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Werdenigg als Zeugin vorgeladen

Die Ex-Skiläuferin sagt vor der Staatsanwaltschaft aus. Auch TSV äußert sich erstmals.

Werdenigg als Zeugin vorgeladen Foto: © GEPA

Die mit Spannung erwartete Befragung durch die Tiroler Staatsanwaltschaft und Polizei von Nicola Werdenigg findet nach vierstündigen, "intensiven Gesprächen" ihren Abschluss.

Werdenigg sagte dabei über alle von ihr in den Medien genannten Vorfälle als Zeugin aus und freut sich "in der Aufklärung der Fälle einen wertvollen Beitrag geleistet zu haben."

Auch der Tiroler Skiverband (TSV) hat sich am Dienstagabend mit den bekannt gewordenen Missbrauchsvorwürfen im Nachwuchssport beschäftigt, sieht hinter den öffentlich gewordenen Fällen aber "kein System."

Werdenigg erleichtert

"Ich bin sehr froh, dass diese Zeugenbefragung so zeitnah stattfand und das nun für mich so weit erledigt ist", sagt Werdenigg zur APA. Sie sei in allen von ihr in den Medien genannten Vorfällen und Ereignissen befragt worden. "Es war ein sehr konstruktives, gutes Gespräch. Es war sehr intensiv. Ich hoffe, dass ich zur Aufklärung aller Fälle und Vorfälle gut beitragen kann. Ich bin mir sicher, es wird jetzt in allen Fällen gut weiterermittelt werden können", sagt Werdenigg.

Werdenigg ließ die Ermittler wissen, dass sie auch künftig für alle Fragen, die noch auftauchen, zur Verfügung stehe. "Aber im Großen und Ganzen ist zu meinen eigenen Fällen alles gesagt. Wo möglicherweise noch Aufklärungsbedarf ist, ist im Speziellen der Fall Neustift. Alles andere was im Zusammenhang mit dem ÖSV gesagt werden musste, ist auch gesagt", betont die Tirolerin.

"Es ging um den kompletten Zeitrahmen sämtlicher Vorfälle, die ich im Erstartikel im Standard geschildert habe, und auch den Vorfall von 2005, den ich in der Zeit in Bild angesprochen habe. Und auch das Pastern, über das ich im ORF geredet habe", erklärt Werdenigg.

"Es geht mir nun sehr gut. Ich bin total erleichtert. Ich freue mich, dass dieses Kapitel jetzt für mich abgeschlossen ist. Und dass ich wirklich in die Zukunft blicken kann. Und diese Arbeit und diese Intention aufnehmen kann für Prävention und hoffentlich auch noch Aufklärung. Und in weiterer Folge einfach einen wertvollen Beitrag leisten kann."

Fall Neustift weiter ungeklärt

Der von Werdenigg erwähnte Fall Neustift gilt weiter als besonders undurchsichtig. In Sachen Skihauptschule Neustift, nunmehr Ski-Mittelschule Neustift, habe der TSV inzwischen rund 100 Protokolle aus Skiverbands-Sitzungen von 1969 bis 1977 durchforstet. Dabei sei man auf einen Bericht mit einem Vermerk über einen nicht näher angeführten "Vorfall" gestoßen.

In Zusammenhang mit der Schule in Neustift waren von ehemaligen Schülern und Eltern unter anderem Missbrauchsvorwürfe gegen den damaligen Heimleiter geäußert worden. Dieser bestritt die Anschuldigen. Auf die Frage, ob er sich Schülern sexuell genähert habe, antwortete der Mann der Tageszeitung "Der Standard": "Dazu sage ich nichts."

TSV-Präsident Werner Margreiter führte erneut aus, dass aus den Sitzungsprotokollen hervorgehe, dass das Heimleiter-Ehepaar im Herbst 1976 kurz vor Schulbeginn gekündigt hatte. Daraufhin sei die Stelle offensichtlich ausgeschrieben worden, worauf sich drei Bewerber gemeldet hätten. Ein Bewerber sei dann aufgrund eines "Vorfalls" zurückgestellt worden, Näheres würde sich aus den Protokollen nicht ergeben.

Die Protokolle der damaligen Schulleitung würden dem TSV hingegen nicht zur Verfügung stehen, so der Präsident. Die damaligen Zuständigkeiten bzw. Kompetenzen blieben weiter unklar. Der Tiroler Skiverband sei zwar Mitinitiator der Schule gewesen, die Zusammenarbeit blieb aber bis heute auf den "Sport-fachlichen Bereich" beschränkt.

"Jeder Fall ist einer zu viel"

Für die Aufarbeitung der Fälle hofft Margreiter auf die vom Land Tirol eingesetzte externe und unabhängige Kommission. "Dort werden wir vehement mitarbeiten", kündigt der TSV-Präsident an, denn: "Jeder Fall ist einer zu viel".

Indes tagte am Dienstag auch der "Verein Schülerheim Ski-Mittelschule Neustift" im Landhaus. LHStv. und Sportlandesrat Josef Geisler (ÖVP) erklärte nach der Sitzung gegenüber der APA, dass man mit jedem in Kontakt treten werde, der zur Aufarbeitung der Fälle beitragen könne bzw. im Verdacht stehe, sich schuldig gemacht zu haben.

Überdies verwies Geisler auf bereits gezogene Konsequenzen sowie auf die eingesetzte Expertenkommission zur Untersuchung der Vorwürfe. Geisler betonte, dass die Vorwürfe jedenfalls nicht die vergangenen 20 Jahre betreffen würden. In der Schule werde "exzellente Arbeit" geleistet. Der LHStv. verwies etwa auf einen neuen Schulcampus, der gerade in Neustift errichtet werde.

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