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ÖSV: Speed-Wende auf der "Wahnsinns-Stelvio"?

Gelingt ausgerechnet auf schwieriger Stelvio das erhoffte Erfolgserlebnis?

ÖSV: Speed-Wende auf der Foto: © GEPA

Auf einer harten, schwierigen Stelvio-Piste soll für Österreichs Speed-Herren die Trendumkehr gelingen.

Die bisherige Saison war für die ÖSV-Herren noch nicht das Gelbe vom Ei, wie der 14. Zwischenrang von Matthias Mayer als bestem Österreicher in der Gesamtwertung nach elf Rennen zeigt.

"Ganz zufrieden sind wir natürlich nicht, das Programm war aber auch nicht unbedingt für uns", erklärt Herren-Chef Andreas Puelacher. "Wir starten mit dreieinhalb Riesentorläufen, das ist nicht gerade unsere Paradedisziplin. Wenn eine Mannschaft nicht mit Erfolg startet, kommt Druck, jeder will zeigen, dass man besser ist als die ersten Ergebnisse." Da sei es schwierig, die Lockerheit zu behalten.

Was ein guter Start in die Saison ausmacht, kann man an der Schweiz sehen. "Sie sind in jeder Disziplin stark und dadurch befreit - das ist der Unterschied zu uns." Puelacher hofft, dass die zuletzt erzielten Slalom-Ergebnisse einen Schub geben und, "dass wir eine Trendumkehr auch im Speed schaffen." Immerhin gehe es im Jänner dann Schlag auf Schlag. "Ich wünsche mir und denke, dass es so passieren wird, dass man schneller und erfolgreicher wird."

Mayer musste schmunzeln

Die erhoffte Trendwende könnte den ÖSV-Speed-Herren ausgerechnet auf der herausfordernden Stelvio in Bormio gelingen. Das zweite Training verlief mit den Rängen zwei und drei durch Vincent Kriechmayr und Matthias Mayer vielversprechend. 

"Es ist immer noch sehr anstrengend. Es geht hier richtig zur Sache. Aber im Großen und Ganzen kann ich zuversichtlich sein, ein paar Kurven, die ich noch besser anlegen kann", meint Mayer nach seinem zweiten dritten Rang en suite. 2020 gäbe es auf der ohnehin schon herausfordernden Stelvio besonders viele Schläge. "So wenig Hocke, wie das heuer möglich ist zu fahren, war es eigentlich nie in den letzten Jahren", erklärt der Doppel-Olympiasieger.

Für den Doppel-Olympiasieger ist Bormio etwas Besonderes. "Ich habe geschmunzelt, weil ich bin hier vor zehn Jahren meine erste Abfahrt gefahren. Es fühlt sich hier immer noch gleich an. Es geht extrem zur Sache, das war damals extrem schwierig." Auf der Stelvio müsse man voll bei der Sache und körperlich fit sein. "2010 bin ich bei der Premiere beim San-Pietro-Sprung ausgeschieden."

Dies soll für den mittlerweile 30-jährigen Kärntner zum Jahresausklang natürlich anders aussehen. "Bormio ist lässig, es gibt gute Passagen mit viel Geschwindigkeit in den Kurven. Das kommt mir auf jeden Fall besser entgegen." Sein vierter Super-G-Platz in Gröden sei aber gut gewesen. "Es hat heuer mäßig angefangen, trotzdem habe ich ein gutes Gefühl. Ich habe immer wieder gute Fahrten gezeigt, darauf baue ich auf."

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Kriechmayr will Reaktion zeigen

Vincent Kriechmayr freut sich über eine gute Strecke, die nicht ganz so eisig ist. "Das macht es aber nicht einfacher." Der 29-jährige Oberösterreicher, der bei der WM 2019 in Aare Super-G-Silber geholt hat, lässt aber Zuversicht durchblicken. "Es ist sehr vieles möglich, ich bin hier immer gute Rennen gefahren", meint Kriechmayr, auch wenn es für das Podium bisher noch nicht gereicht hat.

Er will einen Schritt nach vorne machen und übt Selbstkritik: "Gröden war zum Vergessen, Val d'Isere ein Griff ins Klo. Jetzt will ich eine Reaktion zeigen." Die Fehler seien analysiert, die Rennen abgehakt.

Vor allem im Super-G hätte er vorne mitfahren können. "Da herunter verlangt es ganz andere Eigenschaften als in Gröden. Wenn man in den Flow kommt, dann geht es leicht von der Hand, das hat im Rennen noch nicht so funktioniert."

"Bormio ist der reine Wahnsinn!"

Für Hannes Reichelt und Neumayer ist Bormio heuer besonders speziell. Beide hatten sich vor einem Jahr bei Stürzen auf der Stelvio unter anderem Kreuzbandrisse im Knie zugezogen. "Skifahrerisch geht's ganz gut. Und im Kopf hab ich mir an der Stelle schon wesentlich leichter getan", versichert Reichelt. Körperlich tue es gar nicht mehr so schlimm weh. "Allerdings hatte ich mir vorgenommen, zuzulegen. Von der Zeit her habe ich aber eher einen Rückschritt gemacht", erklärt der 40-Jährige nach Platz 40 im Abschlusstraining.

Auch für Neumayer ist die Rückkehr besonders. "Es ist eine der schwierigsten Strecken. Vor dem Start ist es für mich hier echt schlimm und nicht leicht, alles auszublenden, was passiert ist", gesteht der Salzburger. Grundsätzlich habe er "das Biest" aber nach wie vor gerne. "Aber es ist so schwer, hier zu fahren. Ein kleiner Fehler und man ist weg", ist Neumayer bewusst.

Daniel Hemetsberger ist mit Platz 26 nicht unzufrieden. "Bormio ist objektiv betrachtet der reine Wahnsinn. Es ist das höchste Level, das es im Abfahrtssport gibt", erklärt der Oberösterreicher. 

Der Cheftrainer erwartet jedenfalls wie immer eine sehr schwierige Abfahrt. "Nur die Besten gewinnen. Hier sind immer die vorne, die dann um die Kugel gefahren sind. Ich hoffe, dass wir da auch dabei sind", meint Puelacher.

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