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LAOLA1 blickt auf Sturms Saison zurück

LAOLA1 blickt auf Sturms Saison zurück

Es ist an der Zeit, Bilanz zu ziehen.

LAOLA1 blickt auf die Saison von Sturm Graz zurück: Feedback für jeden eingesetzten Spieler, die Punkteausbeute gegen alle Gegner, ein Fazit dieser und ein Ausblick auf die kommende Spielzeit.

DAS SPIELER-ZEUGNIS


Nikola Vujadinovic (35 Spiele/3 Tore/1 Assist) - Fels in der Brandung der Sturm-Abwehr. Einer der zweikampfstärksten Bundesliga-Spieler. Seiner immensen Kopfball-Stärke stehen Defizite beim Herausspielen gegenüber. Guter Mann, aber ob man ihn um jeden Preis, den er aufruft, halten muss?

Robert Beric (35/10/11): Ist man ein "Millionen-Mann", steigt die Erwartungshaltung entsprechend. Diese konnte er nicht vollinhaltlich erfüllen. Zur Ehrenrettung des Slowenen sei festgehalten: 21 Scorer-Punkte sind nicht von schlechten Eltern. Nur meine Güte, vergibt der 22-Jährige Chancen! Bei etwas mehr Effizienz in der kommenden Saison ein Kandidat für einen enormen Sprung.

Florian Kainz (33/7/4): Schwacher Herbst, gutes Frühjahr. In der Rückrunde machte der 21-Jährige den längst fälligen nächsten Schritt. Muss aber noch wesentlich konstanter werden und am Feld bestimmter auftreten.

Daniel Beichler (33/10/4): Eine Achterbahn-Saison. Eine Krankheit kostete die Sommervorbereitung, dann ein guter Herbst, im Frühjahr zuletzt von Djuricin verdrängt. Nach diversen Verletzungsproblemen jedoch wichtig für ihn, endlich wieder eine volle Saison durchzuspielen. Zehn Saison-Tore sind in Ordnung. Präsentierte sich gereift und in schlechten Zeiten einer der wenigen, der sich stellte.

Christian Klem (32/0/3): Kein Fortschritt, kein Rückschritt, der Linksverteidiger stagniert, und das ist schade. Da ginge mehr. Warum verabsäumt es Sturm inzwischen seit Jahren, ihn mit ernstzunehmender Konkurrenz zu konfrontieren? Oder überhaupt mit Konkurrenz...

Daniel Offenbacher (31/1/6): Hatte seine guten Momente, aber bei aller Liebe: 14 Gelbe Karten? Hat auf seiner Position im zentralen Mittelfeld den Spagat zwischen offensiver und defensiver Arbeit noch nicht ideal gefunden. Von ihm muss man 14/15 nach einem Jahr Eingewöhnung den nächsten Schritt verlangen.

Patrick Wolf (31/3/2): Dafür, dass der Routinier vergangenen Sommer als KSV-Rückkehrer nur deshalb in den Kader rutschte, weil sein Vertrag noch ein Jahr lief, sind 31 Einsätze aller Ehren wert. Für ihn ist das Kapitel Sturm jedoch beendet.

Anel Hadzic (29/2/2): Siehe Offenbacher. Bis die Arbeitsteilung im zentralen Mittelfeld so halbwegs funktionierte, dauerte es viel zu lange. Darf nun vermutlich WM-Erfahrung sammeln. Nach der Rückkehr aus Brasilien muss von einem Spieler mit seinem Potenzial deutlich mehr kommen.

Michael Madl (28/1/1): Kein Bundesliga-Spieler hat bessere Werte in Kopfball-Duellen (77,7 Prozent). Die Bilanz am Feld fällt absolut solide aus. Auffallend indessen die frustrierte Körpersprache des Innenverteidigers, eine positive Herangehensweise schaut anders aus. Stammkräfte sind zu diesem Zeitpunkt im Normalfall verlängert, Madl noch nicht.

David Schloffer (25/3/6): Erarbeitete sich erst ganz, ganz langsam das Vertrauen von Trainer Darko Milanic. Der Flügelflitzer hat einen Sprung nach vorne gemacht, muss aber dringend an seinen defensiven Fähigkeiten feilen.

Manuel Weber (24/2/1): Man kann sich vermutlich darauf einigen, dass es Zeit für einen Tapetenwechsel wurde. Das konnte man auch in dieser Saison sehen. Will beim WAC neu durchstarten. Musste in den vergangenen beiden Jahren viel Kritik einstecken. Die Sturm-Fans sollten jedoch nicht vergessen, welch entscheidenden Anteil er u.a. am Meistertitel 2011 hatte.

Benedikt Pliquett (22/0/0): Es ist das Los eines Torhüters, dass unglückliche Gegentore in Erinnerung bleiben. Solche passierten dem Deutschen etwa gegen Salzburg oder beim Cup-Aus in St. Pölten. Zeigte aber mehrheitlich starke Leistungen. Vor allem menschlich ein Gewinn.

Marco Djuricin (18/6/6): Seit sich der Stürmer nach seiner Kreuzbandverletzung im März einen Stammplatz erkämpfte, verlor Sturm in der Liga nur noch zwei Mal. Seine Scorer-Ausbeute in diesem Zeitraum spricht für sich. Fehlte so gesehen im Herbst an allen Ecken und Enden.

Aleksandar Todorovski (17/0/0): Startete mit einem schlechten Eindruck in die Saison, fiel dann verletzungsbedingt monatelang aus. Nach der Rückkehr erfüllte er seinen Job als Rechtsverteidiger maximal bieder. Holt man einen Legionär, darf und muss man mehr erwarten.

Andreas Hölzl (17/0/1): Siehe Weber. Nach sechs Jahren Sturm, in denen sich der Tiroler Verdienste erworben hat, ist die Zeit reif für einen Tapetenwechsel. Auch in seiner Abschieds-Saison plagten ihn immer wieder Blessuren.

Marc Andre Schmerböck (17/3/1): Der Shootingstar. Seine Frechheit wirkte erfrischend, verfügt über einen starken linken Fuß. In dieser Saison meist als Joker im Einsatz (14 Einwechslungen), gilt es nun zu beweisen, dass er auch als Startelf-Mitglied konstant seine Spuren hinterlassen kann.

Christian Gratzei (15/0/0): Im Laufe der Saison zwei Mal von Pliquett verdrängt, mit 62,3 Prozent keine gute Fangquote - der ehemalige Stammkeeper befindet sich in einem Negativtrend. Ob es die richtige Strategie ist, auf Tauchstation zu gehen? Im Verein gibt es Befürworter seines Abgangs, der Vertrag läuft jedoch noch bis 2015.

Tobias Kainz (15/0/2): Ein Rätsel. Irgendwie scheint Milanic nie richtig mit dem zentralen Mittelfeldspieler warm geworden zu sein. Zudem warf ihn eine Verletzung aus der Bahn. Letztlich ein verlorenes Jahr. Die Option hat Sturm nicht gezogen. Aber ob man einen Spieler seines Potenzials wirklich kampflos verschenken sollte?

Christoph Kröpfl (12/0/0): Vermochte sich bei Sturm nie entscheidend in Szene zu setzen und wurde im Winter an Hartberg abgegeben.

Martin Ehrenreich (8/0/0): Rechtsverteidiger ist eine notorische Problem-Position bei Sturm. Das liegt auch am dauerverletzten Routinier.

Philipp Hütter (7/0/0): Für den 23-Jährigen wurde die Luft in der Bundesliga ziemlich dünn. Aber er kann einem Leid tun: Laboriert am zweiten Kreuzbandriss binnen eines Jahres und steht nun ohne Vertrag da.

Imre Szabics (5/1/0): Viel Spaß in der Kicker-Pension I.

Milan Dudic (4/0/0): Viel Spaß in der Kicker-Pension II.

Andreas Pfingstner (2/0/0): Der frühere Rostock-Legionär stellte bei seinen beiden Bewährungsproben unter Beweis, dass er einen Kaderplatz verdient. Die Frage, wie konstant er agieren kann, ist noch unbeantwortet.

Reinhold Ranftl (2/0/0): Wurde im Winter nach Hartberg abgeschoben und die Option auf Vertragsverlängerung nicht gezogen.

David Schnaderbeck (1/0/0): Stand immer wieder im Spieltags-Aufgebot und durfte zuletzt gegen Wiener Neustadt auch erstmals Bundesliga-Luft schnuppern. Mit 22 Jahren allerdings kein junges Talent.

Andreas Fischer (1/0/0): 23-jähriger Amateure-Stürmer, der im Herbst ein Mal eingewechselt wurde.

Leonhard Kaufmann (0/0/0): In der Schlussphase der Saison einige Male im Spieltags-Kader, ein Einsatz war ihm jedoch nicht vergönnt. Die schwere Knieverletzung aus dem Frühjahr 2013 kostete ihm eine Saison. Sturm verzichtete darauf, die Option zu ziehen.

Jelani Smith (0/0/0): Warum genau wurde der Kanadier eigentlich unter Vertrag genommen? Vielleicht ist er auf einem guten Weg. Aber sicher nicht bei Sturm...


FAZIT UND KADERPERSPEKTIVE: Dass der Kader für die Saison 2013/14 nicht glücklich zusammengestellt sein würde, wusste man in Graz. Zu viele Spieler, mit denen man nicht langfristig plante, standen noch unter Vertrag. Um jede Position adäquat doppelt zu besetzen (zum Beispiel Linksverteidigung), fehlte das Geld. Das ergab letztlich ein unausgewogenes Aufgebot, sowohl in sportlicher als auch in menschlicher Hinsicht. Zu viele sich am Abstellgleis wähnende Spieler sind nicht gerade leistungsfördernd. Da zudem zu viele als Leistungsträger eingeplante Spieler bestensfalls durchschnittliche Leistungen ablieferten, kam eine frustrierende Saison, in der sämtliche Saisonziele verfehlt wurden, heraus. In diesem Sommer folgt der nächste große Kaderschnitt. Die namhaften Neuzugänge, und hierfür sind nach Tomislav Barbaric mit Gordon Schildenfeld oder Marko Stankovic durchaus interessante Namen im Gespräch, sollten besser sitzen. Im Jahr zwei unter Milanic muss früher als später ein spielerischer Schritt nach vorne erkennbar sein.


*) Anmerkung: Die Pfeile symbolisieren, ob die Saison für einen Spieler nach Kritierien wie Leistung, Einsatzzeit und Standing innerhalb eines Vereins ein Fort- oder Rückschritt war, oder ob er sein Level gehalten hat.

SO VIELE PUNKTE HOLTE STURM GEGEN...

 

RB SALZBURG

Punkte:



SK RAPID

Punkte:



SV GRÖDIG

Punkte:

 


AUSTRIA WIEN

Punkte:



SV RIED

Punkte:

 


WOLFSBERGER AC

Punkte:



SC WIENER NEUSTADT

Punkte:



FC ADMIRA WACKER

Punkte:



FC WACKER INNSBRUCK

Punkte:


LAOLA1-BILANZ

 

Die Sturm-Fahne weht also weiterhin auf Halbmast. Wo soll man anfangen? Wo soll man aufhören? Es ist und bleibt bemerkenswert, wie sehr sich dieser Verein seit inzwischen geraumer Zeit selbst im Weg steht und somit auch nicht aus dem hartnäckigen Stimmungs-Tief findet. Dies gilt intern wie extern. Dies fängt beim Führungsgremium an, geht über Trainer und Mannschaft bis hin zu den Betrachtern im Umfeld - die Wahrnehmung ist überwiegend negativ, die Lähmungserscheinungen zogen sich inzwischen durch die dritte Saison. Im schwarz-weißen Kommunikations-Sprech heißt es dennoch mit einer gewissen Penetranz: "Wir sind auf einem guten Weg." Man muss schon besonders wenig Ahnung von Marketing haben, um nicht zu merken, dass es bei Sturm höchste Zeit ist, zuerst Taten und dann Worte sprechen zu lassen. Dabei mag die Sache mit dem Weg vielleicht nicht mal gänzlich falsch sein. Im Frühjahr, als es natürlich schon viel zu spät war, mehrten sich die ansehnlicheren Leistungen, die Rückrunde schloss man auf Rang drei ab - muss nichts heißen, kann es aber. Jetzt im Sommer gibt es den nächsten großen Schnitt, der im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten die Chance bietet, einen Kader zusammenzustellen, mit dem Trainer Darko Milanic eher seine Vorstellung von Fußball umsetzen kann. Denn was der Slowene bislang spielen ließ, war weder erfolgreich, noch ansehnlich, noch eine Einladung ins Stadion zu kommen. Vielleicht hat die gesunkene Erwartungshaltung auch ihre guten Seiten. Es soll in der Geschichte des Fußballs schon Vereine gegeben haben, die sich aus misslicheren Situationen als jene von Sturm befreit haben. Das Vertrauen in die Grazer Protagonisten ist derzeit jedoch denkbar gering. Dieses heißt es - mit Taten (!) - schnellstmöglich zurückzugewinnen. Ansonsten gilt weiter das wenig befriedigende Marketing-Motto: Mehr Schein als Sein.

 

Peter Altmann