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RBS-Boss Reiter spricht sich für umstrittene UEFA-Reform aus

"Bullen"-Geschäftsführer Stephan Reiter äußert sich positiv über die UEFA-Reform, die bereits mit einem Jahr Vorlauf für viel Kritik sorgt.

RBS-Boss Reiter spricht sich für umstrittene UEFA-Reform aus Foto: © GEPA

Stephan Reiter ist seit Kurzem ein noch beschäftigterer Mann, als er es als Geschäftsführer des FC Red Bull Salzburg ohnehin schon wäre.

Der 52-Jährige, der vor über sechs Jahren als Quereinsteiger aus der Privatwirtschaft in die Funktionärsrolle bei Österreichs Serienmeister wechselte, wurde Anfang September ins Board der European Club Association (ECA) gewählt.

"Die ECA hat sich gemeinsam mit der UEFA zur Verantwortung genommen, die internationalen Bewerbe aufrecht zu erhalten und die Interessen von fast 400 Mitglieder-Klubs bestmöglich zu balancieren. Da dabei zu sein und probieren mitzugestalten, ist eine spannende Aufgabe. Es ist ein Privileg, dass ich Österreich und den FC Red Bull Salzburg vertreten darf", spricht Reiter bei einem Medientermin in der Red Bull Arena über seine neue Aufgabe im höchsten Gremium der mächtigen Klubvereinigung.

Die CL-Rekordspieler des FC Salzburg

Österreich "auf internationaler Bühne angekommen"

Der gebürtige Wiener hatte sich bei der Generalversammlung der ECA in Berlin als Vertreter der Subdivision 2 (Länder der 5-Jahreswertung auf den Rängen 7 bis 15) erfolgreich zur Wahl aufgestellt.

In Berlin habe Reiter "gespürt, dass wir auf der internationalen Bühne angekommen sind. Wenn ich ich das mit vor ein paar Jahren vergleiche, haben wir als Österreich eine ganz andere Wahrnehmung, als FC Red Bull Salzburg aufgrund unserer Art und Weise, Fußball zu spielen, und unserer Transfers sowieso".

Dieser positive Trend ist freilich der starken Leistung der rot-weiß-roten Eurofighter im Europacup zu verdanken. Österreich beendete seit sechs Jahren keine Saison in der UEFA 5-Jahreswertung mehr außerhalb der Top-12, zuletzt gelang gleich drei Mal in Folge eine Top-10-Platzierung, die auch in der aktuellen Saison noch möglich ist.

Flughöhe in der 5-Jahreswertung muss gehalten werden

Zurzeit belegt Österreich nämlich Rang elf in der 5-Jahreswertung, was noch vor zwei Jahren für einen Champions-League-Fixplatz für den Meister gereicht hätte, wenn sich der amtierende Champions-League-Sieger über die Meisterschaft für die "Königsklasse" qualifiziert hätte.

Das ist nun nicht mehr möglich. Nachdem bei der vorletzten UEFA-Reform die Grenze für einen CL-Fixplatz bereits von Platz 13 auf 11 heruntergesetzt wurde, haben ab der ab 2024/25 greifenden Reform nur mehr exakt zehn europäische Meister ein Ticket für die Hauptrunde der "Königsklasse" sicher - und das, obwohl ab 2024 auf 36 Mannschaften aufgestockt wird. Drei der vier neu geschaffenen Startplätze gehen allerdings (mit großer Wahrscheinlichkeit) an die Top-5-Ligen.

Die genaue Verteilung der Startplätze sowie alles, was sonst ab der Reform 2024/25 neu ist>>>

Salzburg benötigte einst den Champions-League-Fixplatz, um nach zehn gescheiterten Quali-Anläufen überhaupt erstmals in der "Königsklasse" dabei zu sein. Oder wie Reiter es ausdrückt: "Wir haben uns zehn Jahre nicht so leicht getan in der Champions-League-Quali." 

Deshalb sei es so wichtig, in der 5-Jahreswertung "die Flughöhe zu halten", so Reiter, der sich trotz der großen Rivalität enorm über das Ausscheiden des SK Rapid im Playoff zur Europa Conference League ärgerte.

Reiter: "Reform in Summe sehr gelungen"

Die Reform ist auch eine Reaktion der UEFA auf die einst so bedrohlich wirkende Super League. Mit gewissen Zugeständnissen wurden die europäischen Spitzenklubs zurück an Bord geholt und ihnen die Champions League wieder schmackhaft gemacht.

Die ECA wirkte an dieser Reform "ganz aktiv" mit, wie Reiter es betont. Er verstehe die Bedenken ob der vielen "Zuckerln" für die Großen, betont aber auch: "Bei allem Respekt, aber man muss schauen, aus welchen Ländern in erster Linie die Einnahmen generiert werden. Der Großteil der Einnahmen kommt aus den Medienrechten und die kommen wiederum aus den Top-Ligen."

Österreich werde, so Reiter, genau so wie alle anderen Nicht-Top-Ligen subventioniert, bringt der UEFA aufgrund ihrer Teilnehmer also weniger Geld ein, als in Form von Preisgeldern an die Bundesliga-Vertreter ausgeschüttet wird.

Der Salzburg-Boss outet sich trotz der vermeintlichen Nachteile für Österreich als Fan der Reform: "Die Reform finde ich in Summe sehr gelungen."

Bekommt Salzburg ein Problem mit den Jänner-Terminen?

Einer dieser Nachteile ist, dass die Spieltage 7 und 8 (Gruppenphasen gibt es ab 2024 nicht mehr, dafür eine große Liga mit acht Spieltagen) in der Champions League und Europa League ab 2025 im Jänner stattfinden werden. Also zu einem Zeitpunkt, an dem Fußball in Österreich normalerweise witterungsbedingt noch kein Thema ist.

"Im Jänner zu spielen, wird extrem spannend, weil das eine Zeit ist, wo bei uns eigentlich alles zu ist, die Rasenheizung stillliegt und wir normalerweise auf Winter-Trainingslager, das es dann nicht mehr geben wird, sind", so Reiter zu dieser Thematik.

Niemand hat uns gefragt. Wir müssen einfach nur liefern. Was ist der Grund? Geld! Das ist ein Witz!

Jürgen Klopp über die Reform

Gegenüber LAOLA1 bestätigte David Reisenauer, Bundesliga-Vorstand Spielbetrieb, erst kürzlich, dass aufgrund dieser neuartigen UEFA-Termine Umbauarbeiten im nationalen Kalender vonnöten sein werden.

Der genaue Kalender würde ohnehin im Gremium der Bundesliga gemeinsam mit allen Klubs beschlossen werden, betont Reiter. Dabei versuche man von Seiten der Salzburger "bestmöglich zu argumentieren, dass man dann vielleicht ein wenig früher ins Jahr startet".

Denn: "Man darf nicht vergessen: Wir treffen in der Champions League im Jänner auf Gegner, die voll im Saft stehen werden."

Reiter: "Brauchen die Visitenkarte, regelmäßig international zu spielen"

International konkurrenzfähig zu sein, ist ein integraler Bestandteil des Salzburger Erfolgswegs. Nur so werden sich auch künftig manche der größten Fußball-Talente dieser Erde dazu entscheiden, ihre erste Profistation in der Mozartstadt zu verleben.

"In unserem Klub gibt es viele miteinander kommunizierende Gefäße. Auf der einen Seite stehen die Einnahmen, die man aufgrund einer Europacup-Teilnahme generiert, auf der anderen die Attraktivität des Klubs, die über allem steht, um unsere Talente nach Österreich zu holen", erklärt Reiter.

Salzburg sei zwar eine fantastische Stadt mit toller Lebensqualität, "nichtsdestotrotz braucht es als Klub die Visitenkarte, regelmäßig international zu spielen".

Daran, dass Salzburg auch nach der Reform regelmäßig international spielen wird, bestehen keine Zweifel.

Ob die bis zu vier zusätzlichen Spiele für Champions-League- und Europa-League-Vertreter und die immer größer werdende Ansammlung an Klubs aus den Top-5-Ligen in der "Königsklasse" dem Fußball im Allgemeinen gut tun, steht allerdings auf einem anderen Papier.

Heftige Kritik von Klopp und Guardiola an der Reform

Es kommt nicht von ungefähr, dass mit Jürgen Klopp und Pep Guardiola zwei der weltbesten Coaches klare Gegner der Reform sind:

"Niemand hat uns gefragt. Wir müssen einfach nur liefern. Was ist der Grund? Geld! Das ist ein Witz!", so die emotionalen Worte von Klopp.

Etwas diplomatischer, aber nicht weniger deutlich äußert sich Guardiola: "Mehr Spiele sind unmöglich, dafür sind die Strukturen nicht ausgerichtet."

Es werde künftig mehr Verletzungen geben, so der Katalane: "Die UEFA weiß es, kümmert es sie? Absolut nicht."

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