Von Goldberger bis Prevc: Historie der Skiflug-Weltrekorde
Bereits im zarten Alter von zwölf Jahren schlug Rye jene Laufbahn ein, die ihn in seiner Heimat noch heute zu einem bekannten Mann macht – er wurde Soldat. Rund um seinen 18. Geburtstag war er schon in den Rang des zweiten Leutnants des Infanterieregiments Telemark befördert worden.
Und weil er offenbar viel Zeit hatte, nutzte er sie nicht für sein Hobby Malerei, sondern auch, um mit Skiern zu experimentieren. Für Soldaten in dieser Region nichts Ungewöhnliches.
Auf Kiefernholzlatten
Doch Olaf Rye dürfte dann doch ein bisschen talentierter, mutiger und verwegener gewesen sein als seine Kollegen.
Am 22. November 1808 errichteten Soldaten auf der Lekum-Farm nahe Eidsberg eine künstliche Schanze, Rye stürzte sich auf einem Kiefernholzlatten vor den staunenden Zuschauern herunter und stand seinen Sprung.
Vom damaligen Bürgermeister Jens Edvart Hjorth ist folgende Beschreibung überliefert: "Auf einer künstlichen Schanze aus Schneehaufen stand er auf den Skiern, machte einen kräftigen Lauf und einen Sprung, der ihn 15 Ellen weit brachte."
15 Ellen sind umgerechnet 9,44 Meter. In einem Tagebucheintrag behauptet Rye selbst, er sei 17 Ellen, also 10,63 Meter, weit gesprungen.
Sei’s drum, Ryes aberwitzige Aktion geriet irgendwann in Vergessenheit, der Autor Arne Thoresen grub die Geschichte für sein 2007 erschienenes Skisprunghistorien-Buch "Lengst gjennom lufta" wieder aus, fand genug Belege, die FIS erkannte den Weltrekord an.
Der Kriegsheld starb am Schlachtfeld
Seine Skikünste mögen der Nachwelt zwar lange im Verborgenen geblieben sein, Rye selbst aber ist aus anderen Gründen in seiner Heimat berühmt. Er wurde nämlich zum Kriegshelden.
Schon bald wurde er General. Am 6. Juli 1849 kam er bei der Schlacht von Fredericia ums Leben. Die Dänen kämpften im Rahmen des Ersten Schleswig-Krieges gegen Schleswig-Holstein, Rye führte seine Truppen in die Schlacht, wurde in Oberschenkel und Unterleib getroffen und verstarb noch an Ort und Stelle. Die Schlacht forderte 715 Todesopfer, rund 2.500 Soldaten wurden verwundet.
Noch heute pilgern einmal jährlich rund 100 Menschen an den Todesort Ryes, um ihm zu gedenken. Straßen, Plätze und Parks, in Norwegen (Bergen, Kongsberg) und Dänemark (Kopenhagen, Odense, Aarhus, Aalborg) sind nach ihm benannt.