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Wie sich Philipp Hosiner stets zurückkämpft

Philipp Hosiner erzählt, wie er nach Schicksalsschlägen zurückkehrt:

Wie sich Philipp Hosiner stets zurückkämpft

„Fall down seven times. Stand up eight.“

Dieses Motto hat sich Philipp Hosiner nicht ausgesucht, „das Leben hat es mir aufgezwungen“.

Zwei Mal binnen zwei Jahren kämpfte sich der 27-Jährige nach einem Schicksalsschlag zurück.

2015 wurde dem Burgenländer eine Niere entfernt, nachdem ein Tumor entdeckt worden war.

2016 erlitt Hosiner einen Lungenkollaps und kehrte mit eisernem Willen zurück auf den Platz.

2017 könnte der ÖFB-Legionär nun mit Union Berlin in die deutsche Bundesliga aufsteigen.


So reagierte die Austria-Spieler 2015 auf den ersten Schicksalsschlag:

(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt)


Vermeintliche Rückenschmerzen

„Mir geht es sehr gut“, antwortet Hosiner auf die erste Frage im Gespräch mit LAOLA1, die nicht nur deswegen gestellt wird, um wie üblicherweise das Eis zu brechen.

Der Stürmer hat schließlich einmal mehr eine harte Zeit hinter sich. „Das sind Krankheiten, die für einen Profi-Fußballer untypisch sind, aber ich habe es gut verkraftet“, blickt Hosiner zurück.

Es war Mitte Dezember, als dem Angreifer plötzlich der Rücken stark schmerzte.

„Es war eigentlich die Lunge, aber ich habe angenommen, dass es der Rücken war. Ich habe die Schmerzen nicht einordnen können, weil ich auch solche nie hatte.“

Mal waren sie stärker, mal schwächer. In den Spielen gegen Eintracht Braunschweig und Heidenheim waren sie etwa überhaupt nicht spürbar. „Das Adrenalin hat die Schmerzen überdeckt.“

Der schlimmste Fall trat ein

Als Besserung ausblieb, sprach Hosiner mit dem Teamarzt. Der meinte vor dem Röntgen im Krankenhaus: „Eigentlich kann es nicht sein, aber im schlimmsten Fall ist es ein Lungenkollaps.“

Der schlimmste Fall trat ein. Die Ärzte diagnostizierten ein Spontanpneumothorax.

Wer danach googelt, findet folgenden Wikipedia-Eintrag: Der Spontanpneumothorax tritt ohne erkennbare Ursache auf. Er betrifft oft junge Männer im Alter zwischen zirka 15 und 35 Jahren.

Hosiner weiß: „Das geschieht einfach so und kann jedem Menschen passieren.“

Es passierte wieder Hosiner. Wie schon 2015 mit dem Tumor, der beim Medizincheck beim 1. FC Köln entdeckt worden war. Dem damaligen Rennes-Angreifer musste die linke Niere entfernt werden.

„Die Zeit von der Diagnose bis zur Operation war nicht ohne. Es war ein großer Eingriff und ich wusste nicht, wie er ausgehen würde. Da konnte mir auch kein Arzt versprechen, dass es mit dem Fußballspielen wieder klappt. Aber es ist alles super verlaufen und von da an ging es bergauf.“

Wie ein zweiter Geburtstag

Die Operation vom 11. Februar 2015 feiert Hosiner wie einen zweiten Geburtstag, eine große Narbe ziert den Bauch. Auch dieses Mal gab es wieder eine Narbe, die aber überhaupt nicht zu sehen ist.

„Es gab einen kleinen Schnitt unter der Brustwarze, wo ein Schlauch hineingesteckt wird, um jene Luft abzusaugen, wo keine Luft sein soll. Diese strömte durch einen Lungenriss zwischen die Rippen.“

Hosiner weiter: „Weil dort die Luft ist, kann sich die Lunge nicht mehr entfalten und kollabiert.“

Der österreichische Fußball-Meister von 2013 relativiert aber: „Es hört sich schmerzvoller an, als es wirklich war. Ich hatte keine Luftnot, ich habe ja auch Fußballspielen können. Und ich habe dann auch nur ein Spiel verpasst und habe wieder normal in die Vorbereitung einsteigen können.“

Zusatz: „Es gibt Muskel- oder Knieverletzungen, die viel länger dauern.“ Seelisch war es aber eine andere Geschichte. Wieder ein Tiefschlag aus dem Nichts.

„Psychisch war es schwieriger zu verkraften. Aber es bleibt einem ja auch nichts anderes übrig. Ich musste da durch und bin da durch. Als Mensch reifst du auch durch solche Situationen.“

Philipp Hosiner und Tom Brady

Vorbildhaft nahm Hosiner diese an. Während am 1. Januar für gewöhnlich Menschen ihre Räusche ausschlafen, stand der Ex-Austrianer am Laufband und holte seine körperlichen Defizite auf.

Wie der Kicker solche Situationen annimmt, sorgt für Bewunderung. Nicht nur bei seinen Fans.

„Mir haben viele Menschen geschrieben, wie super es ist, wie ich das mache und damit umgehe. Mich haben Leute angeschrieben, die schwere Krankheiten hatten und meinten: Ich bin ein Vorbild. Das geht einem nahe. Wenn ich einem Kind, das krank ist, so helfen kann, macht mich das stolz.“

Selbst hat Hosiner auch Vorbilder. Tom Brady etwa. Nicht nur, weil er ebenfalls ein „Comeback Kid“ ist und das nicht zuletzt in einer epochalen Super Bowl in diesem Jahr zeigte.

Mir haben viele Menschen geschrieben, wie super es ist, wie ich das mache und damit umgehe. Mich haben Leute angeschrieben, die schwere Krankheiten hatten und meinten: Ich bin ein Vorbild. Das geht einem nahe. Wenn ich einem Kind, das krank ist, so helfen kann, macht mich das stolz.

„Auch wie er mit seinem Körper umgeht. Er ist 39 Jahre alt, in einer Topform und will noch Jahre spielen. Ich schaue mir etwa auch ab, wie er sich ernährt“, sagt Hosiner und stellte sein Leben um.

„Ich trinke so gut wie nie Alkohol, versuche mit neuesten Studien in Sachen Ernährung am Laufenden zu bleiben. Da bin ich auf einem super Weg, habe Dinge gefunden, die mir gut tun und die versuche ich beizubehalten. Weil ich einfach auch noch Jahre auf hohem Niveau spielen will.“

Vor der Länderspiel-Pause erzielte Hosiner als Joker das Siegestor im Finish gegen Nürnberg. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Und das Bild vom Jubel sagt vor allem eines: Emotion pur.

„Aber da ging es weniger um das, was mit mir war, sondern, dass ich etwas beitragen konnte. Es ist nicht schön, wenn man hart trainiert und zuschauen muss. In solchen Momenten fühlt man sich gebraucht, wenn man für zwei Punkte mehr sorgen konnte und wir deswegen auf Platz 1 stehen.“

Warten auf die nächste Chance

Union hat sechs Spiele in Folge gewonnen, Trainer Jens Keller folgt dem Motto „Never change your winning Team“. Hosiner: „Es ist derzeit fast unmöglich, durch Leistung in die Startelf zu kommen.“

Sechs Tore in einem Testspiel könnten helfen. „Ich stelle mich in den Dienst der Mannschaft. In Hannover werden wir nicht mit zwei Stürmern spielen, aber es werden andere Spiele noch kommen.“

Nicht nur wegen des Umstandes, überhaupt Fußball spielen zu können, hegt Hosiner keinen Groll.

„Ich fühle mich wohl hier. Ich bekomme auch nur positives Feedback, das ist das Wichtigste.“

Sein Trainer half zudem beim Comeback mit. „Er wollte laufend wissen, wie es mir geht und hat mich wissen lassen, dass die Mannschaft mich braucht. Da wird man dann ein paar Tage schneller fit.“

Der Union-Fanklub in Eisenstadt

Das Umfeld bei der Union ist ohnehin positiv

„Man muss mal hier gewesen sein, es ist ähnlich wie bei der Vienna in Österreich. Wir haben ein sehr sportlich faires Publikum, das den Gegner nicht verschmäht. Auch bei 0:4 wird noch geklatscht.“

Aber nicht jeder will unbedingt in die Bundesliga.

„Manche Fans wollen gar nicht aufsteigen, weil sie sich so wohlfühlen in der zweiten Liga. Manche haben die Befürchtung, dass in der Bundesliga mehr auf Vermarktung als auf Tradition gesetzt wird.“

Die „Eisernen“ haben passenderweise auch einen Fanklub in Eisenstadt, Hosiners Geburtsort. „Wenn wir aufsteigen, gibt es natürlich ein Treffen“, verspricht er. Zumal auch seine Freunde Mitglieder sind.

Der Verein, die Mannschaft und Hosiner wollen in die Bundesliga. Unter seinem Meistertrainer Peter Stöger absolvierte der Torjäger beim 1. FC Köln bereits 15 Einsätze im deutschen Oberhaus.

Für Hosiner wäre ein Aufstieg also ein Comeback. Und gewiss nicht das erste.



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