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"Ich bin noch nicht da, wo ich hin möchte"

Phillipp Mwene wollte es unbedingt in Stuttgart schaffen. Jetzt ist er Stammspieler. Aber in Kaiserslautern.

Phillipp Mwene hat keinen einfachen Sommer hinter sich.

Zum ersten Mal in seiner Karriere stand der Wiener vor einer ungewissen Zukunft, hatte keinen Vertrag in der Tasche. Rund zwei Monate lang war nicht klar, wie es mit ihm weitergeht.

„Es war nicht einfach. Ich habe gelernt, dass man Geduld braucht, dass es nicht immer steil bergauf gehen kann“, sagt der 22-Jährige.

Im Nachhinein kann der Rechtsverteidiger entspannt darüber sprechen. „Es hätte ja nicht besser laufen können“, grinst er.

"Es war mein Traum, es in Stuttgart zu schaffen"

Zu Beginn war die Erkenntnis, einen Neuanfang zu wagen. „Ich war sechs Jahre beim VfB, Stuttgart ist meine zweite Heimat geworden, mein Traum war immer, es dort zu schaffen. Aber ich habe mich für eine Veränderung entschieden“, berichtet er.

Mwene ist im Sommer 2010 als 16-Jähriger aus der Austria-Akademie ins Schwabenland gewechselt. Im Frühjahr 2013 lief er erstmals in der dritten Liga für die Amateure des VfB auf, insgesamt absolvierte er 73 Spiele für die zweite Mannschaft.

Der Sprung zu den Profis sollte aber nie klappen. In der vergangenen Saison waren es Florian Klein und Kevin Großkreutz, die im Weg standen. Über den Sommer hinaus konnte Stuttgart Mwene abermals keinen Platz in der ersten Mannschaft garantieren, es war Zeit für etwas Neues.

Ein alter Bekannter als Trainer

Doch es war auch Altbekanntes, das die Zukunft brachte. Anfang Juli absolvierte der zwölffache ÖFB-U21-Teamspieler ein Probetraining beim 1. FC Kaiserslautern. Tayfun Korkut hatte sich in der Pfalz auf den Trainerstuhl gesetzt und blickte einem jungen Mann, den er von früher kannte, genau auf die Beine.

Im Frühjahr 2011 hatte Mwene unter Korkut in der U19 der Stuttgarter trainiert. „Ich wusste schon, worauf er Wert legt – er mag spielstarke Außenverteidiger. Sicher hat mir das ein bisschen geholfen“, meint er.

Jede Minute auf dem Platz

Etwas mehr als einen Monat nachdem er in Kaiserslautern einen Dreijahres-Vertrag unterschrieben hatte, holte der Klub einen Konkurrenten ins Boot – Mensur Mujdaz, 32-jähriger Haudegen mit 129 Spielen für Freiburg und 36 für das bosnische Nationalteam in den Beinen.

„Ich wollte dafür arbeiten, meine Chancen zu bekommen. Dass es so gut funktioniert, damit habe ich nicht gerechnet“, sagt Mwene rückblickend. Mujdaz konnte wegen einer Knie-Operation noch kein Spiel für die „Roten Teufel“ machen, Mwene ist gesetzt.

Ein Dutzend Partien in der zweiten Liga, ein Match im DFB-Pokal, allesamt von der ersten bis zur letzten Minute. Mehr Stammkraft geht derzeit nicht, kein anderer Lauterer stand im Herbst bisher so oft und so lange auf dem Platz.

"Der FCK ist das Größte hier - die ganze Stadt lebt für den Verein"

Die Umstellung, eine Liga höher seinen Mann zu stehen, ist dem 22-Jährigen gar nicht so schwer gefallen: „Wenn man jedes Wochenende vor 15.000 bis 30.000 Leuten spielt, ist das schon etwas anderes als bei den Stuttgart-Amateuren. Aber ich habe mich vom ersten Spiel an gut gefühlt, habe schnell das Tempo angenommen.“

Vollauf zufrieden ist er aber noch nicht: „Ich habe mich stabilisiert und kann meine Leistung Woche für Woche auf den Punkt bringen. Ich bin aber noch lange nicht da, wo ich hin möchte. Ich kann in der Offensive noch mehr Druck machen, mich noch mehr ins Spiel nach vorne einschalten.“

Während es für Mwene persönlich von Beginn an richtig gut gelaufen ist, hatte die Mannschaft insgesamt so ihre Probleme. Erst am sechsten Spieltag konnte sie über den ersten Sieg jubeln, es sollte der einzige in den ersten neun Runden bleiben.

Der Crashkurs

Für den Neuzugang ein Crashkurs in Sachen Pfälzer Fußballleidenschaft. „Der FCK ist das Größte hier. Die ganze Stadt lebt für den Verein. Alle leiden mit, wenn es nicht läuft, alle feiern mit, wenn wir gewinnen. Wenn man gewinnt, macht es in dieser Stadt schon Spaß“, sagt er.

Letzteres kennt der Außenverteidiger mittlerweile nämlich auch schon. Gegen Bochum, Fürth und Union Berlin hat Kaiserslautern zuletzt drei Siege in Folge eingefahren. Da spendiert ein zufriedener Anhänger beim Spazieren in der Innenstadt dann auch schon mal einen Kaffee, berichtet der Wiener.

Und wo soll es hingehen in dieser Saison? „Wir wollen in die obere Tabellenhälfte kommen und uns da festsetzen. Von dort ist alles möglich. In dieser Liga kann jeder gegen jeden gewinnen.“

Harald Prantl


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