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Fan-Schwund gegen Fan-Schweigen

Fan-Schwund gegen Fan-Schweigen

Sie sind die Publikumsmagneten der Bundesliga und führten die Zuschauer-Tabelle von 2006 bis 2010 fast im Gleichschritt an.

Aber jetzt haben Red Bull Salzburg und der SK Rapid ausgerechnet mit ihren Fans ein Problem.

Während bei den „Bullen“ die Zuschauer in Scharen zu Hause bleiben, schweigt der harte Kern des grün-weißen Anhangs.

Fan-Schwund gegen Fan-Schweigen.

Sorgt nun am Sonntag beim Schlager ausgerechnet Stefan Maierhofer für die Initialzündung bei beiden Klubs?

LAOLA1 blickt auf die verzwickte Lage in beiden Lagern:



Vizemeister Salzburg kämpft schon seit Längerem mit zurückgehenden Zuschauerzahlen.

Und der Schwund wird immer dramatischer.

Zum Vergleich: Vergangenes Jahr kamen gegen Omonia Nikosia noch 14.400 Zuschauer in die "Bullen-Arena", 2011 gegen den gleichen Gegner im entscheidenden Spiel um den Einzug in die EL-Gruppenphase nur mehr 9.100.

Die Gründe für den Rückgang sind vielschichtig.

Viel Kredit verspielt

Zum einen hat die Mannschaft in der vergangenen Saison viel Kredit verspielt.

Mit dem zum Teil destruktiven Spiel unter Huub Stevens wurden viele Anhänger vergrault.

Unter Ricardo Moniz soll nun wieder alles anders werden.

Offensive und viele Tore hat der Niederländer versprochen - ein Philosophie-Wechsel, der die abgewanderten Zuschauer Stück für Stück zurückgewinnen soll.

Außerdem sollen junge Eigengewächse wie Hinteregger, Teigl, Offenbacher und Savic dafür sorgen, dass sich die Fans mehr mit dem Klub identifizieren können.

Zu teuer?

Ein weiteres Problem sind die Preise. Gegen die drei Top-Teams Rapid, Austria und Sturm muss ein Salzburg-Fan für die billigste Karte (Stehplatz) 17 Euro bezahlen.

Auch an den Bier-Preisen stoßen sich die Zuschauer. Lag der Preis 2005/06 noch bei 2,90 Euro, muss man aktuell 3,60 Euro hinblättern.

„Stadion gehen wird zum Luxus“, lautet ein Kommentar eines Anhängers.

Ein weiterer langjähriger Fan schreibt: „Rund um das Stadion (Catering, Fanshop) ist eine Preisentwicklung ersichtlich, die viele Fans zusätzlich verärgert und dem Verein ein Image verleiht, dass man "abgehoben" ist. Beispiele hierzu: ein Bierpreis von 3,60 Euro oder ein Kindertrikot um 55 Euro.“

Sorgen Zickler und Maierhofer für die Wende?

Der Verein hat mit Beginn der Saison auf die negative Entwicklung reagiert und Aushängeschild Alexander Zickler ins Boot geholt.

Der 37-Jährige soll als Beauftragter für den "Jugend-, Fan- und Sponsorenbereich" die Kluft zwischen Klub und Fans wieder schließen.

Beschleunigen könnte diesen Vorgang ausgerechnet Stefan Maierhofer. Der Neuzugang wurde bereits beim EL-Spiel gegen Omonia Nikosia vom Anhang gefeiert und mimte auf der Südtribüne sogar den Vorsänger.

Der 2,02m-Hüne ist ein Typ, der das Publikum mitreißen und so für neue Emotionen in der Bullen-Arena sorgen kann. Emotionen, die Red Bull derzeit dringend nötig hätte.

Rapid hatte in den vergangenen Wochen ein Problem, das andere gerne hätten. Trotz der anhaltenden Proteste und dem Stimmungs-Boykott strömten die Massen ins Stadion.

Die Besucherzahlen von 13.000 im Heimspiel gegen die SV Ried und 31.800 im Wiener Derby können sich durchaus sehen, täuschen jedoch nur über das katastrophale Verhältnis zwischen der nach den Derby-Krawallen gegründeten Gruppierung „United we stand“ und der Vereinsführung hinweg.

Die Derby-Vorfälle vom 22. Mai sind noch lange nicht vergessen, Versuche sich anzunähern, brachten bisher nur mäßige Erfolge.

Nach einem offenen Brief von Klubservice-Leister Andy Marek (hier gibt's den offenen Brief zum Nachlesen) und einigen Entgegenkommen könnte im Auswärtsspiel gegen RB Salzburg aber erstmals wieder lautstarker Support von den Rängen tönen.

„Rücken wir wieder zusammen“

„Fassen wir uns alle ein Herz und rücken wir wieder zusammen, zeigen wir, was uns Rapidler immer ausgemacht hat: der Zusammenhalt“, heißt es in der offenen, verzweifelt klingenden Stellungnahme der Rapid-Stimme.

Zwar wussten die Hütteldorfer, dass sie sich mit dem 10-Punkte-Maßnahmenkatalog und einigen Aussagen nach dem Skandal-Spiel keine Freunde machen werden, von „Ausmaß, Heftigkeit und Dauer“ der Proteste zeigte man sich aber durchaus überrascht.

Grund zum Handeln verspürten die Verantwortlichen spätestens nach der 0:3-Derbyschlappe im Happel-Stadion, bei der man dem 2.500 Gäste fassenden Auswärtssektor das Revier überließ.

Wie schon in den vorangegangenen Partien nahmen die grün-weißen Anhänger in stoischer Ruhe zur Kenntnis, was am Platz passierte. Einzige Ausnahme: Das Einklatschen der Rapid-Viertelstunde.

Rapid mit kleinem Kniefall vor den Fans

Nach mehrmaligen Treffen mit Fanklub-Vertretern kommt der Verein nun Wünschen der Fan-Initiative entgegen.

„Wir haben den Katalog mit dem nötigen Abstand evaluiert“, heißt es in Mareks offenem Brief. In Zukunft soll die Aboweitergabe wieder möglich, das Training an drei Tagen öffentlich zugänglich sein. Zudem wird alles Mögliche daran gesetzt, das Derby in der kommenden Saison wieder vom verhassten Happel- ins Hanappi-Stadion zu verlegen.

Mittlerweile ist man bereit, alle Hebel in Bewegung zu setzten, um einen Neuanfang zu unternehmen: „Ziehen wir alle wieder an einem Strang.“ Ob sich die zuletzt streikenden Fans davon beeindrucken lassen, bleibt abzuwarten. Dem Vernehmen nach zeigten sich diese mit den angekündigten Modifizierungen jedoch teilweise zufrieden.

Maierhofer als Zünglein an der Waage?

„An die aktive Fanszene appelliere ich, den Support wieder aufzunehmen – auch, wenn es nicht gleich so sein wird, wie es früher war. Wir haben eine neue, noch nicht eingespielte und derzeit verunsicherte Mannschaft, die gerade jetzt eure Unterstützung benötigt.“

Während die sportlichen Leistungen Rapids tatsächlich nach einer Wiederaufnahme des Supports schreien, könnte auch Stefan Maierhofer das Zünglein an der Waage sein.

Sein Engagement bei den Bullen und das mögliche Debüt gegen seinen Ex-Verein stößt einigen Supportern übel auf. Auch diese Tatsache wortkarg hinzunehmen, scheint unwahrscheinlich.

Somit heißt es am Sonntag: Die einen können nicht, die anderen wollen nicht. Veränderungen auf beiden Seiten würden der Liga aber sicherlich gut tun.


Kurt Vierthaler/Alexander Karper