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Experten: Kein systematischer Missbrauch im ÖSV

Experten sehen keinen systematischen Missbrauch im ÖSV:

Experten: Kein systematischer Missbrauch im ÖSV Foto: © GEPA

Nach den Missbrauchsvorwürfen gegen den ÖSV hat die vom Skiverband beauftragte Expertenkommission ihre Ergebnisse präsentiert.

Demnach gebe es keine Hinweise auf systematischen sexuellen Missbrauch und sexuelle Gewalt innerhalb des ÖSV.

Steiermarks ehemalige Landeshauptfrau Waltraud Klasnic berichtet in ihrer Funktion als Vorsitzende des Expertenbeirats in diesem Zusammenhang vom Eingang von rund 130 Telefonaten und 90 Mails. "Es sind keine Fälle gemeldet worden, außer dass es vieles an Anrufen und Mails gab, aber es ist immer anonym gewesen", sagt Klasnic zur APA.

Klasnic weist aber auf einen konkreteren Fall aus etwas jüngerer Vergangenheit wies die Unabhängige Opferschutzanwältin aber schon hin. Vor rund zwei Jahren sei ein zugekaufter gewerblicher Masseur übergriffig geworden, die zwei Sportlerinnen hätten sich sofort der Trainerin anvertraut.

"Der Mann durfte nicht nur am selben Tag nicht mehr kommen, sondern das ist auch gerichtsanhängig", betonte Klasnic. Eine zweite Causa betreffe das sogenannte "Pastern" in Schulen. Klasnic: "In allen drei Schulen waren es Situationen, die innerhalb des Landes und des verantwortlichen Schulträgers abgehandelt wurden."

Hinweise auf Missstände in den 80er-Jahren

Klasnic betonte, dass unabhängig und ohne ÖSV-Einflussnahme gearbeitet worden sei. Es habe anonyme Hinweise auf mögliche Missstände im ÖSV in den Achtziger-Jahren und früher gegeben, denen sei so gut wie möglich nachgegangen worden. Klasnic habe mit Nicola Werdenigg Kontakt gehabt, von der erste Missbrauchsvorwürfe gekommen waren. Hier sei aber kein Name genannt worden. Diskussionsthemen seien auch die Fälle "Toni Sailer" und "Charly Kahr" gewesen.

Weitere Expertenbeirat-Mitglieder waren u.a. der Psychiater und Neurologe Reinhard Haller, Caroline List als Präsidentin des Landesgerichts für Strafsachen Graz, der ehemalige Wiener Stadtschulrat Kurt Scholz und Gerald Schöpfer, Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes. "Aufklärung ist das Wichtigste im Kampf gegen Missbrauch und Macht", meinte List in ihrer Stellungnahme. Scholz stellte fest, dass durch die Aufarbeitung "die Mauer des Schweigens niedriger geworden" sei.

Neben dem Expertenbeirat gab es noch Untersuchungen einer Psychologen- sowie einer weiteren Experten-Gruppe. Martina Leibovici-Mühlberger wiederum habe mit ihrem Experten-Team die Rahmenbedingungen und Strukturen des ÖSV analysiert. In Tiefeninterviews mit Trainern und Athleten sei dem Status quo auf den Grund gegangen worden. Die erfolgte Umstellung des Trainingsapparats auf Kleingruppen sei dabei als wichtig und wesentlich erkannt worden. "Die Überblickbarkeit der Gruppe hebt die Transparenz der Kommunikationsprozesse", erläuterte Leibovici-Mühlberger.

Schröcksnadel ist "erleichtert"

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel atmete ob der Ergebnisse der Untersuchungen durch. "Was uns vorgeworfen wurde, stimmt einfach nicht", sagte der 76-Jährige. "Ich bin erleichtert, das ist aber auch schon alles. Ich brauche keine Befriedigung in so einer Sache. Jeder einzelne Fall, der passiert ist, ist schockierend, zutiefst bedauerlich und furchtbar für den Betroffenen oder die Betroffene. Leider kann auch der ÖSV nicht zu 100 Prozent ausschließen, dass es zu einzelnen Übergriffen kommt."

Schröcksnadel hofft, dass die Untersuchungskommission beispielhaft werde. "Wir wollen ein Leuchtturm-Projekt sein für die Zukunft", meinte der ÖSV-Chef an.

Weitere ÖSV-Maßnahmen sollen das Einsetzen einer dauerhaften Ombudsstelle, die Neuausrichtung der Trainerausbildung für Damen-Teams, eine Trainerschulung zur Stärkung der Persönlichkeit und gruppendynamischer Effekte, Gesprächsrunden mit Psychologen und eine engere Zusammenarbeit mit Schulen sein.

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