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Radikaler Schritt brachte Hemetsberger den Erfolg

Nach 4 Kreuzbandrissen wagte Daniel Hemetsberger einen "Sprung ins Ungewisse":

Radikaler Schritt brachte Hemetsberger den Erfolg Foto: © GEPA

Für Daniel Hemetsberger schließt sich in Kitzbühel der Kreis.

Am 20. Jänner 2018 feierte der Oberösterreicher auf der Streif sein Debüt im Weltcup, fast auf den Tag genau vier Jahre später jubelt der mittlerweile 30-Jährige bei der Hahnenkamm-Abfahrt über seinen ersten Podestplatz im Weltcup.

"Das ist ein Wahnsinn, damit hätte ich nicht gerechnet", erklärt Hemetsberger nach Platz drei hinter den Schweizern Beat Feuz und Marco Odermatt in der zweiten Kitzbühel-Abfahrt.

Ergebnis der Hahnenkammabfahrt>>>

Der in Vöcklabruck geborene Hemetsberger ist im ÖSV-Abfahrts-Team die Entdeckung der Saison.

Mit erst drei Top-10-Plätzen im Weltcup (der erste im Vorjahr in Kitzbühel) im Gepäck fuhr der 30-Jährige mit Rang acht in Beaver Creek sein bis dato bestes Karriere-Ergebnis ein. Bei den Klassikern in Bormio und Wengen zeigte er dann mit zwei vierten Plätzen auf.

Nach Rang zehn in der ersten Kitz-Abfahrt gelang am Sonntag auf der Streif der befreiende Sprung aufs Podest. Im dritten Kitzbühel-Rennen 2022 besorgte er doch noch den ersehnten ersten Stockerlplatz für den ÖSV.

Nach vier Kreuzbandrissen endlich erfolgreich

Zwar ist Hemetsberger mit 30 Jahren im besten Abfahrer-Alter, dass es so lange bis zum ersten Stockerlplatz dauerte, hat aber andere Gründe.

Insgesamt vier Kreuzbandrisse hat der Oberösterreicher bereits hinter sich, den letzten zog er sich im Dezember 2018 im Super-G in Bormio zu. Verletzungsbedingt bestreitet er aktuell erst seine zweite volle Weltcup-Saison.

Seit seinem Comeback ist Hemetsberger gesund geblieben, konnte konstant gut trainieren. Hinter seiner steil steigenden Formkurve steckt aber noch mehr: Seit zwei Jahren arbeitet Hemetsberger mit einem neuen Mentaltrainer und einem Ernährungsexperten zusammen.

"Damals habe ich radikal alles umgestellt und gedacht, das könnte mich leistungsmäßig nach vorne bringen – das hat es faktisch auch", erklärt Hemetsberger. "Ich habe gewisse Rituale, damit ich am Renntag in den Fokus komme. Seither funktioniert es eigentlich ganz gut, zumindest in der Abfahrt."

Neben einer speziellen Ernährung – unter anderem ohne Zucker – habe ihm der Mentalcoach geholfen zu erkennen, "dass ich noch einen Haufen Reserven habe".

"Ich schaue einfach, dass ich meine sieben Sachen beieinander habe, wie man so schön sagt. Ich mag das Wort 'Arbeit' ungern, aber im Endeffekt ist es nicht anderes. Du musst schauen, dass du immer deine sieben Sachen beinander hast und das Beste rausholst", sagt das Speed-Ass und stellt trotz des damaligen "Sprungs ins Ungewisse" erfreut fest: "Fakt ist, dass mich das in der Leistungsfähigkeit sehr verbessert hat."

 Hemetsberger: Kitz-Sieg das Nonplusultra

Rang drei auf der berühmt-berüchtigten Streif reiht Hemetsberger in seiner Karriere-Zielsetzung "ganz weit oben" ein.

Auf dem "Schleudersitz" liegend wollte der Oberösterreicher lange nicht daran glauben, dass es sich mit dem Podestplatz ausgeht. "Ich bin da die letzte Stunde im Zielraum herumgeeiert und war nervös", schildert er seine Gefühlslage.

Die war bei der Startnummernauslosung am Vorabend "scheiße", nachdem für ihn nur die Nummer eins übriggeblieben ist. "Absoluter Vollkäse habe ich mir gedacht. Es war in dem Fall aber gut", ist er eines Besseren belehrt worden.

"Ich möchte in Kitzbühel einmal die Abfahrt gewinnen. Das ist von jedem Abfahrer das Nonplusultra. Noch dazu als Österreicher da daheim, das will ich unbedingt.“

Hemetsberger ist mit dem Ziel Top 10 in die zweite Abfahrt auf der Streif gegangen. "Aber man hat relativ schnell mal gesehen, dass es eine gute Fahrt war und ein gutes Resultat wird. Meine Zielsetzung war Top 10, damit wäre ich zufrieden gewesen."

Der dritte Platz in Kitzbühel soll es aber noch nicht gewesen sein. "Eins von den wichtigsten Sachen von mir ist: Ich möchte da einmal die Abfahrt gewinnen. Das ist von jedem Abfahrer das Nonplusultra. Noch dazu als Österreicher da daheim, das will ich unbedingt.“

Olympia? "Damit habe ich mich überhaupt noch nicht befasst"

Die Olympia-Nominierung ist bis zuletzt eher Geheimsache, Hemetsberger darf aber mit ziemlicher Sicherheit schon für den Flug nach China planen.

Olympia ist "natürlich ein Traum und auch ein Wunsch", sagt Hemetsberger. "Das Coole ist, ich habe mich mit dem überhaupt noch nicht befasst. Ich war 22. in der Weltrangliste vor der Saison, da geht man in der österreichischen Mannschaft nicht mit der Wahrscheinlichkeit in eine Saison, dass man zu Olympia fährt. Mich freut es, dass ich jetzt relativ gut dastehe. Ich habe nicht als Ziel darauf hingearbeitet, ich habe jeden Tag mein Rennen so gut wie möglich gemacht. Das ist ganz gut geworden."

Um sich nicht selbst unter Druck zu setzen, will er in der Nennung der Ziele weiterhin möglichst defensiv vorgehen. "Denn sonst fange ich gleich einmal zum Wurschteln an. Und das ist bekanntlich nicht schnell."

Den Satz, einmal die Abfahrt auf der Streif gewinnen zu wollen, hat er da aber bereits ausgesprochen.

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