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Arnie: Entscheidung über ÖFB-Zukunft gefallen?

So denkt Arnautovic über ÖFB-Zukunft und nach Schock über Foda-Abschied.

Arnie: Entscheidung über ÖFB-Zukunft gefallen? Foto: © GEPA

Es hätte theoretisch ein Doppel-Abschied werden können.

Vor dem freundschaftlichen Länderspiel zwischen Österreich und Schottland (Di., ab 20:45 Uhr im LIVE-Ticker) überraschte Teamchef Franco Foda bei der Abschluss-Pressekonferenz mit der Bekanntgabe seines Rückzugs aus dem ÖFB-Team aus eigenen Stücken (Alle Infos >>>).

Neben ihm nahm in Abwesenheit von Kapitän David Alaba dessen Vertreter Marko Arnautovic Platz, der nach dem WM-Aus so extrem enttäuscht war, dass er nach dem Spiel ein mögliches Ende seiner Nationalteam-Karriere nicht ausschloss. Es gelte alles zu hinterfragen, der Bologna-Legionär wollte sich Gedanken darüber machen.

Vorerst ist es aber nicht so weit, wollte Arnautovic schon gar nicht seinem Trainer die Show stehlen. "Das ist uninteressant! Das werdet ihr dann hören, wenn der Zeitpunkt kommt. Sonst hätte ich mich jetzt hingesetzt und gesagt, ich höre auf. Ich lasse alles noch offen", gibt der rot-weiß-rote Leistungsträger über viele Jahre ein Update.

Hat Arnautovic ÖFB-Zukunft ausgeplaudert?

Zwischen den Zeilen kann man aber doch herauslesen, dass das Schottland-Spiel nicht sein letztes sein könnte und die Entscheidung doch weiterzumachen, möglicherweise schon gefallen ist. "Wir haben uns auch ausgemacht, dass wir die Mannschaft zum Essen einladen wollen, wenn wir im Juni zurückkommen", platzt es im Bezug auf das 100. Länderspiel von Aleksandar Dragovic aus Arnautovic heraus.

Als der 32-Jährige dies selbst bemerkte, lächelte er die Aussage gekonnt weg. "Ja, im Juni. Ich komme ja auch manchmal nach Wien, es ist ja nicht so, dass ich sonst nicht nach Wien komme", grinst der Routinier. "Wir haben uns das so ausgemacht, aber wir brauchen auf das Thema überhaupt nicht eingehen, was nach Cardiff gesagt wurde. Ich werde mich natürlich mit meiner Familie zusammensetzen und darüber sprechen. Aber ich habe nicht gesagt, dass ich aufhöre beim Nationalteam und ich habe nicht gesagt, dass ich aufhöre."

Für den Fall der Fälle habe man aber bereits vorgeplant, wie der Serie-A-Legionär festhält. "Es kann ja auch sein, dass mich der neue Teamchef nicht einberuft. Deswegen mal sehen." Bis zum nächsten Länderspiel im Juni bleibt noch genug Zeit, um sich zu entscheiden.

Foda-Aus: "Das ist natürlich ein Schock für uns"

Bei Franco Foda ist die Entscheidung jedoch unwiderruflich gefallen. Damit geht eine Ära von viereinhalb Jahren zu Ende, in denen Arnautovic stets unter dessen Regie eine große Rolle gespielt hat.

Die Überraschung war groß, als der Teamchef die Mannschaft am Montagvormittag von seiner Entscheidung unterrichtete. "Wir sind natürlich auch geschockt, diese Nachricht zu bekommen. Es war heute keine Besprechung ausgemacht. Wir wurden dann zusammengerufen und es wurde uns mitgeteilt. Das ist natürlich ein Schock für uns."

Trotz allem sei die Entscheidung seitens des ÖFB und des Trainers zu akzeptieren. Arnautovic wünscht seinem Vorgesetzten und dessen Familie alles Gute und freut sich noch auf die letzten Trainingseinheiten und das letzte Match unter Foda. "Für uns ist es normal, dass wir für den Trainer noch ein perfektes Abschiedsspiel machen wollen."

Dabei blickt der erfahrene Profi auf ein Wellenbad der Gefühle zurück. Unter dem Teamchef qualifizierte sich das ÖFB-Team für die EURO, schon davor und auch danach enttäuschte man jedoch auf dem Weg zur WM-Quali, was in den Köpfen verankert bleibt.

"Zeit mit Foda für mich persönlich überragend"

Arnautovic blickt jedoch sehr positiv auf die gemeinsame Zeit mit Foda im Nationalteam zurück.

"Die Zeit mit dem Trainer war für mich persönlich überragend. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zum Trainer. Wir haben immer sprechen können, nicht immer nur über Fußball, sondern auch über das private Leben. Die Beziehung war sehr gut - nicht nur mit mir sondern der ganzen Mannschaft", steut der Offensivakteur dem Übungsleiter Rosen. "Das zeichnet ihn aus, dass er immer Charakter gezeigt hat."

Auch von den sportlichen Erfolgen her stellt Arnautovic Foda ein gutes Zeugnis aus, auch wenn er dazu passend feststellt, "dass nie der Trainer schuld ist, weil er spielt nicht mit, wir spielen. Wenn wir nicht machen, was notwendig ist oder keine Tore machen, kann man nicht gewinnen."

Seine Foda-Bilanz auf die Erfolge bezogen fällt folgendermaßen aus: "Vom Sportlichen brauchen wir nicht reden. Er hat uns zur EM gebracht. Nach Italien war die Latte dann halt sehr hoch, alle haben gesagt, wir müssen zur WM. Das hat leider nicht funktioniert. Es war eine super Zeit mit ihm, wir bleiben sicherlich in Kontakt, werden uns austauschen. Aber für die Zukunft des Nationalteams - ob mit mir oder ohne mir - habe ich überhaupt keine Bedenken. Es wird immer besser, man sieht es, man sieht die Jungs, die nachkommen und eine Riesenfreude haben, für Österreich zu spielen. Sie bringen riesige Qualität mit. Ich sehe in Zukunft kein Problem."

100er als Ziel? "Wollte einmal mit Östereich zu einer WM"

Was Arnautovic in Zukunft wohl nicht mehr erleben wird, ist eine Teilnahme an einer Weltmeisterschaft. Das große persönliche Ziel wurde nicht erreicht, eine weitere Chance in vier Jahren mit dann 37 Jahren erscheint zum aktuellen Zeitpunkt unrealistisch, vor allem weil sich der Spieler schon mit dem ÖFB-Ende befasst.

Während es das ÖFB-Team zwei Mal in seiner Ära zu einer EM geschafft hat, blieb eine WM-Endrunde in drei Anläufen unerreicht. "Ich weiß auch nicht, wieso es nicht geklappt hat", ärgert sich der Bologna-Profi und führt den Grund möglicherweise auf den Modus zurück.

In der EM-Quali steigen seit der 2016er-Ausgabe die ersten Zwei auf, der Dritte spielt Playoff. In der WM-Quali kommt nur der Erste fix weiter und der Zweite muss ins Playoff. Aus seiner Sicht geht man vielleicht relaxter in eine EM-Quali, da die Chancen besser stehen, man vom Kopf her in einer machbaren Gruppe nicht in Panik verfällt.

Trotz der Ursachenforschung bleibt am Ende die Enttäuschung. "Dass es wieder nicht geklappt hat, ist sehr schade und tut mir extrem weh, weil ich einmal mit Österreich zu einer WM fahren wollte. Bei einer EM waren wir zwei Mal. Aber so ist das Leben, ich kann es nicht ändern, das Leben geht weiter. Mal schauen, was die nächste Zeit bringt."

Ein Ziel wäre mit Sicherheit auch für Arnautovic, die Marke von 100 Länderspielen zu erreichen, was Dragovic gegen Schottland bevorsteht. Aktuell hält der Wiener bei 96 Einsätzen, im 97. gegen Schottland wird er sein Team als Kapitän anführen. "100 ist eine enorme Zahl, das freut mich für ihn, weil es sein großes Ziel war", meint er über Freund Dragovic und lässt sein Ziel sowie auch seine Zukunft offen. "Ich bin auch nicht weit davon weg..."

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