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Scherb: "Wir wollen dominanter sein"

Was Trainer Martin Scherb mit Altach vor hat, erklärt er im LAOLA1-Interview:

Scherb:

Seit drei Monaten ist Martin Scherb Trainer des SCR Altach.

Die Sensations-Mannschaft aus dem Herbst hält im Frühjahr nach sechs gespielten Runden weiterhin den starken zweiten Platz.

"Ergebnistechnisch fehlen uns drei Punkte, um zu sagen, es wäre alles komplett in Ordnung", hält der 47-jährige Niederösterreicher im LAOLA1-Interview fest.

Vor dem Schlager am Sonntag (16:30 Uhr im LIVE-Ticker) gegen Tabellenführer Red Bull Salzburg spricht Scherb über seine kurz- und mittelfristigen Vorhaben mit Altach.

Sollten sich die Nächtigungszahlen deutlich erhöhen, liegt das auch an mir, weil ich in Niederösterreich sehr viel Werbung für Vorarlberg mache.

LAOLA1: Wie lebt es sich im Westen Österreichs?

Martin Scherb: Sehr schön. Sollten sich die Nächtigungszahlen deutlich erhöhen, liegt das auch an mir, weil ich in Niederösterreich sehr viel Werbung mache. Es ist wunderbar hier zu leben, die Leute sind unglaublich offen und da fällt es einem leicht, sich schnell einzuleben. Das ist mir gelungen.

LAOLA1: Und Sie verstehen alles dank Ihrer Mutter, die aus Baden-Württemberg kommt?

Scherb: Alles nicht, aber es sind wirklich einige Vokabeln gleich. Das hat mir geholfen zu Beginn.

LAOLA1: Wie sieht Ihr sportliches Fazit nach drei Monaten in Altach aus?

Scherb: Ergebnistechnisch fehlen uns drei Punkte, um zu sagen, es wäre alles komplett in Ordnung. Wir haben sieben Punkte gemacht, drei zu wenig, die Gründe dafür sind vielfältig. Wir haben es noch nicht geschafft, eine Konstanz reinzubringen. Das hat aber auch mit massiven Ausfällen zu tun. Wenn teilweise sieben oder acht Spieler fehlen, kann man die nicht so einfach ersetzen. Wir wissen das alles realistisch einzuschätzen. Die Liga ist auch aufgrund der Investitionen der hinteren Teams zusammengerückt. Von Platz zwei bis Platz zehn kann jeder jeden schlagen. Red Bull ist etwas unangetastet. Aber wir sind auf einem guten Weg. Wir wollen noch ein wenig flexibler werden und ein bisschen dominanter, mehr Ballbesitz haben. Da lassen wir uns auch nicht davon abbringen.

LAOLA1: Apropos flexibel: Zuletzt spielte Altach wieder mit einer Viererkette.

Scherb: Das ist eben der Plan. Es gibt kein Altach-System, das wir spielen müssen. Es gibt nur eines, mit dem wir glauben, erfolgreich zu sein. Es geht darum, dass wir im Match auch kurzfristig adaptieren können. In Ansätzen funktioniert es ganz gut, es braucht jetzt noch Einfluss von außen, aber auf Sicht wird es die Mannschaft auch immer selbstständiger übernehmen.

LAOLA1: Nach dem 0:2 gegen Ried meinten Sie: „Die Bereitschaft, den ersten Meter zu machen, ist nicht da, aber sich mit Managern zu treffen schon. Wer nicht bereit ist, für den SCR Altach alles zu geben, wird nicht mehr spielen.“ War Ihnen wichtig, das auch öffentlich zu kommunizieren?

Scherb: Ob es wichtig war, weiß ich nicht. Bewusst war es nicht. Es hat einfach meine große Enttäuschung ausgedrückt, die ich unmittelbar nach Schlusspfiff hatte. Alle Anzeichen in der Trainingswoche deuteten nicht auf diese Leistung hin. Da rede ich gar nicht von der Niederlage, eine solche kann auch bei einer guten Leistung passieren. Wir haben natürlich eine Situation, die nicht so viele Spieler kennen. Altach ist Zweiter, die Spieler sind medial mehr im Fokus und müssen daraus lernen. Aber wir haben das intern besprochen, gut analysiert und am Mittwoch nach dem Spiel abgehakt.

Das ist mir wichtig, den Leuten in Vorarlberg zu zeigen, hier geht auch in der Akademie etwas weiter. Die Zusammenarbeit ist gut.

LAOLA1: Thorsten Fink meinte nach dem 0:5 seiner Wiener Austria in Salzburg, dass neun Punkte auf den Tabellenführer nicht aufzuholen sind. Sind es sieben für den SCR Altach?

Scherb: Das ist nach wie vor kein Thema für uns. Wir schauen nicht auf die Tabelle. Wir wollen gut Fußball spielen und wenn wir das tun, kommen die Punkte und dann haben wir eine gute Platzierung in der Tabelle. Wir sind in einer tollen Situation, die sich der Verein und die Mannschaft in den vergangenen Monaten erarbeitet haben. Wir schauen weder nach vorne noch nach hinten. Wir sind für unser Spiel verantwortlich und wenn wir das umsetzen, was wir zeitweise schon trainieren, dann werden wir erfolgreich sein, wenn wir unsere Handlungsziele gut umsetzen.

LAOLA1: Was sind denn die Handlungsziele?

Scherb: Kompakte Defensive, schnelles Umschalten, mit einer Leidenschaft in jeder Sekunde des Spiels. Wenn wir nur ein wenig nachlassen, dann haben wir Probleme.

LAOLA1: Den Europacup will Altach aber logischerweise nun schon erreichen, oder?

Scherb: Natürlich. Wir sagen nicht, dass wir nicht in den Europacup wollen. Aber wenn das eine passiert, passiert auch das andere.

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LAOLA1: Sie haben in der Zeit vor Altach als Experte der „Sportzeitung“ Interviews mit Trainern in der Bundesliga geführt. Nicht mit Salzburg-Trainer Oscar. Was hätten Sie ihn denn gefragt?

Scherb: Mich hätte privat interessiert, wo die besten Plätze in Barcelona sind. Weil es auch meine Lieblingsstadt ist. Vielleicht ergibt es sich am Sonntag (lacht).

LAOLA1: Oscar ist immer wieder für Überraschungen gut. Ist er für Sie auch ab und an ein Rätsel?

Scherb: Jein. Wir schauen uns vor jedem Spiel zwei drei Partien des Gegners davor an, ob sich etwas geändert hat. Dann versuchen wir die richtige Spielvorbereitung für dieses Match zu erwischen. Das gelingt manchmal, aber auch nicht immer. Denn auch der Gegner hat Überraschungen in petto.

LAOLA1: Sie haben im Herbst folgendes über Marc Rzatkowski geschrieben: „Seit Marc Rzatkowski das Vertrauen seines Trainers hat, glänzt er mit tollen Leistungen. Seine Interpretation des rechten Mittelfeldspielers, der erst breit steht und sich dann mit Tempo Richtung Zentrum freiläuft, belebt das Salzburger Spiel immens.“ Im Frühjahr hat er noch keine Minute gespielt. Wundert Sie das?

Scherb: Ich habe damals ein Spiel analysiert und hatte auch mehrere Partien mit ihm gesehen. Da war er sehr auffällig und dominant. Aber der Trainer wird natürlich seine Gründe haben, bei einem großen, qualitativ hochwertigen Kader kann er auch aus dem Vollen schöpfen.

LAOLA1: Gibt es für Trainer aber auch einfach Spieler, die er nicht mag? Wie ist das bei Ihnen?

Scherb: Bei mir ist es nicht so, dass ich Spieler nicht mag. Aber allgemein hat man Spieler, die am Anfang womöglich noch nicht dabei sind, die vielleicht verletzt sind und die man früher abstempelt. Das kann sein. Jeder Trainer ist ein Mensch und damit nicht frei von Subjektivität. Umso wichtiger ist ein gutes Trainer-Team, in dem über Spieler gesprochen wird und man auch überzeugt werden kann.

LAOLA1: Wie ist Salzburg zu bezwingen? Mit Aggressivität?

Scherb: Wenn wir uns das letzte Spiel von Altach in Salzburg ansehen (1:4) hat man auch gesehen, wie aggressiv Salzburg spielen kann. Zudem gab es keine unangenehme Behandlung durch den Schiedsrichter, bei fünf, sechs Fouls hat es keine Karte gegeben. Da hat uns Salzburg die Schneid abgekauft. Sie können schon zulangen, wenn sie wollen. Darauf sind wir vorbereitet.

LAOLA1: Was ist aus dem 0:5 der Austria in Salzburg für Altach mitnehmbar?

Scherb: Die Austria hat 30 Minuten hervorragend gespielt – wie selten eine Mannschaft in dieser Saison gegen Salzburg. Da schaut man sich die eine oder andere Positionierung am Spielfeld an.

LAOLA1: Der Sommer naht. Wird der nächste Kader die Handschrift von Martin Scherb tragen?

Scherb: Die ist nicht notwendig. Es geht um Altach. Ob der Trainer Scherb heißt oder anders, ist egal. Es passiert alles in enger Absprache mit Georg Zellhofer. Aber es wird kein System verändert oder ganz andere Spieler geholt, nur weil ich es so will. Es passiert so, dass man den Verein mittelfristig weiterentwickeln kann. Das heißt: Wenn die Liga-Reform erfolgt ist, immer die Möglichkeit zu haben, unter die ersten Sechs zu kommen. Dementsprechend agiert der Verein auch am Transfermarkt.

LAOLA1: Droht im Sommer ein Zerfall des Altacher Sensationsteams?

Scherb: Ich sehe das ganz nüchtern. Wenn ein Spieler ablösefrei ist, viel mehr Geld woanders verdienen kann, dann wird er den Verein wechseln. Aus. Fertig. Das muss man ganz emotionslos sehen. Das ist das Geschäft. Wir als Trainerteam müssen schauen, die Einzelinteressen unter einen Hut zu bringen. Wenn einer geht, versucht man jemanden anderen zu holen.

LAOLA1: Welche Spieler-Typen wünschen Sie sich?

Scherb: Die Spieler, die jeder Trainer sucht: Schnelle, dynamische, technisch gute Spieler. Billig sollen sie auch noch sein.

LAOLA1: Die Jungen sind billig: Gegen Ried hat Valentino Müller (18) sein Startelf-Debüt gegeben.

Scherb: Er hatte schon letztes Jahr Kurzeinsätze und hat viel Potenzial. Er ist nicht umsonst Kapitän des U18-Nationalteams und wir haben in Absprache mit Schule und Akademie einen richtigen Karriereplan für ihn. Den setzen wir beharrlich um, weil es wichtig ist, Identifikation zu schaffen. Wir haben mit Benedikt Zech, Philipp Netzer, Jan Zwischenbrugger oder Lukas Jäger weitere Vorarlberger im Kader. Das ist mir auch wichtig, den Leuten in Vorarlberg zu zeigen, hier geht auch in der Akademie etwas weiter. Die Zusammenarbeit ist gut und in Zukunft sind diese Spieler Vorbilder.

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