Schweden Schweden SWE
Österreich Österreich AUT
Endstand
1:3
0:0, 1:3
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Arnautovic: "Toni Polster? Es gibt nichts zu zittern"

Der Rekordnationalspieler kommt dem Rekordtorschützen näher, haut in die Erde und denkt in der Stunde des Triumphes an die vielen Helfer im Hintergrund.

Arnautovic: Foto: © GEPA

"Schöne Grüße, Toni, mach da kane Sorgen", richtete Marko Arnautovic dem ÖFB-Rekordtorschützen Toni Polster im besten Wienerisch über den "ORF" aus. Nur um nachzuschieben: "Ich komme!"

In der Stunde eines großen ÖFB-Triumphes ist es geradezu aufgelegt, dass der aktuelle Goalgetter mit dem angegrauten ein wenig Schmäh führt.

Rekordnationalspieler mit nunmehr 110 Einsätzen ist der 34-Jährige bereits. In der ewigen Schützenliste rangiert er nun mit 36 Treffern acht Tore hinter Polster (44) auf dem alleinigen zweiten Platz, Hans Krankl (34) ist mit diesem Doppelpack in der Friends Arena abgehängt.

"Was soll er zittern? Es gibt nichts zu zittern", meint Arnautovic rund eine Stunde nach dem Schlusspfiff, "Glückwunsch dem Toni, er kann entspannt bleiben. Wenn ich es nicht schaffe, kann er sich weiter feiern lassen."

Der Beitrag des "Mannschaftsspielers"

Im Oktober jährt sich das Nationalteam-Debüt von Arnautovic zum 15. Mal. Der Weg, den der Offensivspieler in diesen eineinhalb Jahrzehnten gegangen ist, wurde schon oft genug nachgezeichnet.

Dass er heute mehr Teamplayer als damals ist, steht außer Frage. Entsprechend steht nach dem 3:1 im EM-Quali-Hit in Schweden auch der mannschaftliche Erfolg an oberster Stelle.

"Ich habe schon mehrere Male gesagt, dass ich nicht schaue, wen ich in der Torschützenliste einhole. Ich bin ein Mannschaftsspieler, was 15 Jahre im Team nie von mir geglaubt wurde. Aber es ist so. Ich spiele immer für die Mannschaft und damit die Mannschaft gewinnt."

Nachsatz: "Wenn ich natürlich ein Tor mache, ein Assist gebe oder sonst etwas beitragen kann, ist es natürlich überragend."

In die Erde gehaut

In der Friends Arena hat Arnautovic definitiv einiges beigetragen. Nach der Führung durch Michael Gregoritsch legte er prompt das 2:0 nach, ehe sein verwandelter Elfmeter zum 3:0 die Vorentscheidung bedeutet hat.

"Für mich und mein Selbstvertrauen war es natürlich sehr gut, dass ich die zwei Tore gemacht habe", sagt der Inter-Legionär, der in dieser Saison noch auf seinen ersten Vereins-Treffer wartet.

Dank komplett absolvierter Vorbereitung und des Ausheilens jener Verletzung, die ihn im Frühjahr plagte, ist Arnautovic derzeit bestens in Schuss.

"Ich habe natürlich probiert, mit über 100 km/h zu schießen. In der Sekunde hat es ein bisschen geschmerzt. Aber Tor ist Tor, da gibt es keinen Schmerz, alles gesund!"

Marko Arnautovic

Da kann ich auch nicht stoppen, dass er beim Elfmeter ein wenig in die Erde gehaut hat: "Wir können gerne raus auf den Platz gehen, ihr haut in die Erde, dann seht ihr, wie das schmerzt. Ich habe natürlich probiert, mit über 100 km/h zu schießen. In der Sekunde hat es ein bisschen geschmerzt. Aber Tor ist Tor, da gibt es keinen Schmerz, alles gesund!"

Willkommen in Berlin? Noch nicht ganz

Letztlich seien es zwei besonders emotionale Tore, weil man sich im ÖFB-Team der Wichtigkeit dieser Partie natürlich bewusst gewesen ist.

Mit diesem Sieg ist Österreich die Teilnahme an der EURO 2024 in Deutschland kaum mehr zu nehmen, bei einer Niederlage wäre es noch mal richtig spannend geworden.

"Wir wussten, dass wir das Spiel gewinnen müssen, damit wir einen großen Schritt machen. Das haben wir getan. Jetzt ist natürlich überall Euphorie, und jeder sagt, wir sind in Deutschland - Willkommen in Berlin! Aber es ist noch nicht so weit."

Dass Arnautovic das endgültige Lösen des EM-Tickets abwarten will, ist legitim. Zweifel an einer Teilnahme hegt aber auch er nicht mehr wirklich.

"Wir fürchten uns vor keinem"

"Platz eins ist nicht ein Ziel, das ist unser Ziel", zeigt der Routinier mit einem feinen Unterschied das Anspruchs-Denken dieser Mannschaft auf, sich nicht mit Rang zwei zufrieden geben zu wollen:

"Wir wissen natürlich, dass im Oktober mit Belgien eine Weltklassemannschaft kommt, die hoher Favorit ist, die Gruppe zu gewinnen. Aber wir wollen natürlich auch dieses Spiel gewinnen. Das Stadion wird komplett ausverkauft sein und wir wollen unsere Fans glücklich machen."

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Dass Österreich die Belgier fordern kann, hat man beim Hinspiel in Brüssel (1:1) gesehen. Wo Rot-Weiß-Rot in einer europäischen Hackordnung einzureihen wäre, interessiert Arnautovic jedoch herzlich wenig:

"Uns interessiert nicht, wer in der Weltspitze oben oder nicht oben ist. Wir schauen immer auf uns. Egal gegen wen wir spielen, wollen wir unser Spiel durchziehen. Wir fürchten uns vor keinem. Das macht unsere Mannschaft aus."

Ein Dank an den Staff

Ob dieses gereifte Team nun endlich in vielerlei Hinsicht, sei es Spieler- oder Trainer-mäßig das Potenzial voll ausschöpfen würde und fast schon am Höhepunkt sei?

"In den Medien heißt es nur, wir Spieler sind super oder der Trainer ist überragend. Aber wir müssen auch mal die anderen Leute loben, die im Hintergrund arbeiten."

Marko Arnautovic

"Im Fußball ist man nie am Höhepunkt. Da geht immer mehr. Wir haben eine super Mannschaft", betont der Rekordnationalspieler, will dies jedoch nicht nur im Hinblick auf die Spieler verstanden wissen:

"Damit meine ich den ganzen Staff - egal ob Medical Team, das Medienteam, all die Leute, die im Hintergrund arbeiten und einfach zehn Tage nonstop für uns da sind."

Deren Arbeit würde die Öffentlichkeit nicht merken: "In den Medien heißt es nur, wir Spieler sind super oder der Trainer ist überragend. Aber wir müssen auch mal die anderen Leute loben, die im Hintergrund arbeiten."

Kein Mann für die Bank

Für Arnautovic folgt derzeit ein Highlight auf das andere. Am Wochenende wartet das Mailänder Derby gegen den AC Milan. Letztlich zeigt auch dieser sommerliche Transfer zu Inter, dass der ÖFB-Goalgetter noch lange nicht genug hat.

"Es ist wie ein geschriebenes Buch - ich habe dort sozusagen angefangen und ich höre sozusagen dort auf. Wobei: Es ist natürlich nicht mein Ziel, dass ich demnächst aufhöre."

Und eines hat der 34-Jährige auch in Solna wieder mal bewiesen. Zwar sei es wichtig, immer die Entscheidung des Trainers zu akzeptieren, auch das sei ein Zeichen von Professionalität.

Trotzdem: "Ich bin kein Mann für die Bank", sagt Arnautovic, "ich will halt immer spielen und meine Leistung bringen."

Platzierung Spieler Tore
1. Toni Polster 44
2. Marko Arnautovic 36
3. Hans Krankl 34
4. Johann Horvath 29
5. Erich Hof 28
5. Marc Janko 28
7. Anton Schall 27
8. Andreas Herzog 26
8. Matthias Sindelar 26
10. Karl Zischek 24


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