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Anna & Anna: Müde Beine und eine gebändigte Nähmaschine

Anna Juppe kratzt im Hochfilzen-Sprint an den Top 10 und jubelt über ihr bestes Weltcupergebnis. Ihre Namensvetterin Gandler hat für Samstag ein klares Ziel.

Anna & Anna: Müde Beine und eine gebändigte Nähmaschine Foto: © GEPA

Die Top 10 gingen sich für Österreichs Biathlon-Frauen im Auftakt-Bewerb in Hochfilzen nicht ganz aus, mit den Rängen 11 und 13 im Sprint darf man aber dennoch zufrieden sein (der Rennbericht>>>).

Jungstar Anna Gandler verpasste als Elfte die Top 10 um nur drei Sekunden, ihre Namensvetterin Anna Juppe jubelt indes gleich doppelt.

Zweitere holte mit dem 13. Platz nicht nur ihr deutlich bestes Weltcupergebnis (bisher ein 23. Rang beim Sprint in der Vorsaison in Antholz), Juppe blieb auch erstmals in der Beletage des Biathlons fehlerfrei.

Juppe hat sich "eigentlich gar nichts erwartet"

Dabei waren die Voraussetzungen für eine solche Leistung keineswegs optimal. Bei der ersten Weltcupstation in Östersund wurde sie in Sprint und Einzel nur 81. und 73.

"Ich hatte einen ziemlich schwierigen Einstieg in die Saison. Ich hatte dadurch in diese Woche hinein dann nicht das Selbstvertrauen", untermalt sie selbst gegenüber LAOLA1. "Darum habe ich mir von dem Tag heute eigentlich gar nichts erwartet. Mein Ziel war es, in die Top 60 zu kommen", erklärt sie ihre zuvor sehr bescheidene Zielsetzung.

Dass sie diese mehr als übererfüllt hat, lässt sie beim Interview nach dem Rennen mit einem verständlicherweise besonders breiten Lächeln auftauchen. "Das ist es, wofür man als Biathletin so hart arbeitet", so eine strahlende Juppe. Tatsächlich kratzte sie sogar an den Top 10, auf die ihr im Ziel zehn Sekunden fehlen sollten.

Die "Nähmaschine" bezwungen

Das Stehendschießen, für die frühere Langläuferin bisher eine Achillesferse, absolvierte sie fehlerlos, was aber keineswegs so reibungslos ablief, wie es vielleicht klingen mag.

Insbesondere bei den beiden letzten Schüssen wackelte der Lauf ihrer Waffe sichtlich. "Nach dem dritten Schuss beim Stehendschießen habe ich gewusst: 'Okay, Anna. Das geht sich aus.' Dann habe ich eigentlich ziemlich zu zittern begonnen", rekapituliert die 24-Jährige.

Der Grund: "Ein paar Mal bin ich schon bis zum neunten Treffer gekommen, aber der zehnte ist eigentlich immer daneben gegangen." Deswegen habe es "dann wieder angefangen mit der 'Nähmaschine'." Doch auch aus der letzten schwarzen Scheibe wurde eine weiße. 

"Ich habe mich dann zusammengerissen und anscheinend im richtigen Moment abgedrückt", meint Juppe lachend - Nähmaschine erfolgreich bezwungen.

Den Verfolger am Samstag wolle sie genießen, sagt Juppe. Erstmals wird sie mitten unter den Besten der Welt aus dem Stadion hinauslaufen. "Ich hab mir das noch gar nicht so überlegt, dass das Ergebnis für morgen eigentlich ziemlich viel wert ist", lacht sie überrascht. Für die erst seit 2020 im Biathlon aktive Juppe ist aber klar: "Ich will an meine heutige Leistung anknüpfen." 

Auch müde Beine können Gandler nicht stoppen

Teamkollegin Anna Gandler gibt ebenso eine, zumindest kleine, Kampfansage ab. "Meistens ist bei mir der zweite Tage der läuferisch bessere, das wäre also morgen", meint sie lachend. Ob die Top 10 morgen das Ziel sind? "Auf jeden Fall", entgegnet die 22-Jährige.

Dass jene Athletin, die erst genau vor einem Jahr in Hochfilzen ihr Weltcup-Debüt gab, am Ende mit einem guten elften Rang dasteht, ist nicht selbstverständlich. Gandler ist erst 22 Jahre jung, läuft dennoch regelmäßig mitten in der Weltspitze.

Umso überraschender, als sie nach dem Sprint offenbart, gar nicht bei 100 Prozent gewesen zu sein. "Leider ist mir heute das Laufen nicht so aufgegangen. Ich war heute wirklich müde, habe es voll in den Beinen gespürt, schon von der ersten Runde weg", lässt sie das Rennen Revue passieren.

Ihr Fazit: "Es war heute echt zach, muss ich sagen. Heute wäre echt nicht mehr drin gewesen." Mit einer ähnlichen Leistung im Schießen und einer etwas besseren in der Loipe stehen die Chance am Samstag nicht schlecht, in der Verfolgung einen Sprung nach vorne zu machen - und ihr bestes Weltcupergebnis einzustellen?

Dieses gelang ihr am Ende der vergangenen Saison, am 19. März dieses Jahres beim Massenstart in Oslo mit Rang sieben.

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