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Der letzte Anlauf mit Christoph Leitgeb

Der letzte Anlauf mit Christoph Leitgeb

Christoph Leitgeb ist der mit Abstand längstdienende Spieler von Red Bull Salzburg.

Im Sommer 2007 wechselte der Steirer von Sturm Graz an die Salzach und spielt damit nun schon seine achte Saison in Rot-Weiß.

Vier Mal wurde der 29-Jährige mit den „Bullen“ Meister, zwei Mal Cup-Sieger und vergangene Saison stand der Mittelfeldspieler im Achtelfinale der Europa League.

Es ist leicht zu erraten, was dem ÖFB-Teamkicker noch fehlt – der Einzug in die Gruppenphase der Champions League. „Es sollte jetzt endlich klappen“, hofft Leitgeb im LAOLA1-Interview.

Fünf Mal hat es der frühere Blondschopf versucht, fünf Mal hat es nicht geklappt. Nach dem 1:2 im Hinspiel gegen Qarabag Agdam steht Salzburg bereits am Mittwoch (20:30 Uhr) gehörig unter Druck.

„Wenn man in die Champions League will, muss man Qarabag schlagen“, hält Leitgeb in einem seiner seltenen Interviews („Das ist nicht so meins“) fest und erklärt, warum es wohl seine letzte Chance ist.

LAOLA1: Wieviel Selbstvertrauen habt ihr mit dem Sieg in Ried für das Spiel gegen Qarabag getankt?

Christoph Leitgeb: Es war einfach wichtig, dass wir gleich wieder auf die Siegerstraße zurückgefunden haben. Mit dem Sieg haben wir sicher Selbstvertrauen getankt, so dass wir das 1:2  umdrehen können. Das Hinspiel verlief unglücklich.

LAOLA1: Inwiefern?

Leitgeb: Wir waren schnell in Rückstand, dadurch ist unser Spiel auch in der ersten Hälfte ins Stocken geraten. Aber nach der Pause waren wir dann schon feldüberlegen, hatten genügend Chancen und hätten so zwei, drei Tore schießen können. Kurz vor Schluss bekommen wir dann aber einen blöden Treffer. Das ist passiert, aber bin ich zuversichtlich, dass wir den Aufstieg fixieren werden.

LAOLA1: Trainer Adi Hütter meinte, die Mannschaft war unerwartet nervös. Spielte der Druck samt Atmosphäre mit, da in dieser Saison die CL-Gruppenphase quasi Pflicht ist?

Leitgeb: Es spielte wohl mit. Man nimmt sich sehr viel vor und liegt dann ganz schnell 0:1 zurück. Nach so einem Dämpfer ist bei uns das Spiel dann nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben. Das war sicher bitter, aber wir haben schon gezeigt, dass wir besser Fußball spielen können.

LAOLA1: Was für ein Spiel erwartest du am Mittwoch?

Leitgeb: In erster Linie müssen wir unsere Chancen verwerten. Das ist in so einer Partie einfach ganz wichtig. Qarabag ist gefährlich, das haben wir im Hinspiel gesehen und wir müssen aufpassen. Reynaldo ist gesperrt, das ist sicher kein Nachteil. Und wenn wir unsere Basis abrufen können, werden wir das Spiel gewinnen, vor allem, wenn wir eben unsere Chancen nutzen. Wir spielen zu Hause und ich hoffe, es werden viele Zuschauer kommen.

LAOLA1: Fußball ist schnelllebig: Vor einem Jahr warst du um diese Zeit kein Thema für die Startelf.

Leitgeb: Ich war damals in der Vorbereitung verletzt, da hatte sich ein Stamm gebildet, der sich auch eingespielt hat. Roger (Schmidt, Anm.) hat auch gemeint, dass es vielleicht besser ist, wenn ich mir einen neuen Verein suche, da ich wenige Chancen auf Einsätze hätte. Das war schon ein richtiger Schlag ins Gesicht, das muss man einmal ein, zwei Wochen verdauen. Danach habe ich mir aber gesagt: Scheiß drauf, ich gebe Vollgas! Ich wollte wieder körperlich fit werden, habe abgewartet und dann hat es glücklicherweise funktioniert.

LAOLA1: Wolltest du es auch den Kritikern zeigen, die dich nicht mehr auf der Rechnung hatten?

Leitgeb: Viele haben wohl nicht mehr daran geglaubt, aber ich wollte es vor allem mir selbst beweisen, dass ich in dieser Mannschaft spielen und ihr helfen kann. Und es hat nicht so schlecht funktioniert (grinst).

LAOLA1: Eines müssen wir noch klären: Warum bist du nicht mehr blond? Sind die Haare gefärbt?

Leitgeb: Ich habe sie mir nicht gefärbt, sondern nur geschnitten und deswegen keine Strähnchen mehr. Dafür habe ich jetzt graue Haare auf der Seite (lacht). Aber wenn man schon verheiratet ist und 30 Jahre alt wird, braucht es keine Strähnchen mehr.

 

Das Gespräch führte Bernhard Kastler

LAOLA1: Belastet euch der Druck?

Leitgeb: Wir haben natürlich Druck, da es vor der Saison hieß, dass wir unbedingt in die Champions League kommen und dort auch eine Rolle spielen wollen. Aber wir müssen nicht auf Zurufe von außen achten, sondern uns auf unsere Leistung konzentrieren. Wir müssen einfach schauen, dass wir weiterkommen. Wir sind die bessere Mannschaft, haben die bessere individuelle Qualität und das müssen wir einfach nur auf den Platz bringen. Dann steht einem Aufstieg nichts im Wege.

LAOLA1: Du bist der längstdienende Salzburger, bist in deinem achten Jahr und es ist dein sechster Versuch, in die Champions League zu gelangen.

Leitgeb: Ich habe diesbezüglich schon viel an Höhen und Tiefen hier miterlebt, die gehören im Fußball dazu. In der Qualifikation sind wir mitunter schon unglücklich gescheitert, gegen die Israelis (Maccabi, Hapoel) hatten wir letztlich keine Chance und Düdelingen war zwei Mal einfach komplette Scheiße. Jetzt haben wir die beste Mannschaft, die jemals in Salzburg gespielt hat, aber das müssen wir auch bestätigen. Sonst wäre wieder alles umsonst gewesen. Wenn man in die Champions League will, dann muss man Qarabag schlagen. Danach würden auch nicht die ganz großen Brocken warten, deswegen ist die Chance groß. Jetzt gilt es aber einmal am Mittwoch die Hausaufgaben zu machen.

Red Bull Salzburg - FK Qarabag, RB-Arena, 20:30 Uhr, SR Madden (SCO), Hinspiel 1:2

LAOLA1: Wie sehr brennst du persönlich auf die Königsklasse?

Leitgeb: Es geht da nicht nur um mich, das betrifft alle. Es wäre an der Zeit, denn es ist wohl mein letztes Jahr hier in Salzburg, deswegen sollte es jetzt endlich klappen.

LAOLA1: Ist es definitiv deine letzte Saison in Salzburg?

Leitgeb: Definitiv nicht, aber mein Vertrag läuft nach dieser Spielzeit aus.

LAOLA1: Und du willst du dich folglich noch einmal verändern.

Leitgeb: Eigentlich schon, denn ich bin auch nicht mehr der Jüngste. Aber ich lasse das alles auf mich zukommen, will ein erfolgreiches Jahr spielen und dann schauen wir weiter. Ich mache mir dahingehend keinen Druck. Aussuchen kann man es sich ja auch nicht.

LAOLA1: Wäre ein Verbleib in Salzburg eine Option, wenn sich nichts Passendes auftäte?

Leitgeb: Wenn Red Bull Salzburg nicht verlängert, müsste ich mich sowieso umsehen (lächelt). Aber das wird sich im Laufe der Zeit ergeben, mein Berater wird mich informieren. Und ja, wenn es zu einem Wechsel käme, dann schon ins Ausland. Innerhalb Österreichs würde ich nur zu Sturm Graz wechseln wollen.