Nach Roger Federers 8. Triumph in Wimbledon liegen die "Big 4" in der ATP-Weltrangliste erstmals seit einem Jahr wieder auf den Plätzen eins bis vier.
Ziemlich Oldschool. Für Fans der langjährigen Dominatoren kommt es aber noch besser: Im Rennen um die Nummer-1-Position deutet bis Jahresende alles auf einen Zweikampf zwischen Federer und Rafael Nadal hin.
Aktuell liegt der Spanier 285 Zähler hinter Leader Andy Murray (7.750 Punkte) auf Rang zwei, Federer folgt weitere 920 Punkte dahinter auf Platz drei.
So weit, so gut. Der berühmt-berüchtigte ATP-Computer hat aber bekanntlich seine eigenen Gesetze (so funktioniert das ATP-Ranking).
Nadal und Federer haben (fast) nichts zu verteidigen
Die Krux: Der aktuelle Weltranglisten-Erste Murray hat bis Jahresende massenhaft Punkte zu verteidigen, Nadal und Federer hingegen kaum. Der Brite spielte im letzten Jahr in der zweiten Saisonhälfte groß auf und muss 5.460 Punkte bewahren.
VIDEO - "Thiem kann König werden"
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In dieser Saison hatte der 30-Jährige bislang jedoch große Probleme - es wirkt nicht so, als könne er an seine Form von 2016 auch nur annähernd anknüpfen. Macht er diesmal deutlich weniger Punkte, droht ein Absturz in der Weltrangliste. Luft nach oben ist ohnehin kaum.
Ganz anders sieht es bei "FedEx" aus. Der 19-fache Grand-Slam-Champion brach die letzte Saison nach Wimbledon verletzungsbedingt vorzeitig ab und hat bis Jahresende keinen einzigen Punkt zu verteidigen. Auch Nadal sammelte im Vorjahr nach dem Rasen-Klassiker nicht mehr allzu viele Punkte, 370 hat er bis Ende 2017 zu verteidigen.
Novak Djokovic, auf Rang vier der Weltrangliste, liegt zwar wie der an fünfter Stelle platzierte Stan Wawrinka momentan noch in Schlagdistanz, die beiden haben mit 3.740 bzw. 2.990 Zählern aber ebenfalls sehr viele Punkte zu verteidigen.
Lange Durststrecken würden enden
Diese Voraussetzungen sorgen dafür, dass in der Hartplatz-Saison ein Duell Nadal gegen Federer winkt. Sollte eine der beiden lebenden Legenden auf den Tennis-Thron zurückkehren, würden lange Durststrecken enden.
Der Mallorquiner führte das Ranking zuletzt vor über drei Jahren, am 23. Juni 2014, an. Seither machten ihm körperliche Probleme und Leistungs-Schwankungen zu schaffen. Bei Federer - der mit insgesamt 302 Wochen als Nummer 1 den Rekord hält - muss man sogar noch weiter zurückblicken: Am 29. Oktober 2012, vor fast fünf Jahren, lag "King Roger" zuletzt an der Spitze der Weltrangliste.
Ein gewisser Dominic Thiem, zu diesem Zeitpunkt gerade erst zarte 19 Jahre alt, lag damals übrigens auf Position 391.
Auch Thiem winkt Verbesserung
Aktuell liegt Österreichs Aushängeschild mit 4.030 Punkten auf Rang sieben und stellt somit sein "Career-High" ein. Doch auch ihm winkt ein noch weiterer Sprung nach vorne.
Spieler | Zu verteidigende Punkte bis Jahresende |
---|---|
Andy Murray | 5.460 |
Novak Djokovic | 3.740 |
Stan Wawrinka | 2.990 |
Rafael Nadal | 370 |
Roger Federer | 0 |
Dominic Thiem | 505 |
Der 23-jährige Niederösterreicher hat nämlich aus dem Vorjahr kaum etwas zu verteidigen. Die größten Brocken sind mit jeweils 180 Punkten die US Open (Achtelfinale) und das ATP-1000-Turnier in Cincinnati (Viertelfinale).
Insgesamt sind es bis zum Ende der Saison 505 Zähler.
Bei starken Leistungen auf Hartplatz ist ein neues Karriere-Hoch durchaus realistisch, zumal die im Ranking unmittelbar vor ihm platzierten Spieler wie Marin Cilic und Stan Wawrinka viele Punkte zu verteidigen haben. Der erstmalige Einzug in die Top 5 könnte noch 2017 gelingen.
So geht es weiter
Dazu beitragen soll auch ein umgestellter Turnierkalender. Das ATP-250-Turnier in Kitzbühel lässt der Lichtenwörther diesmal aus, im Anschluss an sein Wimbledon-Ausscheiden legte er einen einwöchigen Kurzurlaub auf Sardinien ein. Nach einer Trainingsphase geht es bald nach Amerika, wo Thiem erstmals beim 500er-Turnier in Washington (ab 31. Juli) aufschlägt.
Dann folgen die ATP-1000-Turniere in Montreal und Cincinnati, ehe ab 28. August mit den US Open das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres startet.
Auch die Top-Stars gehen es ähnlich an. Federer etwa gönnt sich nach dem Wimbledon-Triumph Urlaub auf Korsika, ehe es nach Nordamerika geht. Ein Antreten in Montreal ist noch ungewiss - eine längere Pause wie zuletzt, als er die ganze Sandplatz-Saison ausließ, ist laut seiner eigenen Aussage nicht vorstellbar.
Verständlich, immerhin ist der Anreiz auf die Nummer-1-Position im Ranking groß. Chancen, dieses Ziel erneut zu erreichen, hat Federer trotz wenig zu verteidigenden Punkten aber wohl nur bei sehr guten Leistungen bei den 1000ern sowie den US Open in New York.
Gutes Omen für alle Federer-Fans: Immer, wenn der "Maestro" zwei Grand-Slam-Turniere in einem Jahr gewann, beendete er das Kalenderjahr als Nummer 1. Heuer hat er mit den Australian Open und Wimbledon bereits zwei Majors für sich entschieden...