Mit großen Erwartungen waren die ÖSV-Adler in die diesjährige Vierschanzentournee gestartet. Vor allem die beiden rot-weiß-roten Aushängeschilder der bisherigen Weltcup-Saison, Stefan Kraft und Manuel Fettner, hätten sich die Tournee wohl anders vorgestellt.
Mannschaftlich bot das rot-weiß-rote Team eine durchaus zufriedenstellende Leistung: In der Tournee-Gesamtwertung landeten die ÖSV-Athleten in Person von Stefan Kraft, Michael Hayböck, Daniel Tschofenig, Jan Hörl und Manuel Fettner auf den Rängen sechs bis zehn.
Ein versöhnliches Ergebnis? Michael Hayböck ist im Interview mit dem ORF zwiegespalten: "Es zählen leider nur die ersten Drei und vor allem der Allererste", hält er fest. Da sei es dann auch egal, wenn die Österreicher "Siebter, Achter oder Neunter" werden, so der Routinier.
Hätte es beim Abschluss-Springen in Bischofshofen zu einem Stockerl gereicht, "wäre mir das lieber gewesen", sagt Hayböck. Der 31-Jährige streicht aber auch die positiven Erkenntnisse aus der Tournee hervor: "Mir taugts, wie die Dinge jetzt wieder laufen", fasst er zusammen.
ÖSV brennt auf Revanche im Team-Bewerb
Jan Hörl habe vor der Tournee sehr nach seiner Konstanz gesucht, wie er im ORF-Gespräch verrät. "In Engelberg ist es schon ein wenig bergauf gegangen, aber ab Garmisch bin ich in den sogenannten 'Flow' gekommen", freut er sich über seinen Aufwärtstrend.
Dies zeigt sich auch in seinen Ergebnissen: Seit dem Bewerb in der Schweiz landete er viermal in den Top Ten, davor gelang ihm dies kein einziges Mal. Sein Tournee-Fazit falle jedenfalls positiv aus, wie er bestätigt.
Manuel Fettner ging nach seinen bisherigen Weltcup-Leistungen als Mitfavorit in die Tournee, konnte seine Form jedoch nicht bestätigen. Zwar landete er am Ende als Zehnter in den Top Ten, zum Abschluss steht ein achter Rang in Bischofshofen. "Wir wären alle lieber um fünf oder sechs Ränge weiter vorne gesprungen", so ein zerknirschter Fettner am ORF-Mikrofon.
Es sei aber klar, dass Halvor Egner Granerud, Anze Lanisek und Dawid Kubacki im Moment in einer eigenen Liga springen. "Die drei geben den Ton an", weiß der 37-Jährige.
Der aber sogleich den großen Vorteil der mannschaftlich starken Leistung hervorstreicht. In Zakopane (POL) steht in der kommenden Woche der erste Teambewerb an. "Ich hoffe, dass wir die Form bis dahin halten können, dann schaut die Sache anders aus", so Fettner grinsend.
Granerud nach Sieg überwältigt
Auch Norwegen wird dort zu den Sieganwärtern gehören. Nicht nur, aber auch wegen des frisch gebackenen Tournee-Champions Granerud. Der 26-Jährige war von seinem Sieg sichtlich überwältigt.
"Es ist so fantastisch", strahlte er vor dem ORF-Mikrofon. "Ich weiß noch, wie Sigurd Pettersen (2003/04, Anm.) die Tournee gewonnen hat", erinnert er sich an eines seiner Vorbilder zurück. "Damals haben sie bei uns im Klassenzimmer einen großen Fernseher aufgestellt, damit wir das entscheidende Springen verfolgen konnten", so Granerud.
Er habe sein Leben lang davon geträumt, die Tournee zu gewinnen. Er sei getrieben gewesen von seinem Traum. Eine lange Reise sei es gewesen, um hierher zu kommen, erzählt der Norweger. "Es bedeutet so viel für unser ganzes Team", widmet er den Sieg auch seinen Mannschaftskollegen und Betreuern.