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Warnleuchten für die New York Rangers

Alles nur Glück? Nicht nur LAOLA1-Scout Bernd Freimüller sieht Erfolgslauf der Rangers in Gefahr.

Warnleuchten für die New York Rangers

Michael Grabners New York Rangers stehen weiter hochweiß da: Einen Punkt hinter den Montreal Canadiens am zweiten Platz der Eastern Conference, die 35 Punkte aus 26 Spielen sind auch ligaweit die zweimeisten.

Zuletzt wechselten sich zwar Siege und Niederlagen regelmäßig ab, doch „500 Hockey“ gehört in der leistungsdichten NHL mit ihren „Loser points“ (Spiele, wo drei Punkte vergeben werden) ja zum Tagesgeschäft. Alles paletti bei den Blueshirts also?

Nicht so, wenn man den „Analytics“-Experten glauben darf, die sehen nämlich den Erfolgsrun der Rangers stark gefährdet. Ein Blick auf die Zahlen (Quelle: puckalytics.com) und was dahinter steckt:

Corsi-Numbers – 45.76 % (29. in der Liga)

Worum geht es hier? Während in Europa „Plus-Minus“ immer noch eine große Rolle spielt und TV-Pundits immer noch ergriffen darauf hinweisen, steht diese Zahl in Nordamerika schon lange auf dem Index. Die Analytics-Experten setzen schon seit Jahren auf Zahlen wie „Corsi“ oder „Fenwick“. Der Hintergrund: Während Tore und die damit verbundenen „Plus-Minus“-Zahlen natürlich in einem Spiel nur selten vorkommen, sind Torschüsse ein weit besserer Maßstab für ein Team oder einen Einzelspieler. Sprich: Wenn ein Team regelmäßig „outshot“ wird, ist seine Chance auf Siege natürlich kleiner, als wenn es ein klares Schüsseplus aufweist.

Bei Einzelspielern werden diese Zahlen auch bezüglich ihres Wertes für das Team angewandt: Geht die schiefe Ebene – sprich Schüsse auf das Tor – Richtung eigenes oder gegnerisches Tor, wenn der Spieler auf dem Eis steht? „Corsi“ zählt dabei alle Schüsse, „Fenwick“ hingegen zieht da die geblockten Schüsse ab.

Natürlich gibt es Spitzenteams, die schüssemäßig unterlegen sind, doch das ist laut den Experten nie lange haltbar. Solche Teams fallen ihrer Meinung im Laufe einer Saison wieder zurück und die „Advanced Stats“ geben ihnen über die Jahre auch recht. (Kurzfristige) Ausnahmen dazu bestätigen aber die Regel und diese führen dann immer zu den großen Streits zwischen den Analytikern und ihren Gegnern, die das alles für bloßen Mumpitz halten. Doch die NHL-Verantwortlichen sind da längst anderer Meinung, fast jedes Team hält sich einen Analytiker und in manchen Organisationen – wie etwa Florida oder Arizona – nehmen solche Experten hohe Rollen ein wie etwa der 26-jährige Coyotes-GM John Chayka.

Corsi anhand der Rangers:

Die Rangers stehen mit ihrem Corsi-Wert von 45,76 % so schlecht da wie noch nie in der Ära von Coach Alain Vignault da. Das heißt, sie geben bei 100 Schüssen pro Spiel etwa 46 % Schüsse aufs gegnerische Tor ab, die Gegner jedoch knapp 54 %. Die Rangers werden also bei personeller Gleichzahl (Powerplays fließen hier nicht ein) regelmäßig „outshot“, einzig Arizona liegt in der NHL mit 44,62 % hinter ihnen.

Macht ja nichts, könnte man sagen, ihrem Erfolg tut das ja derzeit keinen Abbruch. Doch diese Zahlen werden ja auch nicht unbedingt für die Gegenwart verwendet, sondern sollen auf Trends für die Zukunft hinweisen und da stehen die Top-Teams am Ende der Saison meist (mit wenigen Ausnahmen) auch in dieser Statistik an der Spitze. Teams, die die Scheibe mehr unter Kontrolle haben, produzieren auch mehr Schüsse, daher meist auch mehr Tore und Punkte am Ende der Regular Season. Es würde die Analytiker daher also nicht überraschen, wenn die Rangers im Laufe der Saison mehr oder minder krass zurückfallen würden.

PDO – 1.039 (führend in der NHL)

Worum geht es hier? PDO ist kein Akronym, sondern steht für eine Statistik, die die Shooting Percentages und Save Percentages eines Teams zusammenfasst. Fallen beide hoch aus, steht das Team als Konsequenz (vorläufig) gut da. Jeder Schuss ist natürlich gleichzeitig entweder ein Tor oder ein Save, der Ligadurchschnitt beträgt daher logischerweise 1.000.

Am Ende der Saison schleifen sich die Zahlen auch ein. Doch zu einem Zeitpunkt wie jetzt, wo knapp über ein Viertel der Saison gespielt ist, sind diese Werte oft ein Hinweis dafür, welche Teams über ihren Verhältnissen spielen bzw. welche unter ihrem Wert geschlagen werden. Mit anderen Worten: Ein hoher PDO-Wert gilt als Synonym für „Spielglück“.

PDO im Falle der Rangers:

Der Wert von 1.039 für die Rangers ist auf die Dauer sicher nicht haltbar, Verfolger Chicago weist in dieser Statistik mit 1.026 schon einen Respektabstand auf. Alles, was über 1.020 liegt, wird von den Analytikern ziemlich scheel angesehen, Teams mit solchen Werten haben in ihren Augen mehr Punkte gemacht als ihnen zustehen. Sie sollten also, wenn ihre Shooting oder Save Percentages im Laufe der Saison zurückgehen, in der Tabelle zurückfallen.

Zum Vergleich: Über sechs Jahre gesehen, weisen die Pittsburgh Penguins als bestes Team in dieser Kategorie einen durchschnittlichen Shooting Percentage von 8,71 % auf. Die Rangers stehen heuer mit 11,74 % da, liegen also wesentlich über diesem Topwert. Verfolger Toronto bringt es in dieser Kategorie derzeit nur auf 8,70 %. „Unsustainable“, heulen da die Analytiker auf, das kann auf die Dauer einer Saison einfach nicht gutgehen.

Was bedeuten also diese Zahlen für die Rangers?

Analytiker und immer mehr Journalisten – zumindest solche, die sich dem Fortschritt nicht verschließen – verwenden diese Zahlen als Warnungen. Wie ein rotes Licht auf dem Armaturenbrett weisen sie darauf hin, dass etwas nicht in Ordnung ist und man den Wagen schon einmal begutachten lassen sollte, ohne gleich in Hysterie zu verfallen. Die Analytiker lieben „Possession“-Teams und Players, die viele Schüsse und Chancen kreieren und daher in ihrem Falle über längere Zeit erfolgreich sind. Das sind die derzeitigen Rangers in ihren Augen sicher nicht. Sie haben auch noch kein Spiel gewonnen, in dem sie nicht mehr als zwei Tore geschossen haben – auch eine Statistik, die im Laufe der Saison, wenn die Defensivabteilungen weniger zulassen, noch wichtig werden kann.

Haben die Rangers also zu wenig Puckbesitz und verlassen sie sich noch zu sehr auf einige Spieler, die über ihre Verhältnisse hinaus treffen wie etwa Michi Grabner? Läßt Henrik Lundqvist, der zuletzt auch schon etwas schwächelte, in Zukunft weit mehr Tore zu? Ist ein Rückfall also unausweichlich oder sind diese Stats alles nur Quatsch?

Vielleicht sind die Rangers ja heuer wieder der „Outlier“, die Ausnahme also, die die Regel bestätigt und damit viele Analytiker vergrätzt und einige Scouts oder Journalisten zum hämischen Grinsen verleiten. Als Österreicher ist man an den Rangers und Michi Grabner sicher mehr interessiert als anderen Teams – schauen wir einmal, ob die Analytiker Recht behalten…

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