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SWB-Rückkehrer Regi Van Acker: Erst Bregenz, dann Spanien

Der ehemalige Bregenzer Erfolgscoach gibt sein Comeback. Im LAOLA1-Interview spricht er über die Zeit in der Bundesliga, eine turbulente Woche und die Zukunft:

SWB-Rückkehrer Regi Van Acker: Erst Bregenz, dann Spanien Foto: © GEPA

Regi Van Acker ist wieder zurück bei Schwarz-Weiß Bregenz!

Als der mittlerweile 69-Jährige zum letzten Mal auf der Trainerbank am Bodensee Platz genommen hatte, war der GAK Meister in der Bundesliga. Salzburg war noch ohne Red Bull und die Admira, Wacker Tirol, Mattersburg und der FC Superfund spielten im Oberhaus. Die Fußball-Welt war eine andere.

Nach fast 20 Jahren feiert Van Acker gegen den GAK am Samstag (ab 14.30 Uhr im LIVE-Ticker >>>) sein Comeback in Österreich. Der Trainer-Routinier soll die strauchelnden Schwarz-Weißen wieder in die Spur bringen. Im LAOLA1-Interview spricht Van Acker über erfolgreiche und fordernde Zeiten, seinen Abschied aus dem Profifußball und ein Haus im Süden.

(Text wird unter dem Video-Player fortgesetzt)

LAOLA1: Zurück am Bodensee, zurück bei Schwarz-Weiß Bregenz. Herr Van Acker: Wie ist die Rückkehr nach so vielen Jahren?

Regi Van Acker: Für mich ist es nicht wirklich neu, weil ich jedes Jahr mit meiner Frau drei, vier Tage herkomme, spazieren gehe, mich mit Freunden treffe. Es ist nicht so, dass ich 20 Jahre nicht hier gewesen wäre. Ich war zwar nicht am Fußballplatz, aber doch immer in der Stadt.

LAOLA1: Die letzten Tage dürften für Sie anstrengend gewesen sein. Da gab es wahrscheinlich viele Hände zu schütteln und viele Menschen, die sie wieder begrüßt haben.

Van Acker: Ja, mein Gott. Auch der Anruf, da habe ich mir gedacht: Was ist los? Wir haben am Dienstag telefoniert, am Mittwoch habe ich mit meiner Frau geredet und die Entscheidung getroffen. Am Donnerstag bin ich gefahren, seit Freitag bin ich hier. Es war wirklich eine schwierige Woche, alles ging sehr schnell.

LAOLA1: Also kam es für Sie auch überraschend, dass Sie den Anruf aus Bregenz bekommen haben?

Van Acker: Ja.

Die letzten Duelle Van Ackers mit dem GAK liegen schon etwas zurück - hier mit Ex-GAK-Coach Walter Schachner
Foto: © GEPA

LAOLA1: In den letzten 20 Jahren hat sich sehr viel verändert bei Schwarz-Weiß. Wie haben Sie das verfolgt?

Van Acker: Ich habe in den letzten Jahren immer gehört, dass Bregenz in ein Loch gefallen ist, Regionalliga, dies, das. Aber dass jetzt mit neuen Leuten wieder ein Aufbau gestartet wurde, der Aufstieg in die 2. Liga geschafft wurde. Das ist ein schönes Ergebnis - ich denke, dass das richtige Ziel und eine richtige Vision wichtig sind für den Verein. 

LAOLA1: Wieso haben Sie denn zugesagt? Sie hätten ja sagen können: "Ich bin 69, das interessiert mich alles nicht mehr. Jetzt nochmal ins Ausland, zurück zu Bregenz, das ist mir zu stressig."

Van Acker: Ich habe im Fußball nie Stress empfunden. Fußball war immer meine Leidenschaft, Fußball war immer mein Leben. Ich baue gerade ein Haus in Spanien, in ein oder zwei Jahren will ich dort wohnen. Ich habe mit meiner Frau überlegt, was ich mache. Sie hat gesagt: "Bitte geh, Bregenz ist deine zweite Heimat." Bregenz war mir als Stadt immer sympathisch. Für Geld muss ich das nicht tun, Bregenz ist nicht Real Madrid. Aber ich wollte den Klub ein bisschen unterstützen, mithelfen beim nächsten Schritt.

"Ich habe im Fußball nie Stress empfunden. Fußball war immer meine Leidenschaft, Fußball war immer mein Leben."

Regi Van Acker, entspannt

LAOLA1: Was für einen Eindruck haben Sie sich denn machen können von der Mannschaft, vom Staff, vom Verein? Es waren ja nur wenige Tage Zeit.

Van Acker: Ich habe das Spiel am Wochenende gesehen (0:2 gegen den FAC >>>, Anm.), die erste Halbzeit von der Tribüne, die zweite von der Bank. Ich habe mit vielen Leuten im Verein geredet, habe gesehen, dass wir viele junge Spieler haben. Aber Spieler ohne Erfahrung auf diesem Niveau. In meinen Augen brauchen Sie ein bisschen einen Leader, jemanden, der sie an die Hand nimmt und hilft, dass sie eine Idee auf dem Platz umsetzen. Ich muss sagen, dass Co-Trainer Martin Schneider gute Arbeit geleistet hat. Aber wenn du alleine bist, ist das nicht einfach. Ich habe viel Unterstützung von ihm, auch von den Leuten im Vorstand. Wir probieren, das alles so gut wie möglich wieder aufzubauen.

LAOLA1: Sie sagen, dass die Spieler jemanden brauchen, der sie ein bisschen an die Hand nimmt. Ist das die Aufgabe, in der sie sich sehen?

Van Acker: Ja. Ich darf schon von mir behaupten, dass ich in meiner Karriere viele Aufstiege und Play-offs erreicht habe. Ich denke, dass wir mit einer guten Idee und viel Arbeit sicher schaffen können, wieder einen positiven Eindruck zu hinterlassen, eine Passion in die Mannschaft zu bringen. Das ist das wichtigste.

LAOLA1: Am Samstag spielt Bregenz gegen den GAK. Die Grazer sind aktuell Tabellenführer, spielen eine starke Saison. Den GAK kennen Sie noch aus Ihrer Zeit in der Bundesliga, damals waren die Grazer Meister. Die Ausgangslage ist heuer ähnlich, aber das Duell findet in der 2. Liga statt. Da wartet zu Ihrem Comeback ja gleich ein ganz schweres Spiel.

Van Acker: Sicher. Ich habe ihr Spiel gegen St. Pölten im Fernsehen gesehen. Sie sind eine sehr erwachsene Mannschaft, eine komplette Mannschaft, die weiß, was sie tun muss. Es ist eine schwere Aufgabe. Aber wir spielen daheim, wir wollen ein gutes Spiel machen. Wenn wir verlieren, dann verlieren wir eben - aber wir wollen eine gute Leistung, eine neue Energie bringen und zeigen, dass wir unseren Platz in der 2. Liga haben.

"Fußball ist schwierig. Im einen halben Jahr bist du Gott, im nächsten halben Jahr bist du nichts. Ich war Beamter, hatte einen guten Job."

Regi Van Acker, über den Rückzug aus dem Profifußball

LAOLA1: Bevor und nachdem Sie in Bregenz Trainer waren, haben Sie immer in Ihrer Heimat Belgien gearbeitet. Gab es nie die Möglichkeit, ins Ausland zu gehen, vielleicht wieder zurück nach Österreich zu kommen? Sie haben mit Bregenz die beste Bundesliga-Saison der Vereinsgeschichte geschafft, da muss es doch Anfragen gegeben haben. 

Van Acker: Es gab zu der Zeit eine Anfrage aus Salzburg, das war vor dem Einstieg von Red Bull. Nachdem ich nach Belgien zurückgegangen bin, habe ich als Profitrainer aufgehört. Der Grund war, dass ich in meiner Heimat einen guten Job im Rathaus hatte. Darum habe ich immer in der zweiten und dritten Liga gearbeitet, bin immer in Belgien geblieben.

LAOLA1: Hat es Sie nicht mehr gereizt, es doch noch einmal zu probieren?

Van Acker: Fußball ist schwierig. Im einen halben Jahr bist du Gott, im nächsten halben Jahr bist du nichts. Ich war Beamter, hatte einen guten Job. Und ich brauchte den für die Pension. Ich hatte dann in der zweiten und dritten Liga einige Aufstiege, habe immer im Playoff gespielt. Das war okay für mich.

LAOLA1: Wenn Sie an die Zeit mit Bregenz in der Bundesliga denken: Woran denken Sie da sofort?

Van Acker: Dass wir immer versucht haben, einen guten Fußball zu spielen. Als ich gekommen bin, hatten wir 32 Leute im Kader. Ich habe zum Hans (Ex-Präsident Hans Grill, Anm.) gesagt: "Bitte Hans, das ist zu viel. Wir brauchen einen kleineren Kader, aber mehr Qualität." Wir hatten dann 20 Spieler und wurden Fünfter. Und das mit einem guten Fußball. Das war für mich das wichtigste. Wir hatten immer ein kleines Budget in der Bundesliga, Bregenz hatte nicht das große Geld.

LAOLA1: Es war in jedem Spiel ein bisschen das "kleine" Bregenz gegen die "großen" Gegner. Bregenz war immer Underdog.

Van Acker: Genau. Unsere Stärke waren immer die Heimspiele. Auswärts hingegen? Mein Gott. Ich weiß noch, immer am Freitagmorgen war Abfahrt, dann sind wir sechs, sieben, acht Stunden im Bus gesessen. In Belgien sagen sie schon bei eineinhalb Stunden Anfahrt, wie schwierig das ist. "Geh nach Österreich", sage ich dann.

LAOLA1: Die Stimmung im damaligen Casinostadion soll ja ganz besonders gewesen sein.

Van Acker: Ja. Bregenz ist nicht wirklich eine richtige Fußballstadt. Es ist mehr eine Kulturstadt. Aber als Bregenz in der Bundesliga spielte und guten Fußball zeigte, wollten alle dabei sein. Bregenz will immer das Beste haben. Die besten Festspiele, das beste Theater, die beste Kultur. Dort sind die Leute. Mit Fußball ist das ähnlich.

2003 hielt Bregenz unter Van Acker sensationell die Klasse, in der Folgesaison wurde man Fünfter
Foto: © GEPA

LAOLA1: Empfinden Sie es als Ehre, dass SW Bregenz unter Ihnen die größten Erfolge feierte?

Van Acker: Sicher. Ich denke, das ist bei jedem so, der mit Bregenz etwas zu tun hatte. Vom Torwart über den Betreuer bis hin zum Vorstand. Wenn du das mit dem Verein schaffst, ist das super. Man darf ja nicht vergessen, mit Axel Lawaréé hatten wir den besten Torschützen. Der dann an Rapid verkauft wurde - und trotzdem wurden wir Fünfter. Das zeigt, dass wir gut gearbeitet haben.

LAOLA1: Das wollte ich Sie ohnehin fragen. Viele verbinden mit dem Bregenzer Erfolg ja Torschützenkönig Lawaréé - aber der ging im Winter zu Rapid. Wie haben Sie das in der Saison 2003/04 trotzdem geschafft?

Van Acker: Indem wir einen anderen Fußball spielten. Vorher ging immer alles über Lawaréé. Wir haben dann einen besseren Fußball gespielt, meiner Meinung nach einen moderneren Fußball. Vorher war es immer Axel, Axel, Axel - das war auch für den Gegner einfacher. Wir hatten dann mehr Bewegung. Das war schwieriger zu bespielen, mit Berchtold, mit Laszlo Klausz, mit Nzuzi.

LAOLA1: Kann man sagen, dass gerade durch diese sensationell gute Saison der Downfall gestartet hat? Die Mannschaft war ja gut - aber es wurden fast keine Verträge längerfristig verlängert, es gab keine Transfers, durch die Geld hereingekommen wäre. War das der Start vom Ende?

Van Acker: Viele Spieler sind weggegangen, das war das Problem. Aber ja, es geht immer um Geld. Wir hatten den Präsidenten, Hans Grill. Aber wenn Hans nicht mehr da ist oder Probleme mit dem Finanzamt bekommt, puh. Dann war es erledigt.

LAOLA1: Wie schwierig war es denn, mit Hans Grill zusammenzuarbeiten?

Van Acker: Für mich war es kein Problem. Ich hatte immer ein gutes Verhältnis zu Hans. Ja ok, Hans war Hans, er hatte seine eigenen Ideen. Aber fußballerisch hat er mir immer alles überlassen. Am Anfang war er zwar ein bisschen skeptisch. Neuer Trainer aus Belgien? Bitte keine Viererkette, hat er immer gesagt. Ich habe mein Leben lang mit Viererkette gespielt. Aber ich habe mit Hans nie ein Problem bekommen.

LAOLA1: Aber ein sehr spezieller Charakter war er schon.

Van Acker: Er war ein spezieller Charakter. Er wollte unbedingt der Chef sein. Es war sein Geld, sein Verein. Vor 20 Jahren war das okay. Aber heute geht das nicht mehr. Heute brauchst du ein modernes Management, Fußball ist heute anders.

Belgien oder Bregenz - Van Ackers Laufbahn kommt ohne exotische Stationen aus
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LAOLA1: In Bregenz gab es Positives wie den Last-Minute-Klassenerhalt 2003, den fünften Platz im Folgejahr und internationale Spiele. Aber auch Dinge wie eine 0:9-Niederlage gegen die Austria, die finanziellen Probleme, Vorwürfe, dass ein Spieler für die Wettmafia tätig gewesen sein soll.

Van Acker: Als das angefangen hat, habe ich sofort zu Hans gesagt, dass ich gehe. Mit diesen Dingen wollte ich nichts zu tun haben. Er wollte mich überreden, ich bin aber sofort gegangen. Als ich das alles zum ersten Mal gehört habe, habe ich mir gedacht: "Mein Gott, so ein Mensch bin ich nicht. Das ist nicht mein Leben. Mein Leben ist Fußball, ist auf dem Platz." Aber diese Scheiße war nicht mein Ding. Deshalb habe ich sofort alles gepackt.

LAOLA1: Bregenz in der Bundesliga war immer Abenteuer. War es am Ende zu abenteuerlich?

Van Acker: Wenn du einen Verein hast, der vom einem Mann lebt, dann bekommst du Probleme. Du brauchst ein Budget, ein Management. Mit Hans war es so: Heute war er gut drauf und hat gezahlt, eine Woche später war er böse und es gab kein Geld. Das geht nicht in der Bundesliga. Das geht vielleicht in der fünften oder sechsten Liga. Verstehst du?

LAOLA1: Natürlich. Es war einfach nicht professionell genug.

Van Acker: Genau. Oder ich habe ihn darum gebeten, dass wir jeden Tag einen Physio zur Verfügung haben. "Was Physio? Die Spieler müssen arbeiten", hat er gesagt. Gut, es war ja sein Geld.

LAOLA1: Schauen wir noch kurz auf die aktuelle Saison. Bregenz ist als Aufsteiger sehr gut gestartet, seit der Winterpause ist alles etwas schwieriger. Sechs Spiele wartet man auf einen Sieg. Sie sind jetzt der vierte Trainer der Saison - was ist das Ziel für den Rest der Saison? Absteigen kann man eher nicht mehr.

Van Acker: Wir brauchen sicher noch einen Sieg, vielleicht vier Punkte. Für den Verein war es aber sicher wichtig, dass ich eine Pro-Lizenz habe, um die Bundesliga-Lizenz zu bekommen. Die Leute kennen mich im Verein, ich will eine neue Energie in die Mannschaft bringen, einen Fußball spielen lassen, den die Leute hier gerne sehen. Und dann schauen wir, was passiert.

LAOLA1: Ihr Vertrag läuft ja nur bis zum Ende der Saison. Das sind noch sechs Spiele. Gibt es die Möglichkeit, dass Sie länger bleiben wollen oder ist das für Sie ausgeschlossen?

Van Acker: Da muss ich erst mit meiner Frau reden (lacht). Sie kommt am Wochenende. Und es ist natürlich entscheidend, was der Verein denkt. Das hängt nicht nur von einer Seite ab, sondern vom Verein, vom Trainer, von der Familie. Alles ist möglich.

Bank statt Tribüne: Van Acker will es noch einmal wissen
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LAOLA1: Sie sind mit Abstand der älteste Trainer der Liga, haben die meiste Erfahrung (Van Acker: "Super!"). Was für Vorteile bietet das Ihnen?

Van Acker: (lacht) Vorteile?

LAOLA1: Oder eher Nachteile?

Van Acker: Ein Vorteil ist natürlich die Erfahrung. Als junger Trainer war ich impulsiver. Mit der Zeit wirst du diplomatischer. Du kannst einfacher mit Menschen im Umfeld arbeiten. Als ich jung war, wollte ich alles alleine machen. Im Alter merkst du: "Das ist ein guter Mann, der kann seinen Job gut, lass ihn das machen." Aber ich will noch immer jedes Spiel gewinnen. Nachdem ich im letzten Spiel die erste Hälfte gesehen habe, bin ich in die Kabine gegangen und war so böse. Kein einziger Spieler war das. "Was ist los?", habe ich sie gefragt. Das kann ich nicht akzeptieren. Das ist noch immer meine Mentalität: Ich will jedes Spiel gewinnen. Wenn das nicht mehr der Fall ist, höre ich sofort auf.

LAOLA1: Haben Sie sich einen Plan zurechtgelegt, wie lange Sie noch als Trainer arbeiten wollen? Oder werden Sie dann selbst in Spanien noch ein Team coachen, weil Sie es nicht ganz lassen können.

Van Acker: (lacht) Nein. Normalerweise hätte ich gesagt: noch eine Saison. Dann gehe ich nach Spanien, ein bisschen Sonne, ein bisschen spazieren mit dem Hund. Aber du weißt nie, was im Leben passiert. Ich hätte nie erwartet, noch einmal Trainer in Bregenz zu werden. In Belgien haben mich ein paar Vereine angerufen, ich habe sie um Geduld gebeten, wollte mir ein bisschen Ruhe geben. Und zwei Tage später bin ich in Österreich.

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