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Johan Eliasch: Die Pläne des neuen FIS-Präsidenten

Nach raffiniertem Wahlkampf will Johan Eliasch als FIS-Präsident einiges verändern:

Johan Eliasch: Die Pläne des neuen FIS-Präsidenten Foto: © getty

Das kam dann doch etwas überraschend: Der Geschäftsmann Johan Eliasch wird der neue Präsident des Internationalen Ski-Verbandes (FIS). 

Der in Schweden geborene und von Großbritannien nominierte 59-jährige Chef des Ski-Herstellers Head wurde am Freitag beim 52. FIS-Kongress unter vier Kandidaten im ersten Wahlgang mit absoluter Mehrheit gewählt. Seine Konkurrenten waren der Schwede Mats Arjes, der Schweizer Urs Lehmann, der lange als Favorit galt, und die Britin Sarah Lewis.

Bei 119 abgegebenen von 120 möglichen Stimmen entfielen 65 und damit mehr als 54 Prozent auf Eliasch - ein unerwartet eindeutiges Ergebnis. 

Raffinierter Wahlkampf mit Topstars

Eliasch überließ im Wahlkampf nichts dem Zufall und ließ aktuelle und ehemalige Ski-Größen für sich sprechen, für ihn plädierten u.a. Alexis Pinturault, Lindsey Vonn, Aksel Lund Svindal sowie die Kärntner Olympiasieger Franz Klammer und Matthias Mayer - natürlich allesamt Head-Fahrer. 

Auch Altstars wie Björn Borg oder John McEnroe gehören zum illustren Umfeld des Geschäftsmannes. Auch wichtige politische Player wie den britischen Premierminister Boris Johnson oder John Kerry, der ehemalige US-Außenminister und heutige Klima-Beauftragte im Kabinett, stellten sich an die Seite von Eliasch. 

Auch ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel gab offenbar Eliasch seine Stimme und erntete dafür heftige Kritik von Urs Lehmann. Eliasch zu unterstützen ist jedoch durchaus nachvollziehbar, gehört der österreichische Ski-Hersteller doch zu den wichtigsten Partnern des ÖSV.

Aus dem insolventen Unternehmen machte der gebürtige Schwede einen der profitabelsten internationalen Sportartikelhersteller. Wobei Eliasch betonte, sich im Fall einer erfolgreichen Wahl von seinem Head-Chefposten, den er seit 1995 innehat, zurückziehen zu wollen. Auf sein FIS-Salär von rund 600.000 Franken will er auch verzichten - nötig hat es der Milliardär ohnehin nicht. 

Eliasch: Skisport als "schlafende Schönheit"

Investieren will Eliasch hingegen in die Zukunft des Ski-Sports. "Wir sind ein fantastischer Sport, wir sind ein Lifestyle, wir haben so viel Potenzial, aber wir sind eine schlafende Schönheit", sagte Eliasch im Wahlkampf gegenüber "Ski Racing Media" und sprach von notwendigen Veränderungen. "Ich sehe so viel Potenzial und weiß, dass ich es zum Erfolg machen kann."

Dem passionierten Skifahrer geht es dabei nicht nur um die Sparte Ski Alpin, wie er betont. "Wintersport ist für mich so viel mehr als Ski Alpin in Mitteleuropa", sagt Eliasch. Der Wintersport soll strategischer vermarktet und weltweit besser bekannt gemacht werden.

Ähnlich der Formel 1 beispielsweise soll unter anderem ein Fokus auf den Markt in Nordamerika gelegt werden. "Das ist eine riesige Chance. Wenn man die USA und Kanada betrachtet, ist das Interesse am Skifahren groß, aber noch nie hat jemand von FIS gehört. Sie kennen die X Games und den alpinen Skirennsport, vielleicht schauen die Leute während der Olympischen Spiele zu, aber das das war's."

Unterhaltung wird groß geschrieben

Ein wichtiges Anliegen ist ihm die Balance zwischen Sport und Unterhaltung. Ein wesentlicher Bestandteil seines Konszepts ist die Entwicklung von athleten-, sponsor-, TV- und zuschauerfreundlichen Formaten für die verschiedenen FIS-Disziplinen. Neue Veranstaltungsorte, interaktive Zuschauererlebnisse, virtuelle Inhalte und Streaming sowie Nachhaltigkeit sind nur einige Schlagworte in Eliasch' Konzept. 

Darüber hinaus setzt er sich für eine gerechtere Verteilung der Mittel ein. Man müsse in die Verbände investieren und ihnen helfen, erfolgreich zu sein. "Wir müssen auf allen Ebenen gleiche Wettbewerbsbedingungen schaffen", sagt Eliasch und nennt unter anderem den Zugang zu Trainingsmöglichkeiten als Beispiel. "

Abseits davon wünscht sich Eliasch in der FIS mehr Vielfalt: "Es ist wichtig, dass jeder eine Stimme hat." Der Geschäftsmann will verstärkt auf Experten und zusätzliche Fachgremien setzen. 

"Das ist wichtig, damit die Menschen, unsere Sponsoren und Interessenvertreter sehen, dass wir eine robuste, transparente, geschlechtsspezifische, vielfältige und aufgeschlossene Organisation sind und wir etwas bewegen werden", sagt Eliasch. 

Schon vor der letztlich für ihn erfolgreichen Abstimmung sagte Eliasch: "Wenn ihr Veränderung wollt, dann bin ich die richtige Wahl."

Ob und welche Veränderungen Eliasch tatsächlich umsetzen wird, bleibt gespannt abzuwarten. 


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