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These: Das passiert den Rapid-Fans nicht nochmal

Verspielt Sturm gegen den SCR den Meistertitel? Soll Klauß vor dem Cup-Finale bluffen? Schaffen es mehr Sturm-Spieler zur EM? LAOLA1-Redakteure diskutieren:

These: Das passiert den Rapid-Fans nicht nochmal Foto: © GEPA

In unserem neuen Format "Ansichtssache" versuchen wir, Meinungen, Stimmungen, Überreaktionen oder sonstige Ansichten jeglicher Art in eine These zu packen und zu analysieren.

Das kann mal provokant sein, mal eine oft gehörte Meinung. Mal sehr strittig, mal weniger. Mal eine Prognose, mal eine simple Einordnung.

Dieses Mal widmen wir uns den anstehenden Duellen zwischen dem SK Sturm und dem SK Rapid. Die beiden Teams treffen am Freitag (ab 19:30 Uhr im LIVE-Ticker) in der 27. Bundesliga-Runde in Graz aufeinander, am Mittwoch, den 24. April, steht um 20:30 Uhr in Hütteldorf schon wieder ein Meisterschaftsduell an. Und am 1. Mai, um 17 Uhr, steigt dann in Klagenfurt das Klubfinale.

In Zukunft wollen wir auch User-Thesen debattieren. Diesmal waren unsere Redaktions-Kollegen aufgerufen, vier Ansagen zu liefern, die in weiterer Folge von den LAOLA1-Redakteuren Johannes Bauer und Harald Prantl eingeordnet wurden.

1.) Nach den kommenden beiden Duellen gegen Rapid wird der Meistertitel für Sturm wieder außer Reichweite sein.

Johannes Bauer:

Dieses Rapid-Doppel wird für Sturm auf jeden Fall zum Knackpunkt, ob die Meisterträume realistisch sind. Ja, im Worst Case könnte die Meisterteller-Vitrine wieder vom Warenkorb zurück auf den Merkzettel des Online-Möbelshops Grazer Vertrauens wandern.

Für Red Bull Salzburg stehen beide Spiele gegen Austria Klagenfurt an, im Vergleich eine Pflichtaufgabe – es wäre eine Errungenschaft der Grazer, wenn nach den beiden kommenden Runden weiterhin Gleichstand herrscht.

"Angstgegner" wäre zu hoch gegriffen, aber in den letzten drei Duellen war Rapid mit Sturm auf Augenhöhe. Ich würde mich für alle drei Begegnungen, die nun anstehen, nicht zu Ergebnistipps hinreißen lassen.

Aber: Kommt Sturm da "heil" durch, dann bleibt alles möglich. Denn es folgt das direkte Duell mit den "Bullen". Erst einmal abwarten, in welche Richtung deren Trainer-Effekt überhaupt wirkt…

Harald Prantl:

Den Thesen-Schreibern sei unser Tabellenrechner ans Herz gelegt. Außer Reichweite geht sich nämlich schon rein rechnerisch gar nicht aus. Sturm kann im Falle zweier Niederlagen maximal sechs Punkte Rückstand haben. Danach sind für jedes Team aber noch zwölf Punkte zu vergeben – inklusive direktem Duell.

Und weil der Kollege von Augenhöhen schreibt: Ich habe in der bisherigen Meistergruppe nicht einmal eine Handvoll Spiele in Erinnerung, die nicht auf Augenhöhe stattgefunden hätten.

Also nein, Vorentscheidung im Titelkampf ist im kommenden Double-Header keiner zu erwarten. Und das ist ja auch schön, lasst uns diesen Titelkampf möglichst lange genießen, wir sind das ja alle eh nicht mehr gewohnt.


2.) Cup-Finale über allem: Rapid sollte in den anstehenden Bundesliga-Duellen gegen Sturm bluffen.

Harald Prantl:

Das ist natürlich eine ausgezeichnete Idee! Es besteht ja auch fast kein Risiko, das Cup-Finale dann trotzdem zu verlieren und wegen der Bluffs in der Meisterschaft die Europacup-Chance massiv zu gefährden. Zur Sicherheit: Das war eben nicht ernst gemeint.

Rapid kann es sich nicht leisten, zu bluffen. Aus tabellarischer Sicht und auch sonst nicht. Es wäre aus Sicht von Trainer Robert Klauß ein verheerendes Zeichen, nicht jedes Mal jenes Team auf den Rasen zu schicken, mit dem er sich die höchsten Siegchancen ausrechnet.

Worauf man aber sehr wohl gespannt sein darf, sind die taktischen Reaktionen der beiden Trainer auf das jeweils vorangegangene Duell.

Johannes Bauer:

Ein Bluff? In der Bundesliga? Wo alle Teams bis zu viermal gegeneinander spielen und sich alle in- und auswendig kennen? Wie soll der überhaupt funktionieren?

Dass Rapids Stamm doch klar vorgezeichnet ist, hat schon seinen Grund. Auf einzelnen Positionen mag die Tagesverfassung über die Aufstellung mitentscheiden, gegen einen der beiden stärksten Kontrahenten des Landes wird es keine Spielchen geben. Höchstens, dass die eine oder andere Standard-Idee doch ein paar Tage länger im Köcher bleibt.

Dazu kommt, dass in der Abwehr gerade Not am Mann ist und sich Robert Klauß hier sowieso auf Ansätze und Personalien stützen muss, die sonst weniger zum Zug kommen.

Der Rapid-Trainer hat auch am Stammtisch>>> betont, wie wichtig die Bundesliga ist - Titelchance für Rapid hin oder her. Damit hat er auch recht, denn die wichtige Europacup-Chance nur auf die "Karte Cup-Finale" zu setzen - um bei den Poker-Analogien zu bleiben - ist zu gewagt.

Eine spannende Konstellation ist dieses "Triple" gegen Sturm allemal. Auf den Umgang beider Seiten mit dieser Gegebenheit dürfen alle sehr gespannt sein.


Tabellenrechner für die Meistergruppe:


3.) Das wird spektakulär! Die Rapid-Fans werden sich nicht nochmal in den Schatten der Sturm-Anhänger stellen lassen.

Johannes Bauer:

Gewagte Ansage, die in Hütteldorf sicher nicht gern gelesen wird. Vielleicht stachelt sie ja nochmal zu einem Dezibel mehr Lautstärke an…

Aber ich teile Ihre Grundlage gar nicht. Ich genoss beim stimmungstechnisch geilsten Fußballspiel, das dieses Land je sah, im letzten Jahr ein Privileg: Einen Platz genau zwischen den "Fronten". Und längste Zeit hatte ich nicht den Eindruck, dass im Duell der beiden eindrucksvollsten Kurven des Landes eine Seite die andere übertrumpft hätte.

Das Sprühfeuer der Sturm-Fans zur "Halbzeitshow" mag etwas mehr Kameralinsen auf sich gezogen haben als der Lichtertanz im Rapid-Sektor, ein tolles Bild lieferten beide Ideen – die sich irgendwie zu einem großen Ganzen ergänzten.

Die große Frage für mich wird sein, wie dieses zu einem gemeinsamen Gesamtkunstwerk gegossene Denkmal der Fankultur in Österreich dieses Mal eigentlich noch übertroffen werden soll? Ich bin gespannt.

Und klar: Irgendwann übernahm die Sturm-Seite beim Cup-Finale 2023 die Stimmungshoheit, das war aber dem Spielverlauf geschuldet. Dass es dieses Mal andersherum ausgeht, liegt wohl mehr in der Verantwortung der grünen Mannen am Platz…

Harald Prantl:

Ja, das wird spektakulär, ganz sicher sogar. Und dafür braucht es gar keine ausufernde Pyro-Show, um das Vorjahr zu übertrumpfen, beide Kurven haben in der Vergangenheit zur Genüge bewiesen, dass sie auch sonst erstaunliche Choreo-Ideen haben.

Was den Spielverlauf und damit verbundene Stimmungs-Hochs bzw. -Tiefs angeht, kann ich dem Kollegen nur Recht geben.

Das wirklich Tolle an dieser These ist, dass vor einem Spiel in Österreich sehr, sehr viele Menschen ebenso gespannt darauf sind, was auf den Rängen passiert wie was auf dem Rasen passiert. Das zeugt von einer lebendigen, kreativen Fankultur, die sich nicht nur bei diesen beiden Klubs in den vergangenen Jahren gefühlt noch einmal weiterentwickelt hat.

Und zum Abschluss noch ein kleiner Tipp an den Veranstalter: Vielleicht nicht bis zum letzten Minuten viel zu laute Musik aus den Lautsprechern dröhnen lassen, sondern einfach abdrehen und die Fans mal machen lassen.

Sturm vs. Rapid: Die besten Fan-Bilder


4.) Dank starkem Saison-Endspurt: Sturm wird mehr ÖFB-Spieler zur kommenden EURO schicken als Rapid.

Harald Prantl:

Das ist praktisch auszuschließen. Es gibt zwei Sturm-Spieler, die sich Chancen auf einen Platz in Ralf Rangnicks Kader ausrechnen dürfen: Alexander Prass und Manprit Sarkaria. Nachdem der Teamchef Prass auch als Alternative auf der Linksverteidiger-Position sieht, könnte der 22-Jährige den Cut tatsächlich schaffen. Hinter Sarkaria steht nicht zuletzt verletzungsbedingt ein ganz großes Fragezeichen.

Bei Rapid wiederum sind Niklas Hedl, Leopold Querfeld, Matthias Seidl und Marco Grüll ernsthafte Kandidaten, Christoph Lang und Guido Burgstaller haben Außenseiter-Chancen. Da müsste es schon mit dem Teufel zugehen, dass mehr Sturm- als Rapid-Spieler dabei sind.

Anders könnte es da schon aussehen, wenn es um die Gesamtzahl der EM-Teilnehmer geht, denn da hat Sturm mit Vitezslav Jaros (Tschechien), Max Johnston (Schottland), Jon Gorenc Stankovic, Tomi Horvat (beide Slowenien), Otar Kiteishvili (Georgien), Szymon Wlodarczyk (Polen), Mika Biereth, William Böving (beide Dänemark) und Seedy Jatta (Norwegen) einige Eisen im Feuer, die sich mal mehr, mal weniger Hoffnungen machen dürfen.

Johannes Bauer:

Danke für den schönen Überblick! Kurzum: Auch von mir gibt es keine Zustimmung zu dieser Einschätzung.

Rapid setzt einfach verstärkt auf den Faktor Rot-Weiß-Rot. Die Aufgezählten sind die absoluten Leistungsträger in Grün-Weiß, während in Graz mehr Schlüsselfiguren nicht für den ÖFB auflaufen.

Dass die Leistungsdichte bei Sturm einerseits enorm hoch, andererseits auch auf noch mehr Schultern verteilt ist, zeigt die Aufzählung der potenziellen EURO-Teilnehmer für andere Länder auch.

Vor allem glaube ich zwei Dinge: Erstens, dass Ralf Rangnick längst einen Plan hat, wer auf den EURO-Zug aufspringen kann. Die "Shortlist" existiert schon, an völlige Quereinsteiger glaube ich nicht.

Und zweitens: Die Bemessungsgrundlage werden nie und nimmer eine Handvoll gute Spiele in der Bundesliga allein sein.

Die Spannung steigt, wer wirklich mitfahren darf. Aber allein auf Basis der Anzahl an Spielern beider Klubs, die sich zuletzt im Dunstkreis des ÖFB-Teams befanden, wird es mit einem "Mehr" für Sturm schon sehr schwer...


Rapid-Coach Robert Klauß am Stammtisch bei Andy Ogris:

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