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ÖEHV-Team mit Torpedo-Hockey auf Mission "Triple A"

Die Truppe von Roger Bader peilt in Prag den dritten Klassenerhalt in Folge an. Dabei könnte der Weg über Norwegen und Großbritannien führen, wie er sagt:

ÖEHV-Team mit Torpedo-Hockey auf Mission Foto: © GEPA

Roger Bader peilt mit dem österreichischen Eishockey-Nationalteam bei der Weltmeisterschaft in Tschechien (10. - 26. Mai in Prag und Ostrau) den Klassenerhalt an.

Schafft die ÖEHV-Auswahl zum dritten Mal in Serie den Verbleib unter den besten 16 Teams, kann man sich nach Definition des Teamchefs als A-Nation bezeichnen. Über die Stärken und Problemzonen des eigenen Teams und die Einschätzung der Gegner sprach der Schweizer im Vorfeld mit der APA:

Frage: Sie haben gesagt, wenn wir dreimal den Klassenerhalt schaffen, dann sind wir eine A-Nation. Wie ist das zu verstehen?

Bader: "Als wir in Kopenhagen 2018 zum ersten Mal seit 14 Jahren den Klassenerhalt geschafft haben, haben Leute geprahlt, super, wir sind eine A-Nation. Da habe ich beschwichtigt und gesagt: stopp, das ist ein toller Erfolg, aber deswegen halte ich uns noch nicht für eine A-Nation. Erst wenn wir dreimal in Serie den Klassenerhalt erreichen, kann man sagen, dass wir uns in der A-Gruppe etabliert haben. Das heißt nicht, dass wir nie Angst haben müssen nach hinten, aber das ist dann schon eine Marke. Das ist das Ziel, darum nennen wir die ganze Mission auch 'Triple A'."

(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt) 

Frage: Wie schätzen Sie Österreichs WM-Gruppe in Prag ein?

Bader: "Die Prag-Gruppe ist deutlich stärker als die Ostrau-Gruppe. Das wurde auch ein bisschen komisch eingeteilt, weil es nicht üblich ist, dass die Nummer 1 (Kanada) und die Nummer 2 der Weltrangliste (Finnland) in der gleichen Gruppe sind. Wir haben Tschechien als Heimteam, das ambitionierte Ziele hat, und mit der Schweiz eine Mannschaft, die die letzten zwei Jahre ihre Gruppe gewonnen hat. Also diese vier Teams sind normalerweise die vier Viertelfinalisten."

Frage: Und die anderen drei Mannschaften?

Bader: "Dänemark hat drei, vier tolle NHL-Spieler, viele Spieler aus Schweden, aber ich glaube schon, dass wir in der Lage sind, Dänemark zu schlagen. Wir brauchen aber einen sehr guten Tag. Norwegen und Großbritannien, die letzten zwei Spiele, sind normalerweise die Gegner, wo wir glauben, dass wir punkten können. Alles, was vorher kommt, ist Bonus. Wer hätte vor zwei Jahren gedacht, dass wir nach drei Spielen drei Punkte haben? Von daher versuchen wir, Punkte zu machen. An einem starken Tag ist das auch möglich, aber realistisch gesehen sind die letzten zwei Partien die für uns wesentlichen."

Frage: Sie verwenden den Begriff Torpedo-Hockey für den Stil ihrer Mannschaft - was ist darunter zu verstehen?

Bader: "Torpedo ist etwas Geradliniges, Schnelles, Explosives. Damit gemeint ist, dass, nachdem wir in die Angriffszone eindringen, der Puckführende sofort Unterstützung bekommt, wir spielen eine Zone-Entry mit zwei Torpedos. Ein erster Torpedo, der durchgeht bis zum ersten Pfosten und ein zweiter, der durchgeht zum zweiten Pfosten. Wir haben viele solcher Begriffe - die Spieler wissen, was gemeint ist."

Frage: Im vergangenen Jahr hatte Österreich sensationell das beste Powerplay. Wie wird man versuchen, das zu wiederholen?

Bader: "Das fühlt sich wirklich verrückt an. Aber wir waren bei allen Weltmeisterschaften, seitdem ich tätig bin, bei den Special Teams immer ziemlich gut, nie in der Nähe der Abstiegsplätze. Wenn wir es wieder schaffen, in Powerplay und Unterzahl in der vorderen Hälfte zu sein, dann haben wir als Nummer 16 der Weltrangliste wieder einen sehr guten Job gemacht."

Frage: Mit Corona hat es einen großen Umbruch gegeben, seither sind 80, 90 Prozent der Spieler immer dabei. Wie hat sich diese Mannschaft entwickelt?

Bader: "Das hat angefangen mit dem Beat-Covid-Turnier in Ljubljana (Anm.: April 2021). Dort haben wir mit einer jungen Mannschaft ein gutes Turnier gespielt, viele junge Spieler, die damals dabei waren, sind jetzt Stammspieler. Es gibt immer Platz für neue Spieler, aber es hat sich in der Tat in den letzten drei Jahren ein gewisser Stamm entwickelt."

Frage: Vor einigen Jahren waren Centerposition und Verteidigung zwei Problemzonen. Hat sich hier am meisten entwickelt?

Bader: "Ich glaube schon. Es ist nach wie vor so, dass wir auf der Flügelposition sehr viel mehr Optionen haben. Es gibt fast 20 Flügelstürmer, die man sich an einer Weltmeisterschaft vorstellen könnte. Auf der Mittelstürmer-Position sind es weniger, aber mehr als früher, auch bei den Verteidigern sind es deutlich mehr. Die Auswahl an Verteidigern ist breiter geworden."

Frage: Wie verhält es sich auf der Torhüterposition?

Bader: "Es hat sich nicht verändert, eher verschärft durch den Rücktritt von Bernhard Starkbaum, er war doch zehn Jahre unser Einsertorhüter. Wir haben mit David Madlener und David Kickert zwei Torhüter, wenn die fit sind, sind wir gut aufgestellt. Madlener hat dieses Jahr mehr gespielt als früher, das ist positiv. Kickert weniger. Ich bin auch auf Thomas Höneckl gespannt. Ich würde mir natürlich wünschen, dass meine Torhüter in einer höchsten Liga die Nummer eins sind, so wie es die Norweger oder die Dänen haben. Da sind wir weit weg davon."

Frage: Erstmals seit fünf Jahren hat Österreich wieder einen NHL-Spieler dabei. Wie sehen Sie die Saison von Marco Rossi und was kann er dem Team bringen?

Bader: "Die Saison ist hervorragend. Er hat den Durchbruch geschafft, man kann wirklich sagen, er ist angekommen. Er hat eine Offensivrolle bekommen, war in einem von zwei Powerplay-Blöcken. Ich bin überzeugt, er wird bei uns eine starke Linie anführen und Schwung reinbringen."

Frage: Wie schätzen Sie die Entwicklung von David Reinbacher, des anderen Top-Ten-Drafts im WM-Kader ein?

Bader: "David Reinbacher hatte am Anfang eine schwierige Zeit, Kloten hatte einen neuen Coach, in der Mannschaft ist es nicht so gut gelaufen, David hat sich verletzt. Auf ihn ist extrem viel eingeprallt als Nummer-fünf-Draft, das als Junger zu verkraften, war nicht einfach. Seit Weihnachten spielt er immer besser. Ich sehe ihn absolut auf dem richtigen Weg."


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