news

So plant der GAK nach Nichtaufstieg und Liendl-Abschied

Es wird wieder gelacht beim GAK. Der erneute Angriff auf den Aufstieg startet ohne Michael Liendl. Trainer Messner verrät, wie das Spiel ohne ihn aussehen soll.

So plant der GAK nach Nichtaufstieg und Liendl-Abschied Foto: © GEPA

Nicht nur in Dortmund oder Hamburg musste man sich in dieser Sommerpause die Frage stellen, wie man ein fußball-traumatisches Erlebnis verarbeitet, sondern auch in Graz.

Das 1:1 beim FC Dornbirn, mit dem der GAK am 4. Juni den sicher geglaubten Aufstieg in die Bundesliga noch verspielt hat, sorgte für ein rotes Meer der Tränen.

"In erster Linie hat es jeder für sich selbst verarbeiten müssen", berichtet Trainer Gernot Messner im Gespräch mit LAOLA1.

Dies habe auch jeder gut geschafft: "Beim ersten Training war die Stimmung eigentlich richtig gut, es war wieder ein Lachen in der Kabine. Drei Wochen waren dann doch genug Zeit, um das abzuhaken. Im Sport sind Niederlagen Part of the Game. Man muss schauen, dass man wieder aufsteht."

Der letzte Schritt

Er selbst habe das Negativerlebnis "in Phasen" aufgearbeitet. Angesichts der Kaderplanungen sei es ohnehin gleich wieder in medias res gegangen.

"Es gab nicht viel Zeit zum Nachdenken. Die Tage, an denen ich dann daheim war, waren gut zum Analysieren und Abhaken. Wenn es dann wieder los geht, setzt man sich neue Ziele."

Dass der GAK im Sommer 2024 den verpassten Aufstieg nachholen möchte, liegt auf der Hand. Damit, den Meistertitel in der Admiral 2. Liga als klares Ziel auszurufen, tut man sich angesichts der finanziell teils besser aufgestellten Mitbewerber jedoch schwer.

"Wir können nicht sagen, wir werden aufsteigen", unterstreicht Messner, "aber wir wollen wieder so lange wie möglich vorne mitspielen und diesmal den letzten Schritt machen. Einen Meistertitel kann man nicht planen, aber man kann sich Ziele setzen. Ein Ziel wird sein, so eine Saison zu wiederholen - mit einem besseren Ende für uns."

Die Fans ins Boot geholt

So traurig das Ende auch war, spätestens das Frühjahr mit zehn Siegen in 14 Spielen hat gezeigt, welche Kraft der GAK entwickeln kann.

"Die Spieler haben Blut geleckt, wir alle im Verein haben Blut geleckt. Denn in Wahrheit war es eine überragende Saison, leider ohne Happy End", betont der Coach.

Die Trauer nach dem Nichtaufstieg in Dornbirn
Foto: © GEPA

Momente, die illustriert haben, was möglich wäre, gab es für den 42-Jährigen genügend. Etwa das ÖFB-Cup-Derby gegen den SK Sturm: "Die ganze Stadt hat schon drei Wochen zuvor 'gebrannt'."

Auch die knapp 7500 Zuschauer beim finalen Heimspiel gegen den SKU Amstetten waren ein Statement in rot: "Es war richtig cool, wie die Mannschaft die Fans ins Boot geholt hat, und die Fans das überragend angenommen und uns unterstützt haben."

Schneller, flexibler, dynamischer

Der gedankliche Switch in die neue Saison wird womöglich auch durch einen schmerzlichen Verlust beschleunigt, der zwangsläufig Änderungen mit sich bringt. Michael Liendl hat seine Karriere beendet und zum Abschied sieben Tore und 18 Assists beigesteuert.

Der 37-Jährige war die prägende Figur im Spiel der Steirer. Ohne ihn möchte Messner nun in Sachen Tempo den einen oder anderen Gang höher schalten.

"Einen Spieler wie Michael Liendl kann man nicht ersetzen, den gibt es in Österreich nicht noch einmal. Da uns das nicht gelingen würde, ist es auch nicht der Plan. Dafür wollen wir ein bisschen unausrechenbarer werden."

Gernot Messner

"Schneller, flexibler, dynamischer nach vorne", so stellt sich der Kärntner den GAK der Saison 2023/24 vor, "einen Spieler wie Michael Liendl kann man nicht ersetzen, den gibt es in Österreich nicht noch einmal mit seinem unglaublichen Passspiel und seiner Art Fußball zu spielen. Da uns das nicht gelingen würde, ist es auch nicht der Plan. Dafür wollen wir ein bisschen unausrechenbarer werden."

Dazu gehört auch ein etwas intensiveres Spiel gegen den Ball, als man es bisher gekannt hat.

Maderner als "Torgarantie"?

Neben Spielgestalter Liendl sind auch die beiden Leih-Stürmer Bogdan Viunnyk und Lenn Jastremski nicht mehr mit von der Partie, mit Daniel Kalajdzic verabschiedete sich ein weiterer Angreifer zu den Stuttgarter Kickers.

Sportdirektor Dieter Elsneg bastelte also vor allem an der Offensive, was nicht nur den Hintergrund hat, dass man dynamischer agieren möchte. Neben Liendl war Mittelfeldspieler Markus Rusek mit sieben Toren bester GAK-Torschütze der Vorsaison, kein Stürmer brachte es auf mehr als fünf Tore (Jastremski und David Peham).

Daniel Maderner soll der vermisste Goalgetter werden
Foto: © GEPA

"Eine Torgarantie hatten wir nicht", bestätigt Messner und hofft, dass selbige in Daniel Maderner gefunden wurde. Der Stürmer sei nach seinem in der Vorsaison erlittenen Kreuzbandriss vielleicht noch nicht ganz bei 100 Prozent, aber einsatzfähig:

"Spätestens nach der Länderspielpause wird man hoffentlich so richtig den Daniel Maderner sehen, wie er in Belgien drauf war. Angesichts seiner Torquote dort erhoffen wir uns natürlich, dass er der Spieler ist, der uns zweistellig Tore macht."

Unterschiedliche Profile im Angriff

Maderner, der für Beveren 17 Tore in 35 Pflichtspielen erzielt hat, sei der klassische Torjäger, der zudem die Bälle halten kann und robust agiert.

Den 27-Jährigen ergänzte man im Angriff mit Kollegen, die unterschiedliche Profile mitbringen: "Michael Cheukoua macht unorthodoxe Sachen, überrascht den Gegner vielleicht auch einmal. Jan Stefanon ist ein unglaublicher Speed-Spieler."

Auch Christian Lichtenberger ist eine Etappe dahinter im Hinblick auf ein schnelleres Spiel geholt worden: "Er verfügt über unglaubliche Dynamik und Zug zum Tor, hat einen super Abschluss."

Außerdem sei er ein Linksfuß, genau wie die beiden Defensiv-Verstärkungen aus Zweitvertretungen von Bundesliga-Spitzenklubs: Innenverteidiger Yannik Oberleitner kam von den LASK Amateuren, Linksverteidiger Felix Holzhacker von Rapid II.

"In der Defensive hatten wir in Wahrheit keine Probleme, die Gruppe hat gut performt, wir haben wenig zugelassen. Die Idee dahinter ist ein bisschen Blutauffrischung und junge Spieler, die man ähnlich wie zum Beispiel Paul Koller entwickeln kann, der es ins U21-Nationalteam geschafft hat."

Wer hat den längsten Atem?

Wie sich einzelne Spieler entwickeln, sei auch ein Parameter, den man in die Beurteilung einer Saison einfließen lassen kann.

Mit dem SKN St. Pölten, der Admira oder Absteiger SV Ried ist der GAK mit ambitionierter Konkurrenz konfrontiert, dazu könnte sich auch diesmal der eine oder andere vermeintliche Außenseiter gesellen.

Messner geht davon aus, dass auch diesmal "die üblichen Verdächtigen" vorne mitmischen wollen: "Es geht für jeden von Anfang an darum, für längere Zeit vorne dabei zu sein. In den letzten fünf, sechs Spielen entscheiden dann eh Kleinigkeiten. Dann wird man sehen, wer am Schluss den längsten Atem hat."

Vielleicht gelingt er dem GAK ja diesmal - dieser so wichtige, aber eben auch so schwierige letzte Schritt.

Kommentare