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Springer schrumpfen, ein ÖSV-Star fehlt

Österreichs Skisprung-Team greift wieder an. Kasai plant bis 2026. Saisonvorschau:

Springer schrumpfen, ein ÖSV-Star fehlt

Die Jagd nach Weitenrekorden geht wieder los.

Mit dem Teamspringen in Klingenthal am Samstag (ab 16:15 Uhr im LAOLA1-Ticker) startet der Skisprung-Weltcup in die neue Saison.

Der Kampf um Weiten- und Haltungspunkte kann beginnen. 37 Bewerbe (31 Einzel, 6 Team) in 21 Austragungsorten sieht der Kalender vor, ehe Mitte März Planica Schauplatz des Saison-Finales wird.

Wen man auf der Rechnung haben muss, welche Neuerungen die Saison bietet und wo der Weltcup Premiere feiert, erfährst du in der großen Saisonvorschau:

NEUE REGELN

Was wäre eine Skisprung-Saison ohne Regeländerung?! In diesem Jahr trifft die Neuerung in erster Linie die Springer selbst. Jeder Athlet musste sich neu vermessen lassen, wobei die Adler durch ein verändertes Messverfahren im Schnitt zwei bis drei Zentimeter kleiner wurden. Im Zuge dessen wurde die Länge der Sprungski angepasst und um drei bis fünf Zentimeter verkürzt. Um jeden Zentimeter geht es auch bei den Anzügen. In dieser Saison ist vor dem Betreten der Anlaufspur jedes Ziehen, Greifen und Klopfen am Sprunganzug verboten. Damit sollen mögliche Versuche, den Anzug größer und damit in der Luft tragfähiger zu machen, unterbunden werden. Ab sofort wird der Sprunganzug nicht wie bisher nur nach dem Sprung, sondern auch davor vermessen. Stimmen die Zahlen nicht überein, folgt die Disqualifikation. Die Änderung wird vom Skisprungzirkus weitgehend positiv aufgenommen, da sie zur sportlichen Fairness beiträgt - auch wenn der eine oder andere sein Ritual vor dem Sprung ändern wird müssen. Eine weitere Neuerung, die jedoch noch keinen so großen Zuspruch findet, ist der Einsatz von Rückenprotektoren. Diese sollen vor allem auf großen Schanzen für mehr Sicherheit sorgen. Der ÖSV hat die Protektoren bereits getestet, in dieser Saison wird aber vorerst nur Andreas Kofler permanent darauf zurückgreifen.

NEUE SCHANZE(N)

Die Saison beginnt wie gewohnt in Kingenthal und endet traditionell mit dem Skifliegen in Planica. Auf der umgebauten Flugschanze in Slowenien wird in dieser Saison wieder der Weltrekord in Angriff genommen. Ab 1985 wurden sämtliche Bestmarken in Planica aufgestellt, seit 2011 trägt jedoch Vikersund (251,5 m/Fannemel) den Titel der Weltrekord-Schanze. Dort wird in diesem Winter ebenfalls geflogen. Zwischen Klingenthal und Planica wird erstmals auch in Almaty Halt gemacht. Auf der "Gorney Gigant HS140-Schanze" in Kasachstan, wo sonst nur im Rahmen des Sommer-Grand-Prix gesprungen wird, finden Ende Februar (27.-28.2.) zwei Flutlichtbewerbe statt.

SAISON-HIGHLIGHTS

Der Höhepunkt der Saison 2015/16 ist – vor allem aus österreichischer Sicht – die Skiflug-WM am Kulm (14.-17. Jänner 2016). Zum ersten Mal seit 2006 und zum fünften Mal insgesamt wird in der Steiermark um Gold, Silber und Bronze gekämpft. Nach dem Totalumbau der Schanze in Bad Mitterndorf vor der vergangenen Saison wurde der Kulm aus Sicherheitsgründen in diesem Sommer erneut adaptiert. Der Vorbau wurde um vier Meter angehoben, um den bis zu zwölf Meter hohen Luftstand der Skispringer in der ersten Flugphase zu reduzieren. Geringerer Luftstand bedeutet aber nicht gleichzeitig geringere Weiten, bei der WM darf man mit Sprüngen über 220 Meter rechnen. „Es wird ein Riesenspektakel, auf das wir uns so richtig freuen“, sagt Cheftrainer Heinz Kuttin. Ein weiteres Highlight ist wie jedes Jahr die Vierschanzen-Tournee. Für die rot-weiß-roten Adler gilt es eine Serie zu verteidigen, in den letzten sieben Jahren ging der Sieg immer an Österreich. Das dritte Ziel stellt der Gesamtweltcup dar, der zuletzt 2012/13 in Person von Gregor Schlierenzauer an den ÖSV ging.

DAS ÖSV-TEAM

Siebenter Tournee-Sieg in Folge, dazu drei Medaillen bei der WM: Österreichs Super-Adler haben auch im letzten Winter wieder große Erfolge errungen. Wenig überraschend ist die Erwartungshaltung daher groß. Mit dem Sextett Manuel Fettner, Michael Hayböck, Andreas Kofler, Stefan Kraft, Manuel Poppinger und Gregor Schlierenzauer will Cheftrainer Heinz Kuttin schon zum Auftakt eine Duftmarke hinterlassen. Besonders im Fokus steht Schlierenzauer, der nach einer - für seine Verhältnisse - durchwachsenen Saison zu alter Form zurückfinden will. Zunächst nicht im Weltcup-Team ist Thomas "Didl" Diethart. Der Tournee-Sieger von 2013/14 zeigte in den letzten Wochen nicht die nötige Form, zu allem Überfluss musste er zuletzt aufgrund eines Blutergusses im Bein eine Trainingspause einlegen. Ein großes Saisonziel für die ÖSV-Adler ist die Rückeroberung des Nationencups. Im Vorjahr gab es hinter Deutschland und Norwegen lediglich Rang drei.

DIE KONKURRENZ

Es sind wieder die üblichen Verdächtigen, die den ÖSV-Stars die Suppe versalzen wollen. Neben Weltcup-Titelverteidiger und seinem Kronprinzen Peter Prevc sind es einmal mehr die Norweger um Weltmeister Rune Velta und Anders Fannemel, die man auf der Rechnung haben muss. Hinzu kommt Kamil Stoch, der 2014/15 verletzungsbedingt nicht an seine Erfolge aus dem Olympia-Winter (2x Gold, große Kristallkugel) anschließen konnte. Unklar ist, wie stark sich Simon Ammann in seinem vielleicht letzten Winter präsentiert. Vorfreude herrscht bei den internationalen Fans auf Evergreen Noriaki Kasai, der auch mit 43 Jahren noch nicht ans Aufhören denkt und zuletzt sogar 2026 als mögliches Karriereende ins Auge fasste. Interessant zu sehen sein wird, ob sich sein Landsmann Kento Sakuyama nach dem Sieg im Sommer-GP auch im Winter mit den Besten messen kann.

 

Daniela Kulovits / Christoph Nister

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