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Die Falle, in die Ilzer nicht tappen will

Ein "Lehrspiel" oder ein "Leerspiel"? Sturm ist gegen Lille chancenlos. Der richtige Umgang mit dieser Pleite ist nun auch Trainer-Sache.

Die Falle, in die Ilzer nicht tappen will Foto: © GEPA

"In der großen Euphorie des Sieges und in der Depression der Niederlage macht man die größten Fehler", doziert Christian Ilzer.

In diese Falle dürfe man als Trainer nicht tappen.

Der größte Fehler, den die Steirer in der aktuellen Situation begehen könnten, wäre, sich durch das 0:3 im Conference-League-Hinspiel gegen Lille aus der Bahn werfen zu lassen.

Letztlich war Sturm bei der ersten Niederlage im Kalenderjahr 2024 unterm Strich jedoch derart chancenlos, dass diese Gefahr besteht.

Ilzer: "Es muss heißen: Da will ich hin!"

Das weiß auch Ilzer. Natürlich sei dies ein Spiel, das aufs Selbstvertrauen gehen könne, wenn man es nicht richtig kanalisiert. Dies wiederum ist auch Trainer-Sache.

"Unsere Aufgabe ist, sehr schnell wieder ins Vertrauen zu kommen und Dinge mitzunehmen, die uns helfen, uns aufs nächste Level zu entwickeln."

Entwicklungspunkte gibt es genügend, gerade in individueller Hinsicht. Denn natürlich ist es der eigene Anspruch diverser Sturm-Kicker, auf jenem Niveau zu bestehen, das der Kontrahent aus Frankreich in Liebenau präsentiert hat.

"Wenn man dieses Level auf dem Platz erlebt, darf das bei einem Spieler nicht auslösen: 'Wahnsinn, wie weit weg ich bin...' Sondern es muss heißen: 'Da will ich hin! Ich muss noch mehr Inspiration und Motivation in mir finden, um dieses Level zu erreichen.'"

Lehrspiel oder Leerspiel?

Diesen Anschauungsunterricht des Ligue-1-Vertreters gab es am Donnerstag durchaus.

Als Ilzer von einem "Lehrspiel" sprach, erntete er die nicht ganz unberechtigte Nachfrage, ob er den Begriff mit dem Buchstaben "H" schreiben würde, oder ob er die andere Variante gemeint habe.

"Gefühlt war es ein Leerspiel ohne H", muss der 46-Jährige zugeben, "aber geschuldet einem Topgegner an einem Tag, an dem wir es nicht geschafft haben, unsere Bestleistung abzurufen. Aber im Nachgang will ich erleben, dass es ein Lehrspiel war."

Sprich, dass seine Mannschaft auch tatsächlich wieder Learnings daraus gezogen hat, wie es auf Europacup-Ebene nach Pleiten gegen höher einzuschätzende Teams immer wieder gelungen ist.

Es gibt solche und solche Teams

Ilzer: "Es gibt im Europacup ein Level an Teams, etwa Rakow oder zuletzt Slovan Bratislava, gegen die wir mit unserer Art und Weise top funktionieren und unser Spiel am Platz bringen. Dann gibt es aber eben noch mal Teams, die drüber stehen und eine enorme Ballsicherheit haben."

"Vielleicht war der eine oder andere Spieler etwas müde oder nervös. Ich weiß nicht, was von beiden es war."

Christian Ilzer

So sehr Sturm die eigene Herangehensweise leicht adaptierte, ein Rezept fand man gegen Lille nie. Letztlich kam man kaum ins Pressing, war viel zu sehr mit nachlaufen beschäftigt. Im eigenen Offensivspiel hatte man kaum Lösungen parat, war zu ausrechenbar.

Zudem schaffte man es laut Ilzer nicht, den Spielverlauf positiv zu beeinflussen. Anstatt den Gegner mit guten Situationen zumindest leicht zu verunsichern und sich in einen Flow zu arbeiten, kassierte man ein vermeidbares Gegentor zum 0:1.

Auf der Haben-Seite stand, dass Manprit Sarkaria (in jener Situation, in der er sich schwer verletzte) oder Otar Kiteishvili zu hervorragenden Chancen kamen. Ilzer vergaß jedoch nicht darauf hinzuweisen, dass rund um diese Szenen erst einmal Torhüter Vitezslav Jaros Sturm mit Glanzparaden im Spiel halten musste.

Ilzer: "Können es auch gegen starke Gegner definitiv besser"

Letztlich vermisste Ilzer die nötigen Energie und Intensität. Woran das lag, stellte ihn vor ein Rätsel: "Vielleicht war der eine oder andere Spieler etwas müde oder nervös. Ich weiß nicht, was von beiden es war."

Eine gewisse Ursachenforschung wird nötig sein. "Wir haben nicht so gespielt, wie wir uns das vorstellen", so Ilzer, "das hat natürlich auch mit dem starken Spiel von Lille zu tun. Aber wir müssen uns alles anschauen, was mit unserer Leistung zu tun hat. Wir können es auch gegen einen starken Gegner definitiv besser machen."

Das Gebot der Stunde für den Coach ist, das Spiel klar uns sachlich zu analysieren "und jene Schlüsse zu ziehen, die eine Mannschaft weiterbringen."

Und dies beinhaltet auch den baldigen Blick nach vorne: "Was in dir drinnen ist, trägst du nach außen. Auch nach einer Niederlage ist es sehr wichtig, dass du dein Innenleben wieder sehr schnell auf Zug bringst, zuversichtlich bist und an dich selbst und dein Team glaubst."


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