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"Niemand weiß, dass du überhaupt existierst"

Rossi sehen und strahlen: Brad Binders Weg aus Südafrika an die Moto3-Spitze.

Eigentlich könnten die Voraussetzungen besser nicht sein.

Der Sponsor Red Bull, die Rennstrecke in Spielberg, der Hersteller KTM - grundsätzlich wären diverse Komponenten für einen heimischen Motorrad-Nachwuchsfahrer gegeben.

Einen rot-weiß-roten Piloten in der MotoGP oder ihren Unterkategorien sucht man aber vergeblich.

"Die heimische Motorsportszene sandelt seit Jahren kontinuierlich ab", meinte Gustl Auinger vor dem Comeback der Motorrad-WM in der Steiermark.

Der letzte GP-Sieger aus Österreich ist am Wochenende nicht nur als TV-Experte im Einsatz, sondern auch als Riding Coach im Red Bull Rookies Cup.

Aus Afrika nach Europa

Dieser ist seit 2007 für viele Piloten ein großer Schritt in Richtung Rennfahrerkarriere. Die Teilnehmer kommen nicht nur aus Europa, sondern docken aus anderen Kontinenten an. Zum Beispiel aus Afrika.

Brad Binder aus Südafrika ist ein aktuelles Paradebeispiel für den Aufstieg in die Motorrad-WM. Der 21-Jährige war drei Jahre lang Teil des Rookies Cups und dominiert aktuell die Moto3 (HIER zum aktuellen WM-Stand).

Mit 16 Jahren und ersten verdienten Sporen im heimischen Nachwuchs zog er aus Potchefstroom im Nordwesten des Landes aus, um sich seinen Traum zu erfüllen.

Plötztlich existent

"Am Anfang bin ich noch hin und her gependelt, aber als ich zum ersten Mal sechs Monate lang durchgehend in Europa war, war das hart", erklärt Binder im Gespräch mit LAOLA1.

Das lag nicht nur an fehlenden Freunden und der Familie. "In Südafrika ist alles groß. Wir haben viel Land und das war einfach normal für mich. Dann kommst du hier her und alles ist so klein", erinnert er sich an seine Anfangszeit.

"Das war eigenartig, aber man gewöhnt sich an alles. Und das Ganze war es definitiv wert." 

Auch dank des Red Bull Rookies Cups. "Wenn du so weit von Europa weg bist, weiß niemand, dass du überhaupt existierst. Aber wenn du einmal dort bist, ist dir klar, was das bedeutet", so Binder.

"Das ist richtig cool, wenn du Valentino Rossi in der Boxengasse herumlaufen siehst."

Ein großer Vorteil und zugleich großer Ansporn für die Nachwuchsfahrer in dieser Serie ist, dass man als Rahmenprogramm bei den Europarennen den Stars der Szene ganz nahe ist.

"Das ist richtig cool, wenn du Valentino Rossi in der Boxengasse herumlaufen siehst. Gerade am Anfang ist das überwältigend", sagt Binder und bekommt dabei große Augen.

Der nächste Schritt

Die außergewöhnliche Strahlkraft des Italieners macht sich eben nicht nur durch die lautstarke Gefolgschaft des "Doctors" auf den Tribünen bemerkbar.

"Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich mit neun Jahren am Phakisa Freeway in meiner Heimat dabei war und ihm zugesehen habe", erzählt Binder.

Seither ist klar: "Er ist mein Held!"

Im nächsten Jahr will Binder seinem Idol ein Stück näher kommen. "Ich habe noch keinen Vertrag unterschrieben, aber es ist ganz klar mein Plan, in die Moto2 aufzusteigen."

Der KTM-Weg

Zuvor soll aber der Moto3-Titel her. "Das ist der nächste Schritt. Weitere Pole Positions holen, weitere Siege feiern. Ich fühle mich richtig stark und bin siegeshungring für die zweite Saisonhälfte."

Als KTM-Pilot ist auf lange Sicht ein Platz im MotoGP-Team reizvoll, das nächstes Jahr startet. "Sie waren beim Test nur 1,9 Sekunden hinter der Bestzeit und das ist nicht viel. Es wird für sie bestimmt nicht einfach, aber das Projekt ist natürlich reizvoll."

Wenn er gegen sein Idol fahren will, müsste er es schnell schaffen. Rossis Yamaha-Vertrag läuft noch bis 2018.

Andreas Terler

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