Während die Freude beim SCR Altach über das 0:0 gegen RB Salzburg spürbar ist, zeigen sich die Mozartstädter vor dem Europa-League-Kracher auf Schalke selbstkritischer denn je.
"Ich hoffe nur, dass wir in Zukunft ein bisschen mehr Spielfluss haben", war der als Rechtsverteidiger aufgebotene Valentino Lazaro bei "Sky" nicht zufrieden.
"Wir sind vorne auch ein paar Mal durchgekommen, hatten dann aber nicht die Genauigkeit und insgesamt war es zwingend vor dem Tor ein bisschen zu wenig."
"Zwei Mauern" ließen Salzburg verzweifeln
Vor allem die Offensiv-Maschinerie der "Bullen" kam ins Stocken. In der ersten Halbzeit waren Großchancen auf beiden Seiten rar gesät. Einzig Dayot Upamecano und Jonatan Soriano fanden brauchbare Möglichkeiten vor.
Bedingt vor allem durch das Defensiv-Konstrukt der Vorarlberger, die von Trainer Damir Canadi wieder einmal individuell und erfolgreich auf den Doublesieger der vergangenen Saison eingestellt wurden.
"Es war schwer durchzukommen, wir haben nicht viele Wege gefunden und wenn wir sie gefunden haben, dann waren wir zu ungenau", beschrieb Lazaro das wenig erfolgreiche Anrennen seines Teams.
Dieser Meinung war auch Trainer Oscar Garcia: "Wir wollten natürlich gewinnen, aber es ist uns nicht gelungen. Wir hatten vier große Möglichkeiten, aber es ist nicht einfach gegen Altach, sie haben alle Heimspiele bisher gewonnen. Altach hat zwei Mauern aufgebaut, wir haben viel versucht, aber die Schlüsselszenen haben wir eben nicht genutzt."
Soriano: "Wir waren nicht gut in der Offensive"
Kapitän Jonatan Soriano hatte den Sieg auf dem Fuß. Auch er ist nicht zufrieden, gibt sich aber diplomatisch und kann dem Remis auch positive Seiten abgewinnen.
"Wir können nicht zufrieden sein, aber trotzdem haben wir einen Punkt in Altach geholt und wenn du nicht gut spielst, dann ist es besser, wenn du nicht verlierst", ließ der Spanier wissen.
"Altach war sehr defensiv, aber wir waren nicht gut in der Offensive und dann ist es schwierig", übt aber auch der langjährige Salzburger Kritik am eigenen Spiel, vor allem vor dem gegnerischen Tor.
Anders ausgedrückt: Die Schlüsselszenen wurde nicht genützt, wie Oscar Garcia sagte.
Dank Defensivkonzept "hervorragendes Saisonviertel"
Schlüsselszenen gab es auch bei den Altachern. Etwa als Salzburg-Leihgabe Dimitri Oberlin aus wenigen Metern über das Tor köpfte und damit Chefbetreuer Canadi auf der Ersatzbank verzweifeln ließ. Dieser macht seinem Rohdiamanten aber keinen Vorwurf.
Viel mehr hebt er die positiven Seiten hervor. Das Remis gegen den Serienmeister war ein wichtiges Ausrufezeichen nach zwei Pflichtspiel-Niederlagen in Folge in dieser Woche gegen Ried und ASK Ebreichsdorf im ÖFB-Cup.
"Das Defensivkonzept hat eine große Rolle gespielt, wir wussten, dass wir Salzburg nicht die Räume anbieten dürfen, die haben wir sehr gut zugestellt. Deswegen können wir von unserer Seite sehr zufrieden sein, im Umschaltspiel hätte ich mir auch die eine oder andere Situation mehr erwartet", gesteht Canadi nach dem Schlusspfiff.
"Auf dieses Unentschieden kann man durchaus stolz sein", war auch Torhüter Andreas Lukse begeistert. "Es war wichtig, mal wieder zu Null zu spielen, das ist uns seit der zweiten Runde nicht mehr gelungen."
Für Taktikfuchs Canadi war es ein "hervorragendes Saisonviertel", trotzdem würde pure Zufriedenheit Stagnation gleichkommen. Und das will man in Altach vermeiden. Schließlich will man die guten Leistungen auch die restliche Saison über bestätigen.
Altach auf der Suche nach mehr Balance
Außerdem ist noch viel Luft nach oben, das war auch gegen einen Top-Gegner wie Salzburg offensichtlich.
"Wir müssen einfach schauen, dass wir mehr Balance ins Spiel bekommen, das ist einfach die Basis um Spiele zu gewinnen. Heute waren wir sehr fleißig als Mannschaft, gegen Salzburg sind wir bereit, diese Wege zu gehen, du musst es aber auch gegen Ried sein. Da muss man genauso seine Hausaufgaben machen, sonst kannst du solche Gegner auch nicht schlagen. Da haben wir sicherlich auf der mentalen Ebene noch genug Arbeit, aber eben auch in der Balance, wir müssen schauen, dass wir auch nach vorne mehr Situationen kreieren."
Das sind aber Zukunftspläne. Der Blick auf die Tabelle lohnt sich derzeit aus Sicht der Vorarlberger. Platz vier, punktegleich mit Titelkandidat Rapid, ist ein Beweis für die gute Form des oft abgeschriebenen Underdogs.
So unterscheiden sich die Zielsetzungen der Vereine. Auf der einen Seite Altach, das über Platz vier jubelt. Auf der anderen RB Salzburg, für das ein Remis gegen Altach und Platz zwei Grund genug für viel Selbstkritik ist.