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Klaus Schmidt in Altach: Canadi kann er nicht

Wie geht der Altach-Trainer mit dem Erbe von Damir Canadi um?

Klaus Schmidt in Altach: Canadi kann er nicht

Alfred Tatar wurde erhört.

"Für mich gehört Klaus Schmidt in die Bundesliga", war für den Sky-Experten schon länger klar. Nach dem Klassenerhalt des FC Blau Weiß Linz ist es auch Gewissheit.

Schmidt stieg auf zum SCR Altach, der nach einem fulminanten Herbst unter Damir Canadi mit Martin Scherb Vorletzter in der Frühjahrs-Tabelle wurde.

Ob das Wirken von Canadi im Ländle noch nachwirkt? "Der König ist tot, es lebe der König", sagt der neue Trainer des SCRA im LAOLA1-Interview.

LAOLA1: Sie haben mit Ihrem neuen Team vor dem ersten Pflichtspiel gegen Chikhura Sachkhere nur zweimal getestet, einmal davon gegen die eigenen Amateure. War das so geplant?

Klaus Schmidt: Ich musste die Mannschaft einmal kennenlernen, deswegen wollten wir die Mannschaft nur mit zwei Testspielen auf die Partie am Donnerstag einstimmen. Ich hoffe, dass es genug ist.

LAOLA1: Was wollen Sie von Ihrer Mannschaft in den nächsten Wochen und Monaten sehen?

Schmidt: Die Kaderplanung ist noch nicht abgeschlossen, deswegen ist es schwer zu sagen, wo wir uns hin orientieren wollen. Es gibt noch die eine oder andere Option, dass ein Spieler zu uns kommt. Vielleicht gibt es auch noch Abgänge. Solange das nicht klar ist, können wir keine großen Ziele setzen. Mit guten Spielen im Europacup wollen wir versuchen, für positive Stimmung in der Mannschaft beziehungsweise im Verein zu sorgen. Das ist jetzt einmal das Wichtigste.

LAOLA1: Wie sieht die Erwartungshaltung in Altach nach dieser in beide Richtungen extremen Saison aus?

Schmidt: Die ist natürlich hoch. Aber wir müssen sie angesichts der vorhandenen Möglichkeiten relativieren. Im Rückblick auf die letzte Saison kann man sagen, dass die Mannschaft im Herbst über ihrem Niveau gespielt hat und im Frühjahr sicher weit darunter. Umso schwerer ist es abzuschätzen, wie es jetzt weitergeht. Ich hoffe, dass die Mannschaft die negative Frühjahrssaison hinter sich lassen kann - auch mental. Die Spieler müssen sich abschütteln und sagen: Das ist Geschichte. Wir starten neu und werden sehen, was herauskommt.

"Ich bin auf meine Mannschaft konzentriert, da habe ich keine Zeit für das, was vor sieben Monaten bei diesem Verein passiert ist."

Über die Canadi-Ära

LAOLA1: Der Erfolg im Herbst war untrennbar mit dem Namen Damir Canadi verbunden. Spüren Sie noch die Nachwirkungen seiner Ära?

Schmidt: Damir Canadi hat Großartiges geleistet, dann hat er sich dazu entschlossen, eine neue Aufgabe anzunehmen. Es geht immer weiter, ganz nach dem Motto: Der König ist tot, es lebe der König. Ich habe ihn einmal am See getroffen, wir haben ein nettes Gespräch geführt. Mittlerweile hat er eine neue Aufgabe gefunden. Das Rad dreht sich eben weiter. Es bringt nichts, sich großartig damit auseinanderzusetzen. Ich bin auf meine Mannschaft konzentriert, da habe ich keine Zeit für das, was vor fünf oder sieben Monaten bei diesem Verein passiert ist. Ich hoffe, dass die Spieler ähnlich denken.

LAOLA1: Hat Canadi Ihnen bei diesem Treffen den einen oder anderen Ratschlag gegeben?

Schmidt: Nein, das Treffen war rein zufällig. Wir haben uns nur kurz ausgetauscht. Jeder Trainer will sich ein eigenes Bild von seiner Mannschaft machen und hat eigene Methoden, mit denen er erfolgreich sein will. Ich denke, dass es nicht zielführend ist, dass Klaus Schmidt Damir Canadi kopiert, weil ich das wahrscheinlich gar nicht kann. Umgekehrt wird es auch so sein.

LAOLA1: Canadi hat in einem Interview mit der Neuen Vorarlberger Tageszeitung selbst zugegeben, dass es ihm bei Rapid zum ersten Mal in seiner Trainerlaufbahn nicht gelungen ist, das Vertrauen einer Mannschaft zu erarbeiten. Kennen Sie das Problem?

Schmidt: Ich versuche einfach, mit meinen Spielern ein korrektes Arbeitsverhältnis zu haben. Bis jetzt bin ich mit meinem Weg gut gefahren. Ich glaube nicht, dass ich irgendwo missbraucht, ausgenützt oder hintergangen worden bin.

"Wenn man sich im Trainerjob nicht ständig hinterfragt, bleibt man stehen."

LAOLA1: Kann man diese Social Skills im Trainerjob erlernen oder ist das im Endeffekt nur eine Charakterfrage?

Schmidt: Jeder Trainer, der eine gewisse Zeit im Geschäft ist, glaubt, dass er seine Stärken in diesem Bereich hat. Man versucht, sich weiterzuentwickeln und das betrifft sicher auch den Umgang mit seinen Kollegen, Mitarbeitern und Spielern. Wichtig ist, dass man vor einer neuen Aufgabe die alte Station reflektiert. Wenn man sich im Trainerjob nicht ständig hinterfragt, bleibt man stehen.

LAOLA1: Wie ist diese Reflexion nach Ihrem Abschied vom FC Blau Weiß Linz ausgefallen?

Schmidt: Das war für mich ein ganz wichtige Station. Ohne dieses Engagement würde ich jetzt nicht in Altach sein. Ich habe dort eine Mission übernommen, die schwierig war. Wir waren abgeschlagen Letzter und haben relativ souverän die Liga gehalten, also kann man das Kapitel positiv abschließen. Die Resonanz der Spieler war gut und ich denke, dass es mir keiner großartig übel nimmt, dass ich diesen Schritt jetzt gemacht habe.

LAOLA1: Täuschte der Eindruck oder war Ihre Enttäuschung darüber, dass Sie den Job als U18-Teamchef beim ÖFB nicht bekommen haben, doch ziemlich groß?

Schmidt: Wenn man einen Job anstrebt und es dann nicht funktioniert, ist man natürlich enttäuscht. Man muss es realistisch sehen. Den Job wollte nicht nur ich, sondern auch einige andere. Es hat wahrscheinlich bessere Bewerber gegeben.

LAOLA1: Mit Georg Zellhofer und Werner Grabherr haben Sie in Altach zwei weitere Bundesliga-Trainer in ihrem unmittelbaren Umfeld. Macht das die Arbeit für Sie schwieriger oder einfacher?

Schmidt: Ich habe hier ein Team in Altach, um das mich einige Kollegen beneiden werden. Nicht nur wegen diesen beiden. Mit Martin Hämmerle (Physiotherapeut) und Thomas Hickersberger (langjähriger Co-Trainer bei Rapid) sind noch zwei weitere zu nennen. Georg Zellhofer hat viele Jahre Erfahrung als Trainer und bringt sich momentan in der Kaderplanung ein. Ich glaube nicht, dass er mir großartige Tipps geben will, wie ich was zu machen habe. Wenn es so wäre, hätte er den Job auch selber machen können. Werner Grabherr ist jemand, der viele Aufgaben abdeckt. Momentan ist er nur für die Videoanalysen zuständig und aufgrund seiner Tätigkeiten im Marketing nicht immer bei der Mannschaft. Er verkörpert Altach, ist rund um die Uhr für diesen Verein da und lebt ihn. Ich fühle mich in diesem Team nicht unter Druck gesetzt, ich fühle mich gut unterstützt.


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