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Was ist neu am Rapid-Spiel unter Schöttel?

Was ist neu am Rapid-Spiel unter Schöttel?

Wien – Der LAOLA1-Taktik-Fokus war erst der Anfang.

Denn ab nun wird sich ein neues Feature im Speziellen mit den taktischen Aspekten des Fußballs beschäftigen: Der LAOLA1-Taktik-Corner.

In unregelmäßigen Abständen werden wir an dieser Stelle regelmäßig brandheiße taktische Themen analysieren.

Den Anfang macht heute das neue Rapid unter Peter Schöttel.

Seit rund einem Monat bereitet der Rekord-Rapidler seine Mannschaft auf die neue Saison vor.

Beim 2:0-Sieg gegen die Admira am Samstag bestritt das neugeformte Team seine erste Nagelprobe. Doch was sind die Unterschiede zur vergangenen Saison? Wie legt der Rekordmeister unter Schöttel sein Spiel an? Und welche Rolle spielt dabei Steffen Hofmann?

Der LAOLA1-Taktik-Corner liefert die Antworten auf diese Fragen:

  • Rapid unter Pacult: Hofmann zieht in die Mitte

Von September 2006 bis April 2011 war Peter Pacult bei Rapid Trainer. Der nunmehrige RB-Leipzig-Coach hatte in dieser Zeit grundsätzlich zwei Systeme in petto.

Zumeist lief Rapid unter Pacult in einem 4-4-2-System auf. Nur gegen stärkere Gegner und in der Europa League setzte der Meistertrainer von 2008 auf ein 4-2-3-1. Die hier dargestellte Aufstellung bezieht sich auf das Auftaktspiel der letzten Saison, als Rapid bei Wacker Innsbruck mit 0:4 unterging.

Das Besondere an Pacults 4-4-2 war die Rolle von Steffen Hofmann, der, nominell als rechter Mittelfeldspieler aufgestellt, oftmals in die Mitte zog. Diese Positions-Interpretation bedeutete gleichzeitig Segen und Fluch für das Spiel Rapids.

Einerseits dirigierte der Kapitän auf diese Weise sämtliche Offensiv-Aktionen. Andererseits jedoch blieb die rechte Flanke dadurch oft unbesetzt. Dem Spiel von Rapid fehlte es an der nötigen Breite. Auch schnelle Gegenangriffe konnten über rechts leicht lanciert werden.  

Pacult setzte zudem konsequent auf zwei defensiv eingestellte Sechser als Absicherung im Mittelfeld. Zumeist nahmen Markus Heikkinen und Yasin Pehlivan diese Position ein. Beide wechselten sich mit Vorstößen in die Offensive ab, es gab keine spezielle Aufteilung über defensiveren und offensiveren Part im defensiven Mittelfeld.

Unter Schöttel änderte sich dies.

  • Rapid unter Schöttel: Nur noch ein Sechser

Alleine am Personal lässt sich erkennen, dass bei Rapid ein Umbruch stattgefunden hat. Aus der Startelf vom Saisonauftakt 2010 stand mit Steffen Hofmann gegen die Admira nur noch ein einziger Spieler am Platz.

Auch Schöttels System unterscheidet sich deutlich von jenem von Pacult. Der Neo-Coach lässt sein Team zwar ebenso in einem 4-4-2 auflaufen,  doch mit Stefan Kulovits agiert nur noch ein echter Sechser als Abräumer vor der Abwehr.

Neben der „Kampfgelse“ spielt Kapitän Hofmann eine vorgerückte Rolle im zentralen Mittelfeld. An den Seiten machen Trimmel und Prokopic das Spielfeld breit. Vor allem der Burgenländer versuchte gegen die Admira immer wieder seine Schnelligkeit einzusetzen. Im Angriff operiert Alar leicht hinter Sturmpartner Nuhiu.

Defensiv agiert Rapid mit zwei kompakten Viererreihen, die sich eng stehend ab der Mittellinie aufbauen.

Das 4-4-2 mit zwei flachen Ketten ist jedoch keinesfalls in Stein gemeiselt. Auch ein 4-2-3-1 oder ein 4-4-2 mit Raute stehen im Raum, denn im Vorfeld der Saison kündigte Schöttel taktische Flexibilität an: "Ich bin an und für sich einer, der seine Formationen wechselt. Ich glaube nicht, dass ich drei, vier Spiele mit derselben Startelf spielen werde. Ich schaue schon mit einem Auge auf das, was der Gegner macht."

  • Es gibt noch einige Baustellen

Rapid fuhr gegen die Admira zwar einen 2:0-Sieg ein, richtig überzeugen konnten die „Grün-Weißen“ dabei aber nicht. Vor allem im Spielaufbau waren eklatante Mängel ersichtlich.

So fehlten den Innenverteidigern die Anspielstationen. Vor allem aus dem defensiven Mittelfeld kam im Spielaufbau wenig. Zudem machten die häufigen Fehlpässe viele Angriffe zu Nichte.  „In der Vorbereitung haben wir solche einfachen Fehler nicht gemacht. Von denen hat Steffen (Hofmann, Anm.) heute auch ein paar drin gehabt.“, wusste Schöttel nach dem Spiel.

Tatsächlich schien es so, als würde sich der Kapitän mit seiner neuen Rolle noch nicht perfekt zu Recht zu finden. Mit vier Torschussvorlagen und den meisten Ballkontakten am Platz (78) lieferte er aber dennoch ein Versprechen für zukünftige gute Leistungen auf dieser Position ab. „Die Überlegung ist, dass unser Spielaufbau besser wird. Steffen ist laufstark, bemüht sich in der Defensive und ist ein genialer Spieler nach vorne, der sehr gute Pässe spielt“, meinte Schöttel.

Wie der Spielaufbau funktioniert auch das Konterspiel nicht so, wie vom Neo-Coach gewollt. „Meine Philosophie ist nichts Besonderes. Ich möchte aus einer gut organsierten Grundordnung schnell nach vorne spielen. Alle sollen in die Rückwärtsbewegung einbezogen werden, aber trotzdem muss man ihnen einerseits nach vorne die Kreativität lassen, andererseits schon so rasch wie möglich in trainierten Aktionen nach vorne kommen“, sagte der Neo-Coach im Rahmen der LAOLA1-Saisonvorschau. Gegen die Admira klappte das schnelle Umschalten von Defensive auf Offensive jedoch nur selten. Die meisten Konter verliefen letztendlich im Sand.

Immerhin gab es am Samstag auch einige spielerische Lichtblicke. So brachte Thomas Schrammel mit seinen Vorstößen viel Schwung auf der linken Seite. Starke 65 Ballkontakte und drei Torschussvorlagen belegen dies. Außerdem erwies sich auch immer wieder der lange hohe Ball auf Sturmspitze Nuhiu als gute Alternative im Spielaufbau.  

Nichtsdestotrotz lässt das Spiel von Rapid noch einige Baustellen offen. Trainer und Mannschaft stehen aber erst am Anfang der Saison, also bleibt noch ein bisschen Zeit, um das taktische Konzept klar herauszuarbeiten.

 

Jakob Faber/Alexander Karper