erst recht.

 

Bernhard Kastler

 

STIMMEN ZUM SPIEL:

Jim Harbaugh (49ers-Head-Coach): "Ich bin wirklich stolz auf mein Football-Team. In solchen Spielen leben wir, wir machen immer weiter und weiter und das auf spektakuläre Art und Weise. Ich weiß, es hat vor 30 Jahren 'The Catch' (49ers' Winning-TD-Catch im NFC Conference Final, Anm.) gegeben, keine Ahnung, wie ihr den heutigen von Vernon (Davis, Anm.) nennen werdet. Es war ein großartiger Spielzug von ihm und Alex Smith. Es ist ein großartiger Sieg des ganzen Teams."

Alex Smith (49ers-Quarterback): "Es war großartig! Im Spiel gab es viele Ups und Downs, die letzten fünf Minuten waren dann unglaublich genug. Die Jungs sind so selbstbewusst, so lange wir noch Zeit haben, glauben sie daran. Ich habe nach dem Graham-TD an ein Field Goal geglaubt, ehrlich gesagt nicht an einen Touchdown. Dann haben wir es einfach versucht und Vernon hat einen unglaublichen Job gemacht. Ich will nicht, dass das endet!"

Drew Brees (Saints-Quarterback): "Es tut insofern weh, als dass wir mit gewissen Erwartungen in die Playoffs gegangen sind. Das ist nun schwer zu schlucken."

Sean Payton (Saints-Head-Coach): "Die 49ers haben eine wirklich gute Defense, sie haben einen wirklich guten Job gemacht. Wir brauchten Geduld, dann haben wir ab und an Druck ausüben können, auf der anderen Seite aber auch Dinge nicht so gut gemacht. Einen Spieler wie Pierre (Thomas, Anm.) früh zu verlieren, hasst man natürlich. Beide Teams spielten hart, es ist natürlich enttäuschend, wenn du dann doch noch verlierst."