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Rapids Bickel: "Ich bin kein ängstlicher Mensch"

Fredy Bickels Start war nicht leicht! Trotzdem spürt er Aufbruchstimmung. Was ihm nicht gefällt:

Rapids Bickel:

Fußball ist Wettkampf, Begeisterung, Leidenschaft und noch vieles mehr. Nur nicht planbar.

„Nein, wirklich nicht“, kann Rapid-Sportchef Fredy Bickel im LAOLA1-Interview nach der Verletzungsmisere nur bestätigen. Seinen Start bei den Grün-Weißen hat sich der 51-jährige Schweizer ganz anders vorgestellt.

Angst, zu versagen, hat er aber nicht: „Grundsätzlich denke ich, dass ich kein sehr ängstlicher Mensch bin. Ich gehe mit Respekt an die Situation heran, aber nicht mit irgendeiner Angst.“

Schwierige Situation im Trainingslager

Die Flut von sieben Verletzten, fünf davon in der vergangenen Woche, verlangen Bickel derzeit alles ab. Der Start ins Trainingslager im spanischen Benidorm ist richtungsweisend und fordernd zugleich.

„Es ist mir schon bewusst, dass wir dem Trainer-Staff eine schwierige Aufgabe vorgeben. Ich versuche, noch möglichst gute Lösungen zu finden.“

Eine wurde mit Alex Sobczyk aus der zweiten Mannschaft gewählt. Der Prozess wird noch einige Zeit benötigen, auch Transfers sind nicht mehr ausgeschlossen. Rapids Geschäftsführer Sport wird die ganze Zeit im Teamcamp weilen, um sich mit Damir Canadi und Co. auszutauschen.

Denn alle Pläne, Gedanken und Gespräche, die sich Bickel im Vorfeld gemacht hat, wären anders verlaufen, wenn man das drohende Unheil erahnt hätte.

„Das kann auch wieder positive Effekte ergeben“

Der Schweizer ist aber kein Schwarzmaler. Für ihn ist die Situation nicht aussichtslos. Vielmehr versucht er auch in der Krise den Kopf oben zu behalten und nach vorne zu schauen.

„Man kann immer auch alles ins Positive drehen, das versuche ich schon. Auch in der kleinen Gruppe kommt es insbesondere auf das Mentale und den Charakter an, wie man jetzt zusammenhält und wie wir es zusammen lösen. Das kann auch wieder positive Effekte ergeben.“

Die Bilanz seiner bisherigen Tätigkeit fällt zwiegespalten aus. Seit 1. Jänner prasselte einiges auf den neuen starken Mann bei Rapid ein. Und trotzdem ist er von dem, was er bisher kennengelernt hat, begeistert.

„Wenn nicht das andere wäre, könnte ich ein sehr positives Fazit von diesen ersten drei Wochen ziehen. Ich kann wirklich sagen, dass mir die Mannschaft und der Trainer-Staff große Freude gemacht haben.“

„Man spürt, dass schon etwas passiert ist“

Darauf geht Bickel genauer ein: „Ich habe wirklich das Gefühl, es sei neue Energie drin. Ich sehe eine positive Mannschaft. Ich weiß, Resultate gegen kleinere Vereine sollte man nicht bewerten, aber es zeigt schon eine gewisse Einstellung, dass sie es durchziehen, auch wenn es schon 4:0 oder 5:0 steht. Du gehst trotzdem bis zum Schluss, versuchst positiv zu bleiben und nimmst es als gutes Training. Ich muss ehrlich sagen, dass das Eindruck auf mich gemacht hat.“

Trotz des durchwachsenen Herbstes inklusive Trainerwechsel und verunsicherten Spielern entdeckt der ehemalige Journalist ein neues Gesicht.

Die Hinrunde ist abgehakt, die Spieler und Betreuer haben sich mit der Situation angefreundet und wollen eine Reaktion zeigen. So empfindet es zumindest Bickel.

„Es ist wirklich schön und gut, zu merken, dass man alle Leute mitnehmen kann. Dass man eine gewisse Aufbruchstimmung spürt, sie offen für Neues sind, mitziehen, auch zuhören und gewillt sind, Veränderungen zu machen oder zumindest über diese zu diskutieren. Ich war auch zweieinhalb Tage mit den Nachwuchstrainern unterwegs. Auch dort spürt man, dass schon etwas passiert ist. Man ist etwas näher zusammengerückt und will gemeinsam einen Weg gehen. Das ist eigentlich das, was trotz allem sehr viel Licht gibt.“

Frühjahr nur überstehen? „Das gefällt mir überhaupt nicht“

Mit Spannung fiebert der sportliche Leiter dem Trainingslager entgegen, wo mit der Mannschaft unter Berücksichtigung der aktuellen Schwierigkeiten eine gemeinsame Zielsetzung beschlossen werden soll.

„Wir haben es mit dem Staff schon mal besprochen, wie wir das sehen und mit der Mannschaft diskutieren möchten. Das wird dann auch interessant sein, wie die Mannschaft damit umgeht und wie sie sich trotz der vielen Ausfälle sieht.“


Damir Canadi spricht über Rapids Frühjahr:


Vom Motto „Frühjahr überstehen“, um im Sommer dann durchzustarten, hält Bickel nicht viel, da der Start der Entwicklung nicht aufgeschoben werden kann.

„Es hat eine neue Zeit angefangen, und Zeit haben wir grundsätzlich nicht. Das muss sofort beginnen oder spürbar sein und gleich umgesetzt werden. Auch wenn vielleicht nicht alles nach Wunsch läuft, können wir die ersten Schritte auf diesem Weg machen. Alles, was du schon zurückgelegt hast, bringt dir viel für die Zukunft. ‚Überstehen‘ oder ‚überleben‘ gefällt mir überhaupt nicht.“

In jeder Krise steckt eine Chance

Bickel setzt auf die Hoffnung, stärker aus diesem Wellental herauszukommen. In jeder Krise stecke eine Chance, es besser zu machen und auf lange Zeit von dieser Erfahrung zu profitieren.

„Vielleicht braucht es auch zwischendurch solche Sachen, dass man ein bisschen gebremst wird, wenn man zu viel, zu schnell und in zu kurzer Zeit etwas möchte. Das sind dann schon Augenblicke, wo du zwischendurch mal wieder stehenbleibst, dir das ganze nochmals überlegst und vielleicht ein wenig vorsichtiger ans Werk gehst. Das kann ganz gut sein.“

Wer den Herausforderungen mit Angst begegnet, hat schon so gut wie verloren. Rapid braucht aktuell einen Mann, der vorausgeht und seine Ideen in die Tat umsetzt.

Bickel wird in sich gehen und das Bestmögliche aus der Situation machen – so ist der Plan. Auch wenn Fußball bekanntlich nicht immer planbar ist.

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