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Bresnik hat recht, aber Thiem macht das Richtige

...aber Dominic Thiem macht das Richtige. Ein Davis-Cup-Kommentar:

Bresnik hat recht, aber Thiem macht das Richtige

“Es ist aus sportlichen Gründen ganz einfach unvernünftig, dass er sich die Reise antut.”

Mit diesen Worten kommentierte Coach Günter Bresnik am Dienstag die Entscheidung seines Schützlings Dominic Thiem, in der kommenden Woche für Österreich im Davis-Cup-Duell gegen Portugal anzutreten.

Bresnik hat recht, aber Thiem macht das Richtige.

Was auf den ersten Blick widersprüchlich klingt, ist schnell erklärt: Als Trainer von Thiem hat für den 54-jährigen Niederösterreicher der sportliche Erfolg oberste Priorität. Und um diesen zu gewährleisten, ist es die Aufgabe des Trainers, die bestmöglichen Rahmenbedingungen dafür zu schaffen.

Um beim Davis Cup in Guimaraes teilnehmen zu können, nimmt Thiem extreme Reisestrapazen auf sich. Vor Portugal spielte Thiem zwei Sandplatz-Turniere in Südamerika und das aktuell stattfindende Hartplatz-500er in Acapulco.

Danach geht es sofort wieder zurück über den Atlantik ins ferne Kalifornien, wo in Indian Wells das erste 1000er–Event auf dem Programm steht. Im Anschluss geht es weiter an die Ostküste zum nächsten 1000er nach Miami, wo er aus dem Vorjahr ein Viertelfinale zu verteidigen hat.

Für Thiem sind diese beiden Turniere für sein ATP-Ranking extrem wichtig. Durch seine vielen Erfolge bei den 250ern und 500ern hat er auf diesem Level beinahe schon sein Punkte-Maximum erreicht. Um sich weiter verbessen zu können, braucht die aktuelle Nummer 15 der Welt Erfolge bei den höheren Turnier-Kategorien – den 1000ern und den Grand-Slams.

Durch die erhöhten Reise-Strapazen verbessern sich nun natürlich nicht unbedingt die Chancen auf eine erfolgreiche Nordamerika-Tournee im März. Doch trotz dieser Gefahren ist das Antreten im Davis Cup für Thiem die einzig richtige Entscheidung.

Würde er ÖTV-Kapitän Stefan Koubek und seinen Kollegen einen Korb erteilen, bekäme der 22-Jährige diesmal zwar etwas mehr Verständnis von der Öffentlichkeit als bei den Davis-Cup-Streitigkeiten in den letzten beiden Jahren, trotzdem würde es – vor allem bei einer Niederlage in Portugal – zwangsläufig zu neuerlichen Diskussionen um seine Person kommen.

Emotionen kochen in solchen Situationen schnell einmal hoch und gerade im Tennis ist eine derartige zusätzliche Belastung nicht leicht zu verkraften. Wir erinnern uns das letztjährige Davis-Cup-Duell gegen die Niederlande in Kitzbühel, wo Thiem nach der komplizierten Vorgeschichte dem Druck nicht standhalten konnte.

Für die mittel- und langfristige Zukunft macht es also durchaus Sinn für Thiem, in Portugal in den sauren Apfel und die Zähne zusammenzubeißen. Vor allem wenn man bedenkt, dass Thiem laut eigener Aussage – und das darf man ihm durchaus glauben – sehr gerne für das rot-weiß-rote Team auf den Platz kommt.

Kleiner und keinesfalls unangenehmer Nebeneffekt des Davis-Cup-Starts: Der Olympia-Teilnahme in Rio de Janeiro steht nun ebenfalls nichts mehr im Wege.


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