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Strolz: "Habe ums Überleben in dem Sport gekämpft"

Im Sommer ist Strolz dem Karriereende nahe, jetzt bei Olympia. Der Knackpunkt:

Strolz: Foto: © GEPA

Das Nightrace in Schladming (ab 17:45 Uhr im LIVE-Ticker) sollte trotz der nur 1.000 offiziellen Zuschauer - die 600 im freien Verkauf gehandelten Karten waren in eineinhalb Minuten ausverkauft - sportlich ein Zungenschnalzer werden.

Auch dank der Piste, die wegen Schneefalls gleich zwei Mal mit dem Wasserbalken behandelt werden musste und laut den Zuständigen "rasiermesserscharfe" Skikanten erfordert. "Die Planai hat quasi eine Doppel-Impfung bekommen", scherzt FIS-Renndirektor Markus Waldner. Nach einer kalten Nacht werden "exzellente Verhältnisse" erwartet.

Über die "Vereisung" freut sich auch Johannes Strolz, der nach wie vor seine Rennski selbst präpariert und das schon am Sonntagabend erledigt hatte. "Ich habe die volle Rasierklinge draufgehaut auf die Ski und ein gutes Setup für harte Bedingungen", erzählt der Vorarlberger im Vorfeld des Nacht-Slaloms.

Strolz kann auf der Planai befreit drauflosfahren. Zum einen bestätigte er in Kitzbühel mit Platz fünf seinen Sensationssieg von Adelboden, zum anderen hat er seit Montag sein Olympia-Ticket offiziell in der Tasche.

"Olympia war gar nicht so die große Last, aber die Bestätigung von Adelboden war schon wichtig, speziell in Kitzbühel auf so einem schweren Hang. Von dem her kann ich jetzt nochmal lockerer an die ganze Sache rangehen", erklärt der 29-Jährige. "Mit der Nominierung war für mich alles erledigt, was es im Moment zu erledigen gibt."

Olympia? "Wenn ich daran denke, wo ich herkomme, ist das komplett verrückt"

Noch im Sommer wagte Strolz von den Olympischen Spielen nicht einmal zu träumen. Nachdem er aufgrund mangelnder Ergebnisse aus allen ÖSV-Kadern geflogen ist, stand sogar ein Karriere-Ende im Raum.  

"Dem hätte ich gesagt: Beruhige dich mal, ich kämpfe da gerade ums Überleben in dem Sport."

Strolz über seine Olympia-Chancen vor der Saison

Hätte ihm jemand noch vor ein paar Wochen erklärt, dass er zu Olympia fährt, so Strolz, "dem hätte ich gesagt: Beruhige dich mal, ich kämpfe da gerade ums Überleben in dem Sport".

"Wenn ich daran denke, wo ich herkomme, dann ist das komplett verrückt. Ich bin so knapp vor dem Karriereende gestanden und jetzt habe ich einen Weltcup-Sieg, einen fünften Platz in Kitzbühel und bin im Olympia-Team. Das ist ein absoluter Traum."

Knackpunkt im Sommer: "Der Kopf hat den Ausschlag gegeben"

Der Sohn von Olympiasieger Hubert Strolz erlebte im vergangenen Sommer einen Knackpunkt in seiner Karriere. Er habe die letzten Jahre schon viel richtig gemacht, sei schnell und stabil am Ski gewesen. "Aber irgendetwas hat noch gefehlt. Das habe ich im Sommer geschafft, dass ich das letzte Stück im System noch dazubringe."

Strolz fühlt sich sowohl als Person als auch als Athlet gereift. "Es sind in allen Bereichen nochmal Schritte passiert, sowohl beim Material als auch skifahrerisch. Aber ich denke, dass der Kopf den Ausschlag gegeben hat."

Trotz zwei Ausfällen in den ersten beiden Saison-Slaloms in Val d’Isere und Madonna hat der Vorarlberger von den Trainern noch eine Chance bekommen – und diese in Adelboden mit seinem ersten Weltcup-Sieg sensationell genützt. Mit Strolz als 300. Sieger der Herren-Weltcup-Geschichte hatte niemand gerechnet.

"Was mich vor Adelboden lange beschäftigt hat, war: Bin ich nächstes Jahr noch Profi-Sportler oder nicht? Das hat mich schon sehr beschäftigt. Irgendwann habe ich dann zu mir gesagt: Dafür gibt es keine Garantie, also hör auf darüber nachzudenken, versuche loszulassen und einfach Gas zu geben."

Der Rest ist bekannt. "In Adelboden habe ich endlich mal zwei richtig gute Läufe ins Ziel gebracht. Ich habe gezeigt: Wenn alles passt, ist auch wirklich alles möglich."

Auch bei Olympia präpariert sich Strolz seine Ski selbst

Unter diesem Motto tritt Strolz die Reise zu seinen ersten Olympischen Spielen nach Peking an.

Auch in China wird er sich seine Ski übrigens selbst präparieren. Zwar wird er von seinem Ausrüster Head bei logistischen Fragen und der "Wachslerei" unterstützt, "aber Kanten-Präparierung und Setup mache ich nach wie vor selbst", will Strolz im Zeichen der fünf Ringe kein Experiment wagen. In Zukunft werde ein eigener Servicemann aber wichtig sein.

Für das Nightrace in Schladming hat "Servicemann" Strolz schon ein gutes Setup gefunden.

"Wenn es kalt ist und die Piste kompakt, dann ist sicher viel möglich. Die Planai ist auch einer meiner Lieblingshänge, weil er von oben bis unten zum Attackieren einlädt. Ich werde alles reinhauen und Vollgas geben", verspricht der 29-Jährige.

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