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Der Faktor Kraft: Ein letztes Mal noch!

Das letzte Spiel vor dem Urlaub ist ein "verdammt wichtiges". Warum der Spielplan seine Tücken hat und wie selbst ein ÖFB-Dauerläufer sein Limit erreichte.

Der Faktor Kraft: Ein letztes Mal noch! Foto: © GEPA

Ein letztes Mal noch!

Das so wichtige EM-Qualifikations-Duell mit Schweden (Dienstag, 20:45 Uhr im LIVE-Ticker) stellt für die ÖFB-Kicker den Schlusspunkt einer langen Saison dar.

Und das lediglich drei Tage nach dem kräfteraubenden Fight beim 1:1 in Belgien.

"Am Schluss war ich schon am Limit", musste mit Nicolas Seiwald selbst ein Spieler zugeben, von dem man solch einen Satz eher selten bis gar nicht hört.

Wann zuletzt derart am Limit?

Ob er sich überhaupt an Spiele erinnern könne, bei denen er laufmäßig derart am Limit gewesen ist?

Der bisherige Salzburg-Spieler muss in sich gehen und überlegen: "Vielleicht die Champions-League-Spiele, da war es ähnlich."

Gegen eine spielstarke Mannschaft wie Belgien würde es jedoch dazu gehören, dass man viel laufen muss: "Gegen solch eine Top-Mannschaft musst du alles raushauen, viel investieren, und das haben wir gemacht."

Ein Investment, das nicht nur Seiwald gespürt hat. "Ich bin auch zwei Mal am Platz gelegen und habe mich dehnen lassen. Es ist schon eine sehr lange Saison, das merkt man natürlich", meint David Alaba nach Schlusspfiff in Brüssel.

Nummer 50 für Seiwald und Gregoritsch

Lange Saison trifft's. Es ist branchenüblich, dass der Länderspiel-Termin im Juni - so kurz vor dem Urlaubsantritt - noch einmal die letzten Kraftreserven erfordert.

Auf Seiwald und Michael Gregoritsch wartet gegen Schweden das 50. Pflichtspiel in dieser Saison. Rechnet man Vereins- und ÖFB-Auftritte zusammen, übertrifft sie in dieser Spielzeit mit Matthias Braunöder nur ein österreichischer Profi. Der Austrianer und U21-Teamspieler hält bei 51 Einsätzen.

Die Einsätze der ÖFB-Teamspieler in der Saison 2022/23:

Name Verein Vereins-Spiele Länderspiele Gesamt Minuten
Nicolas Seiwald Salzburg 43 6 49 4.175
Michael Gregoritsch Freiburg 42 7 49 3.276
Marcel Sabitzer ManUnited/Bayern 42 6 48 2.492
Maximilian Wöber Leeds/Salzburg 40 6 46 3.351
Daniel Bachmann Watford 45 - 45 4.050
David Alaba Real Madrid 39 6 45 3.407
Florian Kainz Köln 40 4 44 3.109
Junior Adamu Salzburg 40 4 44 1.936
Niklas Hedl Rapid 42 1 43 3.884
Kevin Danso Lens 40 3 43 3.774
Christoph Baumgartner Hoffenheim 36 7 43 3.326
Phillipp Mwene Eindhoven 38 5 43 2.835
Philipp Lienhart Freiburg 39 3 42 3.647
Stefan Posch Bologna/Hoffenheim 33 7 40 3.229
Manprit Sarkaria Sturm 40 - 40 2.520
David Schnegg Sturm 39 - 39 2.165
Karim Onisiwo Mainz 34 4 38 2.801
Xaver Schlager Leipzig 33 5 38 2.690
Dejan Ljubicic Köln 33 4 37 2.265
Romano Schmid Werder 29 4 33 1.711
Alexander Schlager LASK 30 2 32 2.865
Patrick Wimmer Wolfsburg 29 3 32 2.039
Konrad Laimer Leipzig 29 2 31 2.361
Flavius Daniliuc Salernitana/Nizza 29 1 30 2.329
Marko Arnautovic Bologna 23 5 28 1.973
Florian Grillitsch Ajax 18 2 20 719
Patrick Pentz Leverkusen/Reims 7 1 8 720

Was die Einsatzzeit angeht, ist Seiwald laut "transfermarkt" mit bislang 4.175 Minuten jedoch die unangefochtene Nummer eins. Die Marke von 4.000 Minuten hat mit Watford-Goalie Daniel Bachmann ansonsten 2022/23 nur ein weiterer Österreicher geknackt.

Es geht übrigens noch wilder. In der Wertung der Saison 2021/22 war Seiwald der "Marathon-Mann" unter den rot-weiß-roten Profi-Kickern, und das mit sage und schreibe 59 Pflichtspiel-Einsätzen.

Im wortwörtlichen Sinn ein "Kräftemessen"

Damals gab es auch keine WM-Pause, die mangels Qualifikation allen ÖFB-Kickern zuteil wurde, dazwischen. Trotzdem liegt es nach einem intensiven Frühjahr auf der Hand, dass man beim Match gegen Schweden im wortwörtlichen Sinne von einem "Kräftemessen" sprechen kann.

Hier kommen auch die Tücken einer Fünfer-Gruppe ins Spiel. Während Österreich am Samstag in Brüssel alles raushauen musste, spazierten die in der EM-Quali spielfreien Skandinavier tags zuvor zu einem 4:1-Testspiel-Sieg gegen Neuseeland, bei dem so mancher Star geschont wurde.

"Ich will, dass wir jetzt nichts anderes machen, als so viel wie möglich zu schlafen, gut zu essen und die Speicher wieder aufzuladen", hob ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick nach dem Belgien-Spiel wohl nicht umsonst hervor.

Ob das reicht, um den Spielplan-Nachteil gegenüber Schweden gänzlich auszugleichen, ist zumindest fraglich. Die Fitness könnte also ein Knackpunkt werden.

Ein Fall von zu geringer Match-Belastung

Wobei zwei Spiele binnen vier Tagen für die vielen Europacup-gewöhnten Kadermitglieder ohnehin Alltag darstellen und man als Fußball-Profi öfter mal in die Situation kommt, die Zähne zusammenbeißen zu müssen.

Dies kommt übrigens auch vor, wenn die Match-Belastung in der Phase davor im Prinzip zu gering war. Xaver Schlager musste im Frühjahr wegen eines Syndesmosebandrisses knapp zwei Monate lang pausieren. Anfang Mai feierte er sein Comeback, bekam in Leipzig jedoch nie mehr als eine halbe Stunde Spielzeit.

Entsprechend unsicher war er vor dem Belgien-Spiel, wo genau er körperlich steht. In Brüssel musste er dann jedoch gleich 87 Minuten durchhalten.

Lob für seine Laufleistung wollte er jedoch nicht entgegennehmen: "Wenn man sich die Laufwerte anschaut, war ich sicher nicht vorne, sondern eher normal dabei."

Die spielentscheidenden Kleinigkeiten

Wie es sich für ihn persönlich angefühlt habe: "Es war sicherlich kein schlechtes Spiel, aber natürlich merke ich an mir selber, wo es noch fehlt. Es fehlen noch einige Sachen bei der Spritzigkeit, auch bei der Regeneration. Wie lange dauert es nach einem Sprint, bis ich wieder voll frisch bin? Im Moment sicher länger als es sein sollte."

Dies sei jedoch ganz normal. "Das wird nur besser, wenn man spielt", so Schlager.

"Da haben mir vielleicht die Ruhe und die Kraft gefehlt, dass ich ihn perfekt treffe. Genau das meine ich damit, dass mir noch etwas fehlt. Das sind dann aber oft die spielentscheidenden Kleinigkeiten."

Xaver Schlager

Genau diese paar Prozent-Punkte, die ihm derzeit fehlen, können jedoch einen großen Unterschied machen. Als Beispiel führt er seine vergebene Chance auf das 2:1 an:

"Genau das sind dann die Situationen, wenn man lange draußen war. Das ist ein Problem, bei dem ich mich selbst ärgere, dass es dann so ist. Aber da haben mir vielleicht die Ruhe und die Kraft gefehlt, dass ich ihn perfekt treffe. Genau das meine ich damit, dass mir noch etwas fehlt. Das sind dann aber oft die spielentscheidenden Kleinigkeiten."

Genau das wieder auf die Wiese bringen

Gerade Schlager ist jemand, der mit seinem unbändigen Willen sehr viel kompensieren kann. Auf selbigen wird es am Dienstag bei allen ÖFB-Kickern ankommen, wobei man sich diese Tugend betreffend beim Nationalteam im Normalfall ohnehin keine Sorgen machen muss.

"Schweden ist ein verdammt wichtiges Heimspiel gegen einen direkten Kontrahenten, ein entscheidendes Spiel", weiß Schlager, "ob es das erste oder letzte Spiel der Saison ist, ist da völlig egal. Wir müssen einfach da sein und unsere Leistung abrufen."

In Brüssel war es ein Fight um den zumindest einen Punkt. Mit dieser Herangehensweise sollen es laut Christoph Baumgartner gegen Schweden deren drei werden:

"Wir brauchen wieder die Energie. Wenn man gesehen hat, wie wir hinten raus bei den schwülen Bedingungen alle noch fighten, teilweise schon mit Krämpfen, und uns trotzdem in jeden Ball reinhauen - genau das müssen wir wieder auf die Wiese bringen. Dann bin ich überzeugt, dass wir in Wien gegen Schweden gewinnen können."

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