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Fokus: Verbands-Akademien - zwischen hui und pfui

Während in St. Pölten namhafte Akteure ausgebildet wurden, sind Erfolgsgeschichten in anderen Akademien vergleichsweise rar. Vor allem Burgenland enttäuscht.

Fokus: Verbands-Akademien - zwischen hui und pfui Foto: © GEPA

In Fußball-Österreich sind nicht nur die an Profi-Vereine angeschlossenen Akademien eingeladen, für Nachwuchs zu sorgen.

Auch die von den Landesverbänden betriebenen Ausbildungsstätten in St. Pölten, Burgenland, Tirol und Vorarlberg bereiten Talente im Idealfall auf eine möglichst hochrangige Karriere vor.

Dies gelingt mal mehr, mal weniger gut.


Wie ist der Output einer Akademie zu bemessen? Wir haben uns angesehen, wer von der Saison 2013/14 an, also in den letzten zehn Jahren, in den jeweiligen U18-Kadern gestanden ist. In die Tabelle aufgenommen wurden all jene Spieler, die danach zumindest ein Bundesliga-Spiel absolviert haben.

Diese Output-Analyse ist ein Teil unseres "Talente-Fokus", in dem wir die Chancen der in Österreichs Akademien ausgebildeten Talente beleuchten.

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>>> Verbands-Akademien: Zwischen hui (St. Pölten) und pfui (Burgenland)


St. Pölten: Baumgartner und eine Handvoll Rapidler

St. Pölten: Baumgartner und eine Handvoll Rapidler
Christoph Baumgartner glänzte in St. Pölten
Foto: © GEPA

Durchaus als Vorzeige-Akademie darf man diesbezüglich jene in St. Pölten bezeichnen, die auch in unserem Vergleichszeitraum (U18-Teams ab der Saison 2013/14) einige bekannte Namen hervorgebracht hat.

Über allem steht Christoph Baumgartner, der gerade für 24 Millionen Euro zu RB Leipzig übersiedelt ist. Seinen Feinschliff holte sich der ÖFB-Teamspieler in Hoffenheim, wohin er 2017 gewechselt ist, nachdem er in St. Pölten zwei Mal Torschützenkönig der ÖFB-U18-Jugendliga wurde. Die Ausbildungswege der aktuellen ÖFB-Teamspieler >>>

Aber auch Absolventen wie die späteren Rapidler Robert Ljubicic, Leo Greiml, Jonas Auer, Martin Moormann oder Bernhard Zimmermann muss man nicht groß vorstellen. Der Output der Rapid-Akademie >>>

Dazu kommen diverse weitere Akteure, die es ins heimische Oberhaus geschafft haben, beispielsweise der nunmehrige Ljubljana-Legionär Ahmet Muhamedbegovic, Nicolas Meister, David Ungar, Marcel Tanzmayr oder Manuel Polster.

Der 21-jährige 2.Liga-Goalgetter Stefan Feiertag bekommt nun bei Blau-Weiß Linz seine erste Chance, im Oberhaus sein Können unter Beweis zu stellen.

Talente wie Emilian Metu (FC Bayern II) oder Jakob Knollmüller (Hartberg) müssen ihren Vorschusslorbeeren indes erst gerecht werden.

Tirol: Aushängeschild Taferner

Tirol: Aushängeschild Taferner
Matthäus Taferner debütierte früh beim FC Wacker
Foto: © GEPA

Auch die Tiroler Akademie kann mit Matthäus Taferner so etwas wie ein Aushängeschild vorweisen, wenngleich es natürlich unfair wäre, den 22-Jährigen mit Baumgartner zu vergleichen.

2019 blätterte Dynamo Dresden 550.000 Euro für den damals 18-Jährigen hin. In der 2. Deutschen Bundesliga (4 Einsätze) klappte es nicht wie erhofft – in der heimischen Bundesliga stehen inzwischen 91 Matches zu Buche. Nach seinem Abgang vom WAC hat der Mittelfeldspieler noch bei keinem neuen Verein unterschrieben.

Von den älteren Jahrgängen stechen Murat Satin, Simon Pirkl oder Finnland-Legionär Johannes Kreidl hervor, vom großen Durchbruch kann man bislang jedoch nicht sprechen. Der gelang auch Rami Tekir nicht, für den der FC Liefering einst 300.000 Euro bezahlt hat, der jedoch von vielen Verletzungen geplagt wurde.

Ein verlässlicher Abnehmer ist inzwischen die WSG Tirol, bei der sich Felix Bacher und Johannes Naschberger etabliert haben.

Justin Forst steht der Schritt vom Joker zur Stammkraft noch bevor. Akteure wie Cem Üstündag, David Jaunegg, Thomas Geris oder Kilian Bauernfeind schnupperten vergangene Saison erstmals Bundesliga-Luft.

Vorarlberg: Mehr Möglichkeiten vor der eigenen Haustüre

Vorarlberg: Mehr Möglichkeiten vor der eigenen Haustüre
Valentino Müller absolvierte bislang 105 Bundesliga-Spiele
Foto: © GEPA

Ebenfalls in Wattens läuft mit Valentino Müller jener Spieler auf, den man derzeit am ehesten mit der Akademie in Vorarlberg in Verbindung bringt.

Johannes Tartarotti, Daniel Nussbaumer, Marcel Canadi oder Darijo Grujcic konnten ebenfalls in der Bundesliga aufzeigen.

Von den jüngeren Jahrgängen sticht Noah Bischof hervor. Der 20-Jährige hält bei 46 Bundesliga-Spielen und fünf Toren für Altach.

Leo Mätzler versucht es nun wieder bei Austria Lustenau, nachdem es in Altach nicht mit dem Bundesliga-Debüt klappen wollte – selbiges feierten vergangene Saison Emre Yabantas und Hannes Küng (inzwischen Wiener Sportclub).

Stecken geblieben ist in der Vorsaison indes Samuel Mischitz. Knapp zwei Jahre nach seinem Bundesliga-Debüt (bislang 20 Einsätze) wird er nun von Altach zum FC Dornbirn verliehen.

Inzwischen spielen zwei Vorarlberger Vereine in der Bundesliga, nach dem Aufstieg von Bregenz zwei weitere in der 2. Liga. Für die nachrückende Generation sollte es somit im Ländle mehr Gelegenheit geben, vor der eigenen Haustüre auf sich aufmerksam zu machen.

Burgenland: Keine Erfolgsgeschichte

Burgenland: Keine Erfolgsgeschichte
David Nemeth ist das Aushängeschild der Akademie Burgenland
Foto: © GEPA

Diese Möglichkeit fehlt im Burgenland nach dem Niedergang des SV Mattersburg komplett. Das Bundesland steht derzeit ohne Profi-Klub da.

Wobei auch der SVM in den Jahren vor dem Zusperren nicht gerade als Parade-Sprungbrett diente, wenn man von Aushängeschild David Nemeth absieht. Der Legionär vom FC St. Pauli debütierte 2019 mit 18 in der Bundesliga.

Julius Ertlthaler hat immerhin 111 Matches im Oberhaus in den Beinen, Michael Steinwender deren 71. Ansonsten ist der Output der Akademie im Burgenland im vergangenen Jahrzehnt keine Erfolgsgeschichte.

Eine Handvoll Bundesliga-Einsätze von Bernhard Unger, den Zwillingen Nico und Luca Pichler, Stephan Schimandl, Filip Borsos oder Jürgen Lemmerer lassen sich zumindest schwer als solche verkaufen.

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