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Aus dem Nichts: Kriechmayr plötzlich WM-Favorit

Vor kurzem noch um WM-Platz gezittert, jetzt Favorit in der Abfahrt. Das sagt Vincent Kriechmayr:

Aus dem Nichts: Kriechmayr plötzlich WM-Favorit

Manchmal geht es im Sport ganz schnell.

So auch bei Vincent Kriechmayr. Eigentlich war es bislang ganz und gar nicht die Saison des Oberösterreichers. Nur zwei Top-10-Plätze - je einer in Super-G und Abfahrt - konnte er im Weltcup erreichen.

In der WM-Abfahrt ist der 25-Jährige plötzlich aber der Top-Favorit. Grund sind seine starken Leistungen in St. Moritz. Nach Rang fünf im Super-G überraschte Kriechmayr im zweiten Abfahrtstraining alle und sorgte mit einem Vorsprung von über einer Sekunde für staunende Gesichter.

So ganz will er die Rolle als Top-Favorit aber trotzdem nicht annehmen. "Die Norweger und Schweizer bleiben die Favoriten, Beat Feuz ist im Training die letzten beiden Tore wie ein Tourist gefahren. Der kann sicher noch zulegen", zeigt sich der Mühlviertler nach dem Mega-Vorsprung im Training zurückhaltend.

Erklärung für Riesen-Vorsprung

Kriechmayr mag Recht haben, es war nur ein Training. Solch ein riesiger Vorsprung ist aber dennoch mehr als beachtlich. Er selbst hat eine einfache Erklärung dafür: "Für mich war es eine interne Qualifikation, ich habe hundert Prozent gegeben. Das Material hat super gepasst, ich war am Limit. Mehr habe ich nicht drauf, das war die Killer-Linie."

"Ein Prozent mehr und ich wäre auf der Schnauze gelegen", fügt der nach Maler Vincent van Gogh benannte Mann mit einem Lachen an.

VIDEO: Mit dem Motorrad über die Streif
(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)

Für ihn gehe es jetzt darum, sich selbst nicht verrückt zu machen. Wohl auch deshalb will Kriechmayr nichts von der Favoritenrolle wissen. "Ich lege mir keinen Druck auf, zumindest nehme ich mir das vor. Das macht einen nicht schneller", bestätigt er diese These zwischen den Zeilen.

Kriechmayr will mehr

Viel Zeit bleibt aber ohnehin nicht, sich Gedanken zu machen. Bereits am Samstag (12 Uhr) geht die Abfahrt über die Bühne. Bis vor kurzem war nicht einmal klar, ob Kriechmayr dabei überhaupt an den Start gehen würde.

Dementsprechend groß ist die Erleichterung: "Ich freue mich, bei einer WM-Abfahrt dabei zu sein. Das ist die Königsdisziplin und hat in Österreich große Bedeutung. Wenn man zu den schnellsten vier Österreichern gehört, ist es eine Genugtuung."

Aber Kriechmayr hat Lunte gerochen - und will mehr. "Nur für das Training bin ich nicht hier, ich will ein Top-Ergebnis im Rennen. Ob es für eine Medaille reicht, wird man sehen", sagt er mit entschlossenem Blick.

"Werbung für den Skisport"

Ängste, dass er sein Pulver bereits im Training verschossen hat, plagen den Sohn eines Skilehrers nicht. Wobei er selbst zugibt: "Es wird schon schwer, noch einmal so eine Fahrt zu zeigen. Das kann ich nicht versprechen, aber es ist das Ziel. Ich fahre schon lange genug, ich werde beim Rennen versuchen, das Maximum herauszuholen. Ob es so gut gelingt, weiß ich nicht."

Mit der Piste im Schweizer Nobel-Skiort kommt Kriechmayr jedenfalls sehr gut zurecht. Um das zu sehen, muss man kein Genie sein. "Die Strecke ist brutal cool. Weite Sprünge, viele Kurven – das sieht im Fernsehen sicher richtig cool aus. Das ist sehr wichtig, es soll Werbung für den Skisport sein", bricht er eine Lanze für die WM-Strecke.

Vielleicht krallt er sich auf genau dieser Strecke ja schon bald seine erste WM-Medaille. Vor wenigen Tagen wäre man wohl noch für verrückt erklärt worden, wenn man sein Geld in der WM-Abfahrt auf Vincent Kriechmayr gesetzt hätte.

Nun löst man mit solchen Aussagen keinen Sturm der Verwunderung aus. Im Sport geht es eben manchmal schnell.

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