news

ÖSV-Präsident nach Kitz-Abfahrt sauer

Schröcksnadel übt nach der Hahnenkamm-Abfahrt Kritik, FIS-Rendirektor erklärt Abbruch:

ÖSV-Präsident nach Kitz-Abfahrt sauer

Das Hahnenamm-Rennen sorgt alljährlich für Gesprächsstoff, die 76. Auflage stößt in dieser Hinsicht jedoch in neue Dimensionen vor.

Nach 30 Läufern und drei schweren Stürzen wurde das Rennen abgebrochen. Das Resultat zählt, die Rennläufer erhalten normale Punkte und Preisgelder.

Hätte das Rennen niemals gestartet werden dürfen? Hätte nach dem ersten, zweiten, oder dritten schweren Crash abgebrochen werden sollen? Fragen über Fragen, die Fans, Betreuer, Trainer und Journalisten beschäftigen.

Für ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel war nach Aksel Lund Svindals Ausfall - dem dritten schweren Sturz unter den ersten 19 Läufern - klar, was passieren hätte sollen: Ein sofortiger Abbruch.

Schröcksnadel forderte Abbruch

"Ich habe mit Renndirektor Waldner telefoniert und gefragt, ob er nicht abbrechen wird", so der 74-Jährige. Der Grund lag für ihn auf der Hand: "Wenn zwei Topfahrer stürzen, dann muss man reagieren. Ich bin dafür, das Rennen in dieser Situation abzubrechen."

Sein Wunsch wurde nicht erhört. Vorerst zumindest. Denn nachdem sich nach Svindal noch elf Läufer die Streif herunterstürzten, wurde nach Startnummer 30 abgebrochen.

Für Schröcksnadel zu spät: "Die Show ist eine Sache, der Sport die andere. Die Sicherheit der Läufer muss das Primäre sein."

"Sport muss im Vordergrund stehen"

Dass ein Abbruch nach wenigen Läufern nicht einfach sei, auch aufgrund von Fernseh-Rechten und Werbe-Einnahmen, verstehe er. "Natürlich, es sind auch sehr viele Zuseher hier. Aber der Sport muss im Vordergrund stehen. Das Rennen hätte man vielleicht auch am Montag fahren können."

Das Rennen überhaupt zu starten, sei aber die richtige Entscheidung gewesen. "Der Start war überhaupt kein Problem. Wenn es dann solche Stürze gibt, muss man es sich überlegen und reagieren", hätte er sich mehr Mut gewünscht.

Bild 1 von 17
Bild 2 von 17
Bild 3 von 17
Bild 4 von 17
Bild 5 von 17
Bild 6 von 17
Bild 7 von 17
Bild 8 von 17
Bild 9 von 17
Bild 10 von 17
Bild 11 von 17
Bild 12 von 17
Bild 13 von 17
Bild 14 von 17
Bild 15 von 17
Bild 16 von 17
Bild 17 von 17

Diplomatischer formuliert es Sportdirektor Hans Pum: "Der Abbruch war auf jeden Fall richtig. Genau an der Passagen, wo die Stürze waren, sind mehrere Jury-Mitglieder platziert. Im Nachhinein ist es immer schwer zu sagen, was richtig gewesen wäre. Die Jury hat es eigentlich gut im Griff gehabt." Die Kern-Aussage bleibt jedoch die selbe.

"Es waren keine Fahr-Fehler"

Für eine genaue Fehler-Analyse ist es für Pum zu früh. "Man kann nicht sagen, das oder das war schuld", so der Oberösterreicher, der aber festhält: "Die Strecke verzeiht nicht den kleinsten Fehler. Wenn man irgendwo ein bisschen hinten sitzt, wirkt es sich gleich dementsprechend aus. Da sieht man wieder einmal, was die Burschen riskieren und leisten."

Für Schröcksnadel steht fest, dass bei allen drei Stürzen viel Pech mit im Spiel war. "Es waren keine Fahr-Fehler. Wenn du fährst und du die Welle nicht siehst, drückt es dich hinein."

"Einen Highsider mit Abfahrtsski habe ich selten gesehen", zeigt er sich ob Reichelts und Svindals wilden Abflügen schockiert.

"Das schlägt mir auf den Magen"

Die Stimmung innerhalb des ÖSV ist nach den neuerlichen Verletzungs-Meldungen am Boden. "Das kann man gar nicht ausdrücken. Das ist brutal und schlägt mir auf den Magen. Die Athleten riskieren, wir schauen, dass wir alles machen. Wenn sie in Kitzbühel beim Starthaus herausfahren, kann ihnen keiner helfen. Dann sind sie auf dich alleine gestellt. Das müssen sie einschätzen", sagt ein deutlich geknickter Pum.

"Hannes ist kein Idiot, er ist ein Experte. Sein Gefühl nach den ersten 30 war, dass wir abbrechen sollten."

Renndirektor Waldner begründet Abbruch

Auch sein Boss verließ den Zielbereich mit gesenktem Haupt. Beim Anblick auf die Verletztenliste "geht es mir nicht mehr gut. Das Resultat heute ist uns ganz wurscht."

Waldner wehrt sich

FIS-Renndirektor Markus Waldner weist die Vorwürfe, das Rennen zu spät abgebrochen zu haben, zurück: "Wir haben uns die Passage nach den ersten 30 Läufern angesehen. Die Spur war gut, sie war nicht gebrochen."

Der Grund für den Abbruch nach Vincent Kriechmayr erklärt er so: "Die Sicht wurde immer schlechter. Wir hatten das Gefühl, dass es für die jungen Läufer nach Startnummer 30 zu gefährlich geworden wäre. Wir haben versucht, das Beste zu tun."

Er habe sich mit FIS-Speed-Chef Hannes Trinkl abgesprochen. "Hannes ist kein Idiot, er ist ein Experte. Sein Gefühl nach den ersten 30 war, dass wir abbrechen sollten."

Was der 47-jährige Oberösterreicher bestätigt: "Mir ging viel durch den Kopf, es war nicht einfach. Es gab keine Chance mehr, das Risiko zu tragen und die Verantwortung zu übernehmen."

Damit sind die brennendstens Fragen geklärt. Was bleibt, sind drei Verletzte.

Aus Kitzbühel berichtet Matthias Nemetz

Kommentare