news

Zeitlupe Altmann

 

Aber hallo, geht's noch?!?

Haben Sie schon das Interview mit ÖFB-Präsident Leo Windtner gelesen?

Wenn nein, es lohnt sich.

Im Prinzip ist nur eine Interpretation zulässig: Es ist das Paradebeispiel dessen, wie ein Chef von seinem wichtigsten Mitarbeiter, im konkreten Fall Teamchef Didi Constantini, abrückt. Warum, ist leicht erklärt.

Unter anderem wird in diesem von der APA am Rande der U20-WM in Kolumbien geführten Gespräch thematisiert, ob ein moderner Trainer vom Typus Thomas Tuchel mehr aus dem Nationalteam herauskitzeln könne.

Für Windtner ist diese Frage theoretischer Natur, dennoch meint er: „Ich glaube, Constantini wird sich sicher auch in diesem Umfeld umsehen und nicht nur im Bisherigen verharren, sondern schon schauen, wo die Entwicklung des Fußballs hingeht.“

Wohl gemerkt: „Ich glaube,…“ Glauben, heißt nicht wissen. Ob in der freien Marktwirtschaft ein Konzernchef auch nicht weiß, wie fortbildungswillig sein wichtigster Manager ist?

Apropos Fortbildungswilligkeit. Nach jener Constantinis wird im Interview ebenfalls gefragt. Windtner verlangt, dass man nicht im eigenen Saft braten dürfe und schon schauen müsse, was auf der internationalen Bühne abgeht.

Ob Constantini das bisher nicht gemacht habe? Windtner: „Ich glaube, dass er in letzter Zeit verstärkt in diese Richtung tendiert.“

Aber hallo, geht’s noch?!? Wo kommen wir denn hin, wenn diese Mindestanforderung an einen Teamchef nach über zweieinhalb Jahren überhaupt auch nur ansatzweise ein Thema ist?

Außerdem: Was heißt „in diese Richtung tendiert“? Darf man darunter verstehen, dass Constantini – jetzt, wo er um seinen Job zittern muss – beginnt, das kleine Einmaleins der modernen Trainerarbeit zu lernen? Will uns Windtner damit sagen, dass er den Tiroler bislang für einen „Im-Eigenen-Saft-Brater“ hielt, der sich lieber um seine Seilschaften kümmerte und nun langsam dazu tendiert, eine zeitgemäße Herangehensweise für sich zu entdecken?

Wir halten fest: Der Chef lässt die Öffentlichkeit wissen, dass er keine Ahnung hat, ob sein wichtigster Angestellter ausreichend qualifiziert ist.

Das tut man in Wahrheit nur, wenn man diesen wichtigsten Angestellten längst abgeschrieben hat. Ein in der Privatwirtschaft erfolgreicher Manager wie Windtner würde diese Fragen ansonsten diplomatischer umschiffen.

Dennoch lässt er Constantini eine Hintertüre offen, ein zweites Mal seinen Vertrag zu verlängern. Wenn die Entwicklung im zweiten Länderspiel-Halbjahr auch resultatsmäßig nach oben zeigen würde, werde es laut Windtner wenig Diskussionen geben.

Wenn das mal kein Irrtum ist. Um es klipp und klar zu sagen: Nach diesen Worten wäre eine Vertragsverlängerung von Constantini aus blindem Ergebnisfetischismus heraus ein Witz. Windtner würde sich – im Grunde genommen - selbst disqualifizieren.