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Sie holten trotz Rückstand den Tournee-Sieg

Stefan Kraft muss für Tournee-Sieg 17 Punkte gutmachen. Das geht, wie die Vergangenheit beweist:

Sie holten trotz Rückstand den Tournee-Sieg

Stefan Krafts Chancen auf den Gesamtsieg bei der Vierschanzen-Tournee scheinen nach seinem 18. Platz bei der Windlotterie in Innsbruck gering.

Der Salzburger liegt vor dem abschließenden Springen in Bischofshofen am Dreikönigstag 16,6 Punkte oder umgerechnet neun Meter hinter Leader Daniel Andre Tande auf Rang drei. Auf den zweitplatzierten Kamil Stoch fehlen dem 23-Jährigen 14,9 Zähler.

Auch die Statistik spricht gegen den Tournee-Sieger von 2014/15: In den vergangenen elf Jahren wurde immer derjenige Gesamtsieger, der nach drei von vier Stationen an der Spitze lag. Dennoch gab es in der Geschichte der Vierschanzen-Tournee immer wieder Springer, die sich erst mit dem letzten Sprung den Goldenen Adler krallten.

Kasayas Verzicht und Ahonens Punktlandung

Völlig überraschend kam Ingolf Mork 1972 zu seinem Tournee-Erfolg. Der Norweger "erbte" den Sieg von Yukio Kasaya, der die ersten drei Bewerbe gewonnen hatte, um dann zugunsten der Olympia-Vorbereitung auf das Abschluss-Springen zu verzichten.

In den vergangen 40 Jahren ist es insgesamt nur vier Springern gelungen, einen Rückstand im abschließenden Bewerb gutzumachen und sich die begehrte Trophäe zu holen.

Zuletzt schaffte es Janne Ahonen 2005/06 von Rang zwei noch ganz nach oben. Der Finne hatte nach dem Bergisel-Springen zwei Punkte Rückstand auf Jakub Janda. In Bischofshofen setzte sich Ahonen exakt zwei Punkte vor seinem Kontrahenten durch, womit es am Ende einen in der Tournee-Geschichte bisher einmaligen Ex-aequo-Sieg gab.

Goldbergers Attacke

Der bisher letzte Springer, der sich nach Zwischenrang zwei in Bischofshofen noch den alleinigen Sieg sicherte, war ein Österreicher. Andreas Goldbergers Rückstand vor dem Schlussspringen 1994/95 auf Kazuyoshi Funaki betrug zwar nur einen Punkt, letztlich triumphierte der heutige TV-Experte nach seinem Tagessieg zum Abschluss aber mit 23 Punkten Vorsprung in der Gesamtwertung deutlich - auch weil der Japaner im Finale stürzte.

Die Vierschanzen-Tournee 1993/94 erlebte ein packendes Finale. Der Deutsche Jens Weißflog hatte nach drei von vier Springen mit 12,2 Punkten die Nase gegenüber Espen Bredesen vorne und alle Trümpfe in der Hand. Auf der Paul-Außerleitner-Schanze holte sich aber der Norweger den Sieg vor Noriaki Kasai und Weißflog, der den Tournee-Triumph schließlich um acht Punkte verpasste.

1988/89 gab es bis zum Schluss einen Dreikampf um den Goldenen Adler. Auch damals lag Jens Weißflog nach dem Springen in Innsbruck in Führung, mit Matti Nykänen (-1,5 Punkte) und Risto Lakkonen (-4,5 Punkte) waren ihm zwei Finnen dicht auf den Fersen. In einem turbulenten Bewerb in Bischofshofen schaffte es mit Lakkonen nur einer der Favoriten in die Top Ten und stürmte damit von Zwischenrang drei ganz nach oben aufs Podest.

Hayböcks unbelohnte Aufholjagd

Will Stefan Kraft noch von Platz drei zu seinem zweiten Tournee-Sieg fliegen, braucht es im wahrsten Sinn des Wortes einen Kraftakt und wohl auch das nötige (Wind-)Glück. Dass man auf der großen Schanze nahe Krafts Heimatort durchaus 16,6 Punkte gutmachen kann, weiß der Salzburger aus eigener Erfahrung. Sein Zimmerkollege Michael Hayböck machte es ihm 2014/15 vor.

Kraft hatte nach drei von vier Tournee-Bewerben bereits einen Vorsprung von 23,1 Punkten, ehe Hayböck bei seinem ersten Weltcupsieg in Bischofshofen alle überflügelte und 17,1 Zähler auf seinen Teamkollegen gutmachte. Kraft gewann die Tournee am Ende mit sechs Punkten Vorsprung auf Hayböck.

Vielleicht erlebt die Vierschanzen-Tournee bei ihrer 65. Auflage ebenfalls eine historische Aufholjagd und Kraft holt sich zum zweiten Mal den prestigeträchtigen Gesamtsieg.

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