Was haben Thomas Letsch und Huub Stevens gemeinsam?
Sie haben bei ihrem jeweils ersten Spiel als Salzburg-Trainer ein Unentschieden erzielt. Stevens gegen Bohemians Dublin ein 1:1, Letsch in Mattersburg ein 0:0. Es gibt freilich bessere Starts.
Letsch, der Peter Zeidler interimistisch für zwei Spiele folgt, sah dabei aber nicht nur das Ergebnis.
"Wir hatten die Chancen, zwei Stangenschüsse und wenn man die Strafraum-Situation (Elfer-Alarm bei Takumi Minamino, Anm.) hernimmt, ist es natürlich ärgerlich, dass es uns nicht gelungen ist, das Spiel zu gewinnen. Vom Auftreten her, speziell zweite Hälfte, bin ich zufrieden, vom Ergebnis natürlich nicht."
Unterschiedliche Phasen
Der 47-Jährige sah dabei unterschiedliche Phasen seines neuen Teams.
"Wir sind gut ins Spiel gekommen, haben zu Beginn das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben und den Gegner unter Druck gesetzt. Im Laufe der ersten Hälfte war ich nicht so zufrieden, da hatten wir unnötige Ballverluste und Mattersburg aufgebaut, dabei die Kontrolle etwas verloren. In der zweiten Hälfte war es sehr gut, wir konnten sie konstant einschnüren."
Letsch ermöglichte bei seinem ersten Mal Hee-Chan Hwang, dem Top-Scorer der Ersten Liga, das Bundesliga-Debüt und brachte nach langer Zeit Konrad Laimer zurück in die Startelf des Meisters.
"Beide haben das sehr gut gemacht. Konny hat seine Aufgabe zu 100 Prozent erfüllt. Hee-Chan Hwang ist ein Spielertyp, den wir so in der Profi-Mannschaft nicht haben. Mit seiner Schnelligkeit hat er das super gemacht, es war ein klasse Debüt. Beide haben ihre Aufstellung gerechtfertigt."
Nicht nur das Tor hat gefehlt
Nichtsdestoweniger war das Debüt von Letsch eines, dem etwas gefehlt hat. Und nicht nur das Tor.
"Es war nicht so, dass wir nach der guten Anfangsphase richtig schlecht waren. Wir haben ab und an die falschen Mittel gewählt. Das gilt es zu analysieren. Mich stimmt es aber positiv, dass die zweite Hälfte richtig gut war. Da gab es keine wirkliche Schwächephase, nur das Tor hat gefehlt", so der Deutsche, der erstmals im Profi-Geschäft ein Team betreute.
Ob dieser auch im Frühjahr Trainer bleibt, darf stark bezweifelt werden. Zwar wurde es am Donnerstag bei der Pressekonferenz offen gelassen, aber diese Lösung gilt als sehr unwahrscheinlich.
"Es ist aktuell nicht angedacht", sagte auch Christoph Freund gegenüber LAOLA1. Der Sportchef sah die Partie ambivalent.
"Mit dem Ergebnis sind wir natürlich nicht zufrieden. In der zweiten Hälfte war es ein ordentliches, leidenschaftliches Spiel von uns. Die großen Torraum-Szenen haben gefehlt, wir hatten aber zwei Stangenschüsse, einige Chancen und ein Elfmeter wurde uns vorenthalten. Es war okay, aber ist noch ausbaufähig", so der Nachfolger von Ralf Rangnick.
Überrascht in unterschiedlicher Hinsicht
Die Spieler nahmen den Trainer-Wechsel unter der Woche professionell zur Kenntnis.
"Das ist eine Entscheidung des Klubs, die haben wir zu akzeptieren", so Tormann Alexander Walke, der punkto Landsmann Letsch anfügte: "Er hat eine gewisse Handschrift - und ich bin schon positiv überrascht."
Andreas Ulmer war in anderer Hinsicht überrascht: "Damit rechnet keiner, dass zwei Runden vor Schluss noch ein Wechsel passiert. Die Entscheidung ist aber so gefallen und wir müssen schauen, dass wir unser letztes Spiel in diesem Jahr gegen Rapid gewinnen."
Valentino Lazaro hielt das fest, was sich wohl viele in den vergangenen Wochen gedacht hatten.
"Es gab viele unruhige Stimmen im und rund um das Team. Es war ein komisches Gefühl zwischen Mannschaft und Trainer da. Wir haben uns zwar schon mit dem Trainer verstanden, nur es nicht geschafft, die Spielfreude auf den Platz zu bekommen", so der 19-Jährige, der weiter Einblick gab.
"Er (Letsch) hat auf jeden Fall wieder ein wenig Freude ins Training reingebracht, was vorher etwas fehlte."
Hinsichtlich des angeblichen Hinteregger-Eklats meinte er: „Wir haben nichts mitbekommen.“
"Leistung war ordentlich"
Die Spieler zeigten sich nach dem ersten Spiel unter Letsch trotz des 0:0 nicht wirklich unzufrieden.
„Wir hatten mehr Chancen, hätten uns den Sieg verdient. Aber es ist nicht einfach, Mattersburg ist vor allem zweite Hälfte tief gestanden, hat es uns sehr schwer gemacht. Dennoch sind wir zu unseren Chancen gekommen“, so Stefan Lainer, der anstelle des gelbgesperrten Christian Schwegler auflief.
Ulmer: „Wir reden uns nicht auf Glück oder Pech aus. Es ist eben so, dass der Ball heute nicht reingegangen ist. Aber die Leistung war wieder einigermaßen ordentlich.“
Mattersburg | Salzburg | |
---|---|---|
Ballbesitz | 34,5% | 65,5% |
Zweikämpfe | 57,8% | 42,2% |
Eckbälle | 4 | 11 |
Torschüsse | 7 | 19 |
Torschüsse außerhalb Strafraum | 1 | 6 |
Torschüsse innerhalb Strafraum | 6 | 13 |
Kopfballchancen | 4 | 2 |
Abseits | 0 | 4 |
Fouls | 8 | 15 |
Walke schlug in dieselbe Kerbe: "Es war heute schon ein guter Schritt in die richtige Richtung."
Allerdings bleibt es bei einem Sieg in sechs Partien und es war dies das dritte Remis in Folge.
Wieder gegen einen Gegner, den man eigentlich schlagen müsste. Erst Grödig, dann WAC und nun der zuletzt bei weitem nicht überragende SV Mattersburg.
„Es gibt gute Phasen und es gibt weniger gute Phasen. Wenn wir wissen, woran es liegt, würden wir es ändern und jedes Spiel gewinnen“, hielt Ulmer nüchtern fest.
„So lange wir oben dabei sind“
Walke sieht es ähnlich, schließlich sei man nur einen Punkt hinter Leader Austria Wien.
„Wo ist das Problem jetzt? Wichtig ist, dass wir oben dabei sind. Wir hatten viele Turbulenzen, das war nicht immer einfach“, so der Tormann, der erst zum dritten Mal in dieser Saison zu Null spielte.
Ein Spiel steht für den Titelverteidiger in diesem Kalenderjahr noch auf dem Programm - Rapid kommt.
Interims-Coach Letsch denkt nur an das: „Mein einziges offensives Ziel ist tatsächlich das nächste Spiel. Darauf arbeiten wir hin. Alles andere ist uninteressant."