Das ÖFB-Nationalteam plagt eine Ausfalls-Misere wie schon lange nicht mehr. Mit Marko Arnautovic, David Alaba, Stefan Posch, Michael Gregoritsch, Gernot Trauner, Phillipp Mwene und Karim Onisiwo fehlen zahlreiche Stützen.
Teamchef Ralf Rangnick wird im möglicherweise entscheidenden Quali-Duell gegen Belgien (ab 20:45 Uhr im LIVE-Ticker) also speziell in der Abwehr das eine oder andere Experiment wagen müssen.
Dass der zweite Anzug noch so manche Justierung braucht, zeigte der maue Auftritt der ÖFB-Elf im September-Test gegen Moldawien.
Da wurde es erst mit der Hereinnahme von Arnautovic, Alaba & Co. besser, wodurch Österreich immerhin noch ein 1:1 erreichen konnte. Doch diese Aushängeschilder werden das Duell mit Belgien nur von der Tribüne aus mitverfolgen können.
"Selbst wenn all diese Spieler dabei wären..."
Die Nationalelf hat aber den Vorteil, das Gros der Arbeit bereits geleistet zu haben. "Das Gute ist, dass die Ausgangslage ja bereits geschaffen ist", weiß auch Jahrhundert-Fußballer Herbert Prohaska im Gespräch mit LAOLA1.
Das ÖFB-Team kann im Happel-Stadion gegen Belgien mit einem Sieg die fixe Qualifikation aus eigener Kraft unter Dach und Fach bringen.
Dass dies ohne Arnautovic, Alaba und Co. ein hartes Stück Arbeit wird, weiß auch Prohaska. Einfach wäre es aber auch mit ihnen keineswegs gewesen, wie der 68-Jährige meint. "Selbst wenn all diese Spieler dabei wären, würde es schwer werden. Ich war beim Hinspiel gegen Belgien live dabei und sie haben schon eine sehr gute Mannschaft", betont er.
Warum Belgiens Flügel zur Schwierigkeit werden könnten
Speziell der Ausfall der etatmäßigen Außenverteidiger Mwene und Posch könnte daher zur Herausforderung werden. Denn Belgien, so Prohaska, verfüge über eine "enorm starke" Offensive.
"Belgien hat echte Flügelspieler, die unheimlich schnell und technisch stark sind. Das haben nur wenige Nationen. Die werden uns genug Probleme machen", erklärt der 83-fache ÖFB-Teamspieler und spielt damit auf Asse wie ManCity-Star Jeremy Doku und Dodi Lukebakio (Sevilla) an.
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"Der Kader ist aber trotzdem gut. Man kann die Ausfälle nicht 1:1 ersetzen, aber du kannst sie ersetzen."
Darum schmerzen die Ausfälle von Alaba und Arnautovic besonders
Ausrede dürfen und werden die Ausfälle für Ralf Rangnick und seine Elf aber keine sein. "Kurzfristig hast du manchmal eben eine Phase, in der du deine prominentesten Spieler ersetzen musst. Der Kader ist aber trotzdem gut. Man kann die Ausfälle nicht 1:1 ersetzen, aber du kannst sie ersetzen", ist Prohaska überzeugt.
Was er damit meint? Der frühere Teamchef spielt auf die Persönlichkeiten von Führungsspielern wie Alaba und Arnautovic an.
Es ist durchaus denkbar, dass ein Philipp Lienhart, der in der Deutschen Bundesliga gegen Harry Kane & Co. verteidigt, eine nicht weniger solide Leistung auf den Platz bringt wie ein Alaba.
Doch die Ausfälle des etatmäßigen Kapitäns und von Goalgetter Arnautovic werden in deren Funktion als Leithammel nur schwer aufzufangen sein.
"Der Gegner hat gegenüber solchen Spielern viel mehr Respekt", betont Prohaska und spielt damit auf die Vita der beiden ÖFB-Aushängeschilder an. Auch im Austausch mit dem Schiedsrichter, was in entscheidenden Spielen ebenso kein unwesentlicher Faktor ist, mache es "einen Unterschied, wenn da jemand von Real Madrid oder Inter Mailand" vor einem steht, wie die Austria-Ikone erklärt.
"Das wird der Mannschaft vor allem hinsichtlich Selbstvertrauen abgehen", so Prohaska. Deshalb werde es "wichtig sein, dass ein Sabitzer spielen kann", meint er. Der Einsatz des Dortmund-Legionärs hängt am seidenen Faden und dürfte sich erst in letzter Sekunde entscheiden.
B-Elf? "Wäre ein bisschen gemein"
Von einer "B-Elf" will Prohaska jedenfalls nichts wissen. "Das wäre ein bisschen gemein", so Prohaska. Denn wenn Rangnick 25 Spieler nominiere, "dann kommen 23 aus den Top-5-Ligen", unterstreicht er das Niveau, welches Österreichs beste Kicker mittlerweile mitbringen.
Der 68-Jährige ist daher guter Dinge, dass die ÖFB-Elf auch mit der "zweiten Garnitur" gut aufgestellt ist und im kommenden Jahr zur Europameisterschaft nach Deutschland fährt.
"Das würde ein Trainer zwar nie sagen, aber ich traue mir das: Wenn wir alle drei Spiele verlieren, werden wir uns auch qualifizieren", spricht er die komfortable Ausgangslage an.
"Von der Papierform her wird Schweden in Belgien (am Montag, Anm.) nicht gewinnen", meint er.
Die Gefahr liege seiner Meinung nach aber darin, dass die Tedesco-Elf dann schon fix qualifiziert sein könnte - was bei einem Sieg in Wien der Fall wäre. "Dann ist für die Schweden vielleicht etwas zu holen", so Prohaska.
"Aber ich denke, die Mannschaft wird das schaffen und sie wird auch eine gute Euro spielen", ist er von einem positiven Ausgang für die Rangnick-Elf überzeugt.
