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Alcaraz triumphiert im US-Open-Finale über Ruud

Spanischer Teenager krönt sich mit 1. Major-Titel zur jüngsten Nummer 1 aller Zeiten.

Alcaraz triumphiert im US-Open-Finale über Ruud

Der US-Open-Sieger 2022 heißt Carlos Alcaraz!

Der 19-jährige Spanier sichert sich am Sonntag im Endspiel mit seinem 6:4, 2:6, 7:6 (1), 6:3-Erfolg über den Norweger Casper Ruud den ersten Grand-Slam-Titel seiner Karriere und übernimmt damit auch erstmals die Führung in der Weltrangliste.

Alcaraz verdrängt den bisherigen Leader, den russischen Vorjahressieger Daniil Medvedev, vom Platz an der Sonne und wird ab Montag das ATP-Ranking mit 890 Punkten Vorsprung auf Ruud anführen. Hätte der Norweger gewonnen, hätte er selbst die Führung in der Weltrangliste übernommen.

Jüngste Nummer eins aller Zeiten

Eine jüngere Nummer eins als Alcaraz gab es bei den Männern noch nie.

Während es für Alcaraz das erste Grand-Slam-Finale seiner Karriere war, war es für Ruud schon der zweite Versuch: Bei den French Open musste er sich in diesem Jahr bereits im Mai Rafael Nadal geschlagen geben.

Alcaraz ist der jüngste US-Open-Sieger seit Pete Sampras im Jahr 1990. Der US-Amerikaner gewann die Trophäe im Alter von 19 Jahren und 28 Tagen. Alcaraz feierte am 5. Mai seinen 19. Geburtstag. Das Ausnahmetalent ist zudem der erste Teenager seit Landsmann Rafael Nadal im Jahr 2005 (French Open), der bei einem Grand-Slam-Turnier triumphieren konnte. 

Für den Sieg kassiert Alcaraz ein Preisgeld von 2,6 Millionen US-Dollar. Der unterlegene Ruud (23), der sich als erster Norweger zum Grand-Slam-Turniersieger und Weltranglistenersten hätte küren können, darf sich immerhin mit 1,3 Millionen US-Dollar trösten.

Vor dem ersten Aufschlag im Arthur Ashe Stadium vor etwa 24.000 Zuschauern wurde am Jahrestag des Terror-Anschlags vom 11. September 2001 eine Schweigeminute eingelegt.

Aggressiver Beginn von beiden Spielern

Beide Akteure beginnen aggressiv und haben in den ersten beiden Games Breakbälle, die sie aber jeweils noch nicht nutzen können. Alcaraz schafft schließlich aber doch ein frühes Break zum 2:1. Mit Mühe bestätigt er dieses zum 3:1 und zieht in Folge im ersten Satz vorneweg und bringt den knappen Vorsprung auch ins Ziel.

Im zweiten Satz kann Ruud jedoch einen Gang höher schalten. Besonders bei längeren Rallyes hat meist der flinke Norweger die Nase vorne. Der Kampfgeist des Skandinaviers wird mit dem Break zum 4:2 belohnt. Dieser Rückschlag macht Alcaraz doch ordentlich zu schaffen. Die Fehlerquote des Spaniers steigt und so kann sich Ruud mit einem zweiten Break zum 6:2 relativ einfach den Satz-Ausgleich sichern.

Alcaraz wehrt zwei Satzbälle in Satz drei ab

Doch der 19-jährige Spanier findet alsbald wieder in die Spur: Trotz 40:0 nimmt er Ruud gleich im ersten Game des dritten Satzes noch den Aufschlag ab und bestätigt das Break auch zum 2:0. Dann vergibt er jedoch eine weitere Breakchance auf eine 3:0-Führung und kassiert in Folge das Rebreak zum 2:2.

In Folge können beide Spieler ihre Aufschläge halten, ehe Alcaraz bei 5:6 gegen den Satzverlust servieren muss. Ruud wittert seine Chance und fordert dem Spanier mit starken Bällen alles ab. Der Norweger erarbeitet sich nach Einstand zwei Breakbälle, Alcaraz zieht jedoch gerade noch mal den Kopf aus der Schlinge und rettet sich durch Abwehr zweier Satzbälle ins Tiebreak.

Nach klarem Tiebreak-Sieg dreht Alcaraz auf

Die bisherigen vier Tiebreaks bei diesem Turnier verlor der Spanier zwar, diesmal jedoch ließ Alcaraz mit 7:1 nicht lange Zweifel am Ausgang dieses Tiebreaks aufkommen. Ruud, der sich sichtlich über die verpassten Satzbälle ärgert, erleichtert Alcaraz das Leben allerdings auch mit zwei, drei leichten Fehlern. 

Ruud kann den unglücklichen Spielverlauf im dritten Satz aus seiner Sicht zunächst gut abhaken. Doch mit Fortdauer von Satz vier kippt die Partie immer mehr zu Gunsten von Alcaraz: Bei 3:2 aus der Sicht des Spaniers gelingt dem Teenager das Break zum 4:2. Alcaraz bestätigt das Break, Ruud kann dann zwar noch einmal verkürzen, bei eigenem Aufschlag serviert der Spanier schließlich jedoch sicher zu seinem ersten Major-Titel aus.

"Davon habe ich immer geträumt"

Bei der Siegerehrung gedachten beide Finalisten den Opfern des 11. Septembers vor 21 Jahren. "Ich möchte zuerst den Opfern dieser schrecklichen Tragödie gedenken, die damals ihr Leben verloren haben", eröffnete Ruud und Alcaraz meinte: "Meine Gedanken sind bei euch allen an diesem besonderen Tag. Ich werden diesen Tag auch immer so in meinen Erinnerungen bewahren."

Und zu Erinnern gibt es genug. Schließlich schreibt sich Alcaraz mit seinem Finalerfolg über Ruud in die Geschichtsbücher. "Das ist etwas, von dem ich immer geträumt habe. Nummer eins der Welt zu werden und ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen. Ich habe sehr hart dafür gearbeitet. Es ist sehr schwierig, dies in Worte zu fassen", versucht der Youngster die Bedeutung seines Triumphs in Worte zu fassen und kann dabei kaum die Freudentränen zurückhalten. Schließlich liegt trotz seines jungen Alters schon ein harter und langer Weg hinter ihm und seinem Team bzw. seiner Familie.

"Ich habe mit meinem Team und meiner Familie viel harte Arbeit hinter mir, um hier stehen zu können. Das ist also etwas ganz Besonderes", der bei der Siegerrede vor allem auf seine Mutter und seinen Großvater verweist, die beide nicht nach New York zum Finale kommen konnten. "Deshalb hab ich viel an sie gedacht."

Alcaraz: "Jetzt bin ich müde"

Alcaraz wird sich jetzt wohl auch die Zeit nehmen, die vergangenen Wochen in aller Ruhe Revue passieren zu lassen. Insgesamt stand er in sieben Matches in Flushing Meadows 23 Stunden und 39 Minuten auf dem Platz.  Im Viertelfinale gegen Jannik Sinner musste er sogar einen Matchball abwehren.

"Ich habe immer gesagt, dass keine Zeit dafür ist, müde zu werden, solange man in einem Grand-Slam-Turnier steht. Man muss einfach immer alles geben. Jetzt bin ich müde", lächelte Alcaraz, der von Juan Carlos Ferrero, French-Open-Sieger von 2003, trainiert wird.

Enttäuscht, aber auch nicht am Boden zerstört zeigt sich Ruud bei seinem Platz-Interview: "Es ist schwer zu erklären. Es ist alles sehr aufregend und ein ganz besonderer Tag. Es ist toll, dass die beiden Finalisten am Montag Nummer eins und Nummer zwei der Welt sein werden. Natürlich bin ich enttäuscht, aber Nummer zwei zu sein ist ja auch nicht so schlecht. Ich werden weiter daran arbeiten, meinen ersten Grand-Slam-Titel zu holen."

Auch der 23-jährige Norweger bedankt sich vor allem bei seiner Familie: "Ich verdanke meiner Familie alles. Sie schauen auf mich, kümmern sich um mich und denken an mich. Ich kann ihnen gar nicht genug danken. Wir haben eine intensive Beziehung, die auch weiterhin so bleiben wird."

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