news

"Ich sehe das als große Herausforderung"

Am Dienstag und Mittwoch stand die Champions League auf dem Programm.

Ohne FC Red Bull Salzburg. Wieder einmal. Bekanntlich verpasste der Meister zum siebenten Mal die erfolgreiche Qualifikation für die Königsklasse und spielt nun zum fünften Mal in der Gruppenphase der Europa League - zum Auftakt gastiert dabei Celtic in Österreich.

In diesem Bewerb ist Salzburg die siebtbeste Mannschaft in der ewigen Tabelle, was auch an zwei Saisonen mit jeweils sechs Siegen im Herbst liegt. In der vergangenen Spielzeit schaffte es Roger Schmidt mit seiner Mannschaft bis ins Achtelfinale und damit international so weit wie noch nie in der Red-Bull-Ära.

Sein Nachfolger Adi Hütter hat sich mit seinem Team den großen Traum Champions League nicht erfüllt und dazu insgesamt nun drei Niederlagen en suite kassiert.

Im LAOLA1-Interview arbeitet der 44-Jährige die jüngere Vergangenheit auf.

LAOLA1: Wie würden Sie die aktuelle Situation beschreiben? Ist es eine Krise?

Adi Hütter: Es ist klar, dass momentan nicht alles optimal läuft. Das Ausscheiden gegen Malmö war ein richtiger K.o.-Schlag und das Spiel gegen Sturm war eine Konsequenz. Danach war Länderspiel-Pause, nach der nur Peter Ankersen mit einem Sieg zurückkam. Trotz allem hatten wir vor dem WAC-Spiel eine gute Trainingswoche, aber wir erbrachten nicht die Leistung, die wir schon zeigen konnten. Wir haben gegen eine defensiv gut organisierte Mannschaft nicht die richtigen Mittel angewendet. Wir haben eine gute Chance zu Beginn ausgelassen, ein Tor nach einer Standard-Situation bekommen und dann wurde es schwierig. Wir müssen einfach wieder dorthin zurück, wo wir schon waren. Wir müssen schnörkelloser spielen, den Ball nach Verlust schneller zurückbekommen und den Torabschluss suchen. Das war auch bislang das Gesicht der Mannschaft. Jetzt sind wir alle, das Trainer-Team mit mir an der Spitze sowie die Mannschaft, gefordert, dass wir schnell wieder unser Spiel umsetzen und aus dem Gegenwind Rückenwind machen.

LAOLA1: Die letzten Gegner haben sich gut auf das Salzburger Spiel eingestellt. Das Ziel war zu Saisonbeginn, die Spielidee weiterzuentwickeln. Muss man sie in dieser Situation nun adaptieren?

Hütter: Man muss nicht großartig umstellen. Wenn das Bollwerk zentral steht, muss man auch die Optionen über die Außen nützen. Wir haben das WAC-Spiel analysiert und hatten da viele Durchbrüche, der letzte Pass ist eben nicht angekommen. Unsere Idee basiert auf dem Spiel gegen den Ball und danach wollen wir schnell vorne hineinspielen. Das funktioniert noch. Aber zuletzt gelang es zu selten. Es geht dabei auch oft um das erste Tor, damit sich Räume beim Gegner öffnen.

Salzburg - Celtic Glasgow, Red Bull Arena, 19 Uhr, SR Artur Dias/POR

LAOLA1: Zuletzt fehlte die Power, für die Salzburg bekannt ist. Einem Spieler wie Alan ist mitunter die fehlende Spielfreude anzumerken. Muss die Mannschaft den geplatzten Traum erst vollends verdauen?

Hütter: Es war sehr viel auf dieses Ziel fokussiert, aber das ist auch absolut in Ordnung, weil die Ansprüche einfach hoch sind. Wir waren hervorragend in die Meisterschaft gestartet und dann war das Ziel auf die beiden Spiele gegen Malmö ausgerichtet. Wir haben uns in Wahrheit mit einem Auswärtsspiel in eine Situation gebracht, die vom Kopf her sehr schwierig ist. Aber das ist meine Aufgabe und Herausforderung als Trainer, die Köpfe wieder so frei zu bekommen, dass wir wieder an uns glauben und die Spiele gewinnen.

LAOLA1: Sie verteidigten Ihre Aufstellung nach der Malmö-Partie. Nach wie vor?

Hütter: Wir haben alle keine Garantie, dass es in der anderen Konstellation besser gelaufen wäre. Wir haben uns wirklich viele Gedanken gemacht, das Heimspiel analysiert, den Gegner drei Mal beobachtet und uns auch überlegt, was uns im Rückspiel erwarten könnte. Wir gingen davon aus, dass sie mit vielen hohen Bällen spielen würden und deswegen haben wir einen weiteren guten Kopfballspieler gebracht. Ich war der Meinung, dass diese Aufstellung für das Spiel die richtige Wahl war und letztlich ist es nicht daran gelegen. Davon bin ich überzeugt.

LAOLA1: Ralf Rangnick ist in diesem Kontext stets Thema. Hatte er Einfluss?

Hütter: Da möchte ich klipp und klar sagen: Die Aufstellungen sowie die Ein- und Auswechslungen sind absolut mein Bereich. Das entscheide ich ganz alleine und wäre für mich anders auch gar nicht möglich. Ich könnte sonst nicht Trainer sein. Dafür übernehme ich auch die hundertprozentige Verantwortung und lasse mir nicht dreinreden. Klar ist aber auch: Ralf Rangnick hat sehr viel Erfahrung und da tauschen wir uns natürlich auch regelmäßig aus.

LAOLA1: Der Druck vor dem Celtic-Spiel ist gewachsen. Wie gehen Sie damit um?

Hütter: Druck ist bei Spitzenvereinen immer weit größer. Das sieht man ja auch nach nur drei Liga-Runden bei Real Madrid, dem regierenden Champions-League-Sieger. Man ist erfolgshungrig und wir sind ja hier auch nur zufrieden, wenn wir gewinnen. Wenn man drei Mal hintereinander verliert, weiß man, wie es uns geht. Da braucht es die einfachen Mittel und Werkzeuge sowie Tugenden wie kämpfen und laufen, dann kommen die spielerischen Elemente wieder von ganz alleine. Das Selbstvertrauen kann ich mir nur holen, wenn ich mir durch harte Arbeit das Erfolgserlebnis hole. Dann wird man auch ein anderes Bild sehen. Ich persönlich sehe das jetzt als die große Herausforderung, die ich als Trainer annehme.

LAOLA1: Was sind Ihre Ziele für die Europa-League-Gruppenphase?

Hütter: Das Wichtigste ist einfach, dass wir am Donnerstag ein gutes Spiel machen. Es wäre sehr wichtig, wenn wir mit einem Sieg beginnen würden. Nach drei Niederlagen müssen wir uns mit unseren Tugenden in diese Partie hineinkämpfen. Sollte uns das gelingen, dann bin ich überzeugt, dass wir ein sehr gutes Spiel machen werden und die Chance groß ist, es auch zu gewinnen. Celtic ist aber eine sehr gute Mannschaft, wir haben sie beobachten lassen. Es ist schon ein schottischer Stil zu sehen, aber trotz allem versucht die Mannschaft auch Fußball zu spielen. Da sind gute und zweikampfstarke Spieler dabei und ich denke, sie sind über Malmö zu stellen. Deswegen können wir uns da auf einen harten Fight freuen. Wir wollen einfach mit einem Sieg starten, aber das Wichtigste wird immer sein, wie wir spielen. Darauf liegt der Fokus für dieses Spiel.

LAOLA1: Was will Salzburg in der Europa League für die nächste Champions-League-Quali lernen?

Hütter: Es ist wichtig, den nächsten Schritt zu gehen. Natürlich haben wir auch eine Zielsetzung, was die Europa League betrifft, aber in der jetzigen Phase sollten wir über den nächsten Schritt reden und nicht weiter. Dieser ist, wieder den Fußball zu zeigen, der uns auch auszeichnet und besonders macht. Das ist für mich das Wichtigste, ehe wir über weitere Schritte sprechen.

 

Das Interview führte Bernhard Kastler

LAOLA1: Gibt es zur Causa Sadio Mane noch etwas zu sagen?

Hütter: Nein, es war ein unprofessionelles Verhalten. Ich möchte nur klarstellen, dass ich bis dahin ein sehr gutes Verhältnis zu ihm hatte und dass er mich an diesem Tag nicht missverstehen konnte, weil der Dolmetscher dabei war. Das Verhalten war unprofessionell und ist nicht zu entschuldigen.

LAOLA1: Ihre Mannschaft trifft aktuell auf aggressive Gegner. Wehrt Sie sich manchmal zu wenig?

Hütter: In Klagenfurt war das nicht der Fall. In Malmö kam auch das hinzu, was zugelassen wurde. Das Foul von Rosenberg gegen Schwegler kannst du schwer beeinflussen. Du kannst es selbst probieren und wenn es der Referee sieht, kriegst du Rot. Ob das intelligenter ist? Wir sollten nicht anfangen, schmutziger zu spielen. Ich will ein Team haben, das sauberen Fußball spielt. Die nötige Härte im Zweikampf gehört natürlich dazu. Mir gefällt manchmal auch nicht, wenn lamentiert wird. Das passiert aber in so einer Situation öfter, da kommt einfach ein gewisser Frust dazu. Aber man kann sich nur gemeinsam herausziehen und das werden wir schaffen.

LAOLA1: Marcel Sabitzer meinte, er wisse nicht, was Malmö in der Champions League wolle. Mangelt es an Selbstkritik oder richtiger Selbsteinschätzung?

Hütter: Das darf man nicht überbewerten. Es war aus der Emotion, aus dem Frust heraus. Wir sind die bessere Mannschaft, aber Malmö hat es sich unter dem Strich verdient, weil es im Heimmatch sein Spiel mehr durchgebracht hatte. Es ist klar, dass junge Spieler dann enttäuscht sind. Aber so wie ich sie kennengelernt habe, sind sie selbstkritisch. Die Burschen haben einen tollen Charakter, sind auch demütig und hungrig nach Informationen, wie sie sich verbessern können.

LAOLA1: Leben Sie vor, selbstkritisch zu sein?

Hütter: Man muss immer bei sich selbst beginnen. Von den Ausreden haben wir ja auch alle nichts, wir leben von den Fakten. Wir arbeiten an unserem Spiel und ich nehme meine Spieler auch in Schutz, weil sie einen richtig guten Kern haben. Mir gefällt es, wie sie sind.

LAOLA1: Wie ist es für Sie persönlich bislang gelaufen?

Hütter: Es ist natürlich eine ganz andere Ausgangslage, was die Erwartungshaltung betrifft, wenn man vorher bei Vereinen wie Altach oder Grödig war. Dazu gibt es einen größeren Stab und mehrere Spieler. Man muss alles kennerlernen und auch die Trainingsarbeit hinbekommen. Das ist viel Arbeit, aber das macht mir Spaß. Jeder Trainer braucht eine gewisse Zeit, bis er sich eingearbeitet hat. Ich weiß aber, dass man nur einen gewissen Spielraum hat und erfolgreich sein muss. Wir waren das anfangs, nun haben wir einen Nackenschlag bekommen.