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Wunschelf und Kaderbewertung Wiener Neustadt

Wunschelf und Kaderbewertung Wiener Neustadt

"Wir haben noch nicht ganz die Mischung gefunden“, gesteht Peter Stöger.

Eine Woche vor Saison-Start befindet sich der neue Coach der runderneuerten Wiener Neustädter noch in der Experimentierphase – sowohl was Startelf als auch das System betrifft.

„Die Frage ist, wie wir es anlegen – ob mit verstärktem Mittelfeld, zwei echten Spitzen, wir haben sogar schon eine Variante mit drei Stürmern gehabt. Alles hat phasenweise ganz gut funktioniert und phasenwiese wieder nicht so gut“, erläutert Stöger und betont ob ausgeglichenen Kaders:

"Wir haben viele Varianten und Optionen, das ist erfreulich. Eine neu zusammengestellte Mannschaft braucht Zeit. Wir werden schauen, was wir bis zum Saison-Start rauszaubern – mit der Qualität an und für sich bin ich zufrieden.“

LAOLA1 nimmt den Kader des SC Wiener Neustadt genau unter die Lupe:

TOR:

Saso Fornezzi, die unumstrittene Nummer eins der letzten Jahre, hat sich in die Türkei zu Orduspor verabschiedet. Das Trio, das bisher im Schatten des Slowenen stand, rittert nun um den Platz an der Sonne. Mit Manfred Razenböck tritt ein Routinier gegen die Youngsters Ihsan Poyraz und Jörg Siebenhandl an. Razenböck verdiente sich seine Brötchen in der höchsten Spielklasse bislang ausschließlich als Backup (Ried, GAK und Magna), trotz seiner 33 Jahre kann er erst 13 Bundesliga-Einsätze vorweisen. Poyraz und Siebenhandl durften sich am Ende der abgelaufenen Saison jeweils 90 Minuten lang bewähren.

LAOLA1-Bewertung: Bei einem Abstiegskandidaten steht der Tormann naturgemäß im Rampenlicht. Selbiges ist allen drei Kandidaten um die Nummer eins bislang fremd. In Wiener Neustadt glaubt man an das Potenzial des Trios und rüstete nicht nach. Einer muss den Durchbruch schaffen, sonst sieht es düster aus.

ABWEHR:

Andreas Schicker hat sich als Linksverteidiger längst in der Bundesliga etabliert und gehört zu jenen blau-weißen Kräften, die nun verstärkt in die Verantwortung genommen werden. Leader der Innenverteidigung sollte Christian Ramsebner werden. Der 22-Jährige hat in den bisherigen zwei Wiener Neustädter Bundesliga-Jahren gehalten, was man sich von ihm versprochen hat. Für den Platz an seiner Seite gibt es mehrere Kandidaten. Thomas Kral lieferte im Frühjahr einige Talentproben ab, selbiges gilt für den erst 19-jährigen Matthias Maak. Baut Stöger doch auf mehr Routine, ist den für das Mittelfeld vorgesehenen Michael Madl und Mario Reiter der Job in der Abwehrzentrale ebensowenig fremd wie Fernando Troyansky. Der argentinische Routinier ist zudem einer der Kandidaten für den Posten rechts in der Viererkette, wo auch Mario Pollhammer, Bernd Besenlehner und Wolfgang Klapf aufgeboten werden können. Letzterer bleibt weiterhin die Alternative zu Schicker auf der linken Seite.

LAOLA1-Bewertung: Viele Denkvarianten in einer Formation, die durch die Abgänge von Kostal und Thonhofer an Routine verloren hat. Wiener Neustadt profitierte bislang von einer eingespielten Viererkette. Stöger muss rasch die richtige Mischung finden, und weitgehend ungeprüfte  Talente wie Kral, Maak oder Pollhammer müssen eine ähnliche Entwicklung nehmen wie Ramsbener, sonst steht eine schwierige Saison bevor.

MITTELFELD:

Auch in dieser Formation befindet sich die Konstante auf der linken Seite. Tomas Simkovic ist der neue Kapitän und fraglos eine der Schlüsselkräfte von „Wiener Neustadt neu“. Sollte er nicht im Abwehrzentrum gebraucht werden, ist Michael Madl im defensiven Mittelfeld gesetzt. Auch dem 23-Jährigen steht der Schritt zum Führungsspieler bevor. Die restliche Besetzung hängt von der taktischen Ausrichtung, für die sich Stöger entscheidet, ab. Für den Platz neben Madl sind Mario Reiter, der nach einer Knie-OP rechtzeitig zum Saison-Start fit werden könnte, und Michael Stanislaw ein Thema. Beide sind quasi schon Neustädter „Urgesteine“, waren schon für Vorgänger-Verein Schwanenstadt aktiv. Neu ist der frühere Serie-B-Legionär Daniel Wolf, bei dem der Coach mit einer etwas offensiveren Rolle im zentralen Mittelfeld plant. Dort hat auch Willi Evseev, seines Zeichens Kooperationsspieler von Hannover 96, seine Heimat. Beim GAK ließ Stöger Mario Pollhammer rechts im Mittelfeld spielen – eine Variante, die auch in Wiener Neustadt denkbar ist. Das frühere Wunderkind Nikon „El Maestro“ Jevtic wird wohl langsam an den Profibetrieb herangeführt.

LAOLA1-Bewertung: Simkovic, Madl, Reiter, Stanislaw, Wolf – alles Kräfte, die ihre Profi-Tauglichkeit längst unter Beweis gestellt haben. Ihre Aufgabe wird es sein, von der Mitläufer- in die Anführer-Rolle zu schlüpfen, sonst bleibt das Neustädter Mittelfeld biederer Durchschnitt.

STURM:

Am Papier ist die Auswahl für Stöger riesengroß. Ein „Striker“, der bereits bewiesen hat, dass er in der Bundesliga Tore garantieren kann, steht ihm jedoch nicht zur Verfügung. Günter Friesenbichler will diesen Beweis im reifen Fußballer-Alter von 32 endlich antreten – eine Leistungsstufe darunter geizte der Steirer in den letzten Jahren für die Admira und Hartberg nicht mit Toren. Serkan Ciftci wurde für die Rapid Amateure mit 21 Treffern in der abgelaufenen Saison Zweiter der Ostliga-Schützenliste, Danijel Prskalo netzte elf Mal für die Red Bull Juniors – für das Duo ist es die erste Bewährungsprobe in der Bundesliga. Die hat Matthias Lindner bereits hinter sich, in Mattersburg reichte es für den einst als riesiges Talent gepriesenen Stürmer nie zum Durchbruch. Auf seine zweite Chance darf man gespannt sein. Thomas Helly schnupperte schon in der letzten Saison Bundesliga-Luft und durfte sich dabei über sein Premieren-Tor freuen. Auf dieses wartet Rene Felix noch. Youngster Christopher Tvrdy bekam einen Profivrtrag.  Der baumlange Edin Salkic wird vermutlich noch einige Zeit gegen sein Image-Problem nach dem Handspiel gegen Sturm in Runde 35 ankämpfen.

LAOLA1-Bewertung: Viel Masse, aber auch Klasse? Wie bei den übrigen Mannschaftsteilen ist Potenzial erkennbar. Bis zum Beweis, dass es auch regelmäßig auf Bundesliga-Niveau abgerufen wird, ist Skepsis jedoch erlaubt.

Peter Altmann

Anmerkung: Wie schon im Frühjahr gibt es als Bewertungsgrundlage 1 bis 10 Bälle, wobei 10 das Maximum darstellt.