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Kugelkampf: Odermatt hofft auf nervösen Kriechmayr

Schweizer verhindert Kriechmayrs Kristall-Party in Saalbach, sieht aber schlechte Karten:

Kugelkampf: Odermatt hofft auf nervösen Kriechmayr Foto: © GEPA

Der Super-G-Weltcup der Ski-Herren wird im allerletzten Rennen beim Saisonfinale in Lenzerheide entschieden.

Für Doppelweltmeister Vincent Kriechmayr war am Sonntag beim Heimweltcup in Saalbach-Hinterglemm Rang drei zu wenig, um die Kugel vorzeitig zu fixieren. Hauptschuldig daran war Marco Odermatt, der sich mit einer Traumfahrt vom Zwölferkogel den Tagessieg holte und 83 Punkte hinter Kriechmayr liegt. Weltcup-Stände >>>

Der Schweizer, der mit dem Respektvorsprung von 0,62 Sekunden auf den Franzosen Matthieu Bailet und 0,81 auf Kriechmayr über seinen dritten Weltcupsieg jubelte, ist gleichzeitig der einzige verbliebene Konkurrent von Kriechmayr.

"Für die Zuschauer ist es super, dass es ein großes Finale in der Lenzerheide gibt, auch wenn meine Karten sehr schlecht sind", sagt Odermatt. "Der Rückstand ist so groß, Vinc muss nur ins Ziel fahren. Aber es ist cool für mich, dass die theoretische Möglichkeit besteht. Es ist Spannung dabei, und Vinc ist vielleicht ein wenig nervöser als sonst", hofft der Schweizer. 

Für den ÖSV wäre es die erste Speed-Kugel bei den Herren seit 2012 (Klaus Kröll/Abfahrt) beziehungsweise 2008 im Super-G (Hannes Reichelt). Alle Kugel-Gewinner>>>

Kriechmayr: "Odermatt hat uns Grenzen aufgezeigt"

Für Kriechmayr ist ausgerechnet beim Heimrennen eine Serie gerissen. Der 29-jährige Oberösterreicher hatte fünf der vergangenen sechs Speedrennen gewonnen und tadelt sich für eine fehlerhafte Fahrt. "Verdient hat uns Marco Odermatt da die Grenzen aufgezeigt."

Er hätte die Sache gerne frühzeitig unter Dach und Fach gebracht, meint Kriechmayr, zeigt sich im Anschluss aber als fairer Sportsmann. "Natürlich habe ich mir mehr vorgenommen. Aber die anderen zwei waren besser."

Kriechmayr wusste schon nach seiner Fahrt, dass es an diesem Tag anders als in der Abfahrt am Vortag auf der Schneekristall-Strecke wohl nicht zum Sieg reichen wird. Vier Startnummern später riss Odermatt mit 81/100 Vorsprung eine breite Kluft auf, in die mit Nummer 16 der Franzose Matthieu Bailet reinkrachte. "Wir haben gerätselt, wer noch kommen könnte. Ich habe gesagt, der Bailet, der ist sicher stark, der ist im technischen Teil immer sehr gut. Der ist auch in Kitzbühel mit der letzten Nummer auf den achten Platz gefahren", erzählt Kriechmayr, der recht behalten sollte.

Weil er die acht Zehntel Rückstand im oberen Teil "gleich fand", hält sich die Enttäuschung in Grenzen. "Mit dem dritten Platz muss ich mich nicht verstecken. Natürlich hätte ich mir mehr vorgenommen, aber die anderem zwei waren herausragend. Odi ist ein sehr verdienter Sieger. Und Bailet ist bei schlechter Sicht runtergefahren, das war eine Wahnsinnsleistung, da muss man gratulieren." Man müsse anerkennen, wenn es Athleten besser machen und könne von der Konkurrenz lernen. "Cool zum Anschauen, wie die da runterfedern."

Kriechmayr erinnert an 2008

Beim Finale in der Lenzerheide ist erneut ein sehr technischer Super-G zu erwarten. Die Ausgangslage besagt, dass bei einem Sieg von Odermatt Kriechmayr ein 14. Platz reicht, um die erste Super-G-Kugel für den ÖSV seit 2008 heimzuholen.

Apropos 2008 - daran erinnert Kriechmayr stets, wenn ihm gesagt wird, dass da wohl nichts mehr schief gehen kann. Damals lag vor dem finalen Rennen in Bormio der Schweizer Didier Cuche 99 Zähler vor Hannes Reichelt. Reichelt gewann 1/100 Sekunde vor dem Schweizer Didier Defago und die Kugel mit einem Punkt Vorsprung auf Cuche, der als 16. außerhalb der Punkteränge der ersten 15 landete. "Ich werde Vollgas geben. Angriff ist die beste Verteidigung. Nur so halb, das ist nichts", weiß Kriechmayr.

Odermatt hat im Gesamtweltcup Lunte gerochen

Odermatt fuhr sich in Saalbach in einen richtigen Rausch, schon Platz fünf in der Abfahrt am Samstag war sein bestes Karriereergebnis in dieser Disziplin. "Ich habe es schon im ersten Abfahrtstraining gemerkt. Ich hatte sehr viel Freude am Skifahren hier. Eine superschöne Piste, technisches Skifahren, trotzdem immer Speed und Platz dabei. Es hat Spaß gemacht."

Im Super-G ließ er die Konkurrenz staunen. "Man findet immer noch Hundertstel, das ist klar. Aber mit der Situation, dass es sehr schwierig war und es viele blinde Tore gab, war es sicher eine perfekte Fahrt."

Odermatt setzte mit dem Saalbach-Glanzstück auch dem Gesamtführenden Alexis Pinturault (15.) zu. Vor den letzten sechs Rennen schrumpfte Pinturaults Vorsprung auf Odermatt auf 81 Punkte.

Bei noch zwei ausstehenden Slaloms liegt der Vorteil noch bei Pinturault, doch der Jungstar hat Lunte gerochen.

"Wie alle" hoffe auch er auf ein Herzschlagfinale, meint Odermatt. "Es wird ein Kampf, man darf sich keine Fehler erlauben, muss aber trotzdem am Limit fahren, um die großen Zähler zu gewinnen. Das wird ganz schwierig. Und die Slalomski werde ich definitiv nicht mehr anschnallen in dieser Saison."

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