Selbstkritisch nahm Dominic Thiem sein Drittrunden-Aus bei den Australian Open gegen David Goffin zur Kenntnis (1:6, 6:3, 6:7, 5:7).
"Es war ein enges Match, das in beide Richtungen hätte ausgehen können", meinte der 22-Jährige auf tennisnet.com in einer ersten Stellungnahme.
"Es waren ein paar Sachen dabei, die er heute besser gemacht hat als ich. Ich fühle mich bereit, bei Grand-Slam-Turnieren weit zu kommen. Dann muss ich solche Gegner aber auch schlagen. Das gelingt mir noch nicht täglich."
CPA Australia Shot of the Day: David GoffinThis cheeky net shot helped secure David Goffin's place in the R16.Shot of the Day presented by CPA Australia. #ausopen
Posted by Australian Open on Donnerstag, 21. Januar 2016
Thiem hat mit Bedingungen Probleme
Verärgert war Thiem auch über seinen schlechten Start in die Partie. Aufgrund des Regens wurde das verschließbare Dach der Hisense Arena zugemacht, wodurch das Match quasi in der Halle ausgetragen wurde.
Mit den ungewohnten Bedingungen hatte der Lichtenwörther so seine Probleme.
"Den Anfang habe ich natürlich total verkorkst. Ein Grund dafür war auch, dass es komplett anders war als in den vorherigen Matches, es war in der Halle sehr kühl und der Belag war sehr langsam", sagte Thiem, dem als offensiv veranlagten Spieler gegen den Konter-Spieler Goffin natürlich ein schnellerer Untergrund entgegengekommen wäre.
Dominic Thiem | David Goffin | |
---|---|---|
Asse | 17 | 6 |
Doppelfehler | 6 | 8 |
| 58 % (75/129) | 57 % (81/141) |
Punkte bei 1. Aufschlag | 67 % (50/75) | 77 % (62/81) |
Punkte bei 2. Aufschlag | 50 % (27/54) | 47 % (28/60) |
Schnellster Aufschlag | 224 km/h | 201 km/h |
Punkte am Netz | 59 % (10/17) | 62 % (16/26) |
Breakbälle | 31 % (4/13) | 50 % (6/12) |
Punkte als Rückschläger | 36 % (51/141) | 40 % (52/129) |
Gewinnschläge | 55 | 37 |
Unerzwungene Fehler | 61 | 45 |
Gesamtpunkte | 128 | 142 |
Goffin vom ersten Satz überrascht
So setzte es im bereits siebenten Duell mit dem 25-jährigen Belgier die fünfte Niederlage. Schon im Vorfeld wurde bekannt, dass die beiden gute Freunde auf der Tour sind. "Zwischen den beiden gibt es keine Geheimnisse", bestätigte Günter Bresnik im LAOLA1-Interview.
Ein Umstand, der sich letztendlich besonders für Goffin als hilfreich erwies: "Ich kenne Dominic sehr gut, deshalb habe ich mich auf sein Spiel sehr gut vorbereiten können", erklärte der Belgier nach der Partie.
"Ich habe sehr aggressiv begonnen und er hat sich am Anfang wohl nicht wirklich gut gefühlt. Das 6:1 hat mich selbst ein bisschen überrascht, aber dann hat Dominic begonnen besser zu servieren und auch von der Grundlinie hat er stärker agiert."
"Deshalb waren die folgenden drei Sätze hartumkämpft", so Goffin, der sich nun auf ein Achtelfinal-Duell gegen den fünffachen Australian-Open-Sieger Roger Federer freuen darf. Der Schweizer besiegte im Anschluss den Bulgaren Grigor Dimitrov ebenfalls in vier Sätzen.
Thiem beeindruckt mit Fairplay-Geste
Thiem blieb es vorbehalten, sich mit einer tollen Geste des Fairplays vom australischen Publikum im Einzelbewerb zu verabschieden (im Doppelbewerb ist er noch mit Benjamin Becker vertreten).
Beim Stand von 3:1 im zweiten Satz sprach Thiem nach einer vom Hawk-Eye offengelegten Fehlentscheidung seinem Gegner einen Punkt zu, nachdem der Schiedsrichter den Punkt eigentlich wiederholen lassen wollte.
Der Niederösterreicher kassierte prompt das Rebreak, sicherte sich schlussendlich aber doch noch den Satz-Ausgleich.
Doch nicht nur deshalb kann Thiem mit hocherhobenem Haupt "Down Under" verlassen. In den ersten beiden Runden lieferte er gegen Leonardo Mayer und Nicolas Almagro starke Leistungen ab.
Neben einem Preisgeld von 108.000 australischen Dollar (circa 70.000 Euro) nimmt er zudem 90 Weltranglisten-Punkte im Gepäck mit nach Hause.
"Habe meine Pflicht erfüllt"
„Ich habe meine Pflicht als Gesetzter erfüllt. In der dritten Runde warten dann meist sehr schwere Gegner, außer es öffnet sich ein Ast", meinte Thiem, der aber auch nicht verhehlt, dass er gerne noch den einen oder anderen Sieg draufgesetzt hätte.
"Ich bin derzeit noch auf einem Level, wo ich gegen solche Gegner jedes Mal extrem kämpfen muss. Wenn man sich von denen abhebt, ist man eh schon Top 10. So weit bin ich noch nicht", will der ehrgeizige Lichtenwörther seinen Weg nach oben weiter fortsetzen. Das nächste Ziel hat Thiem schon im Blickfeld.
"Vielleicht schaffe ich es, dass ich bei den French Open unter den Top 16 bin. Das wäre natürlich ein Vorteil."