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Starthaus-Wächter der Streif: "Da riechst du das Adrenalin"

Das Starthaus ist ein besonderer Ort auf der Streif. Ab einem bestimmten Punkt wird es ganz still & es gibt kein Zurück mehr. Starthaus-Wart Peter Feeg erzählt.

Starthaus-Wächter der Streif: Foto: © GEPA

Frau Holle muss Kitzbühel-Fan sein.

Pünktlich vor dem Hahnenkamm-Wochenende schneite es am Mittwoch nach langer Zeit wieder bis in tiefe Regionen, die Gamsstadt hat sich in eine Winterlandschaft verwandelt.

Die zu Beginn der Woche noch grünen Wiesen rund um die Streif wurden in strahlendes Weiß getaucht, über der berühmt-berüchtigten Rennstrecke am Hahnenkamm hing am trainingsfreien Tag eine dicke Nebeldecke, sodass man kaum bis zum Gipfel sehen konnte.

Durchbricht man mit der Gondel diese Nebeldecke, thront auf 1.665 Meter Seehöhe das imposante Starthaus der Streif.

2021, pünktlich zum 75. Jahr seiner Benützung, wurde das Starthaus auf dem Hahnenkamm erneuert und um ein Stockwerk erweitert.

Der Herr des (Start-)Hauses ist Peter Feeg, seines Zeichens offizieller Starthaus-Wart der Streif.

"Es gibt nichts vergleichbares, weder im Weltcup noch bei Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften. Das ist einzigartig", sagt Feeg im Gespräch mit LAOLA1 an seiner Arbeitsstätte über das Starthaus.

Das ist für die Ski-Asse am Start der Streif ein Muss

Der gebürtige Wiener und sein Team sind dafür verantwortlich, dass es den Rennläufern und Gästen im Starthaus, aber auch der Pisten-Crew an nichts fehlt.

Sonderwünsche gibt es da keine, erzählt Feeg, eines ist jedoch ein Muss: "Es ist ganz wichtig, dass wir immer genug Schnee haben, wo die Rennläufer ihre Skischuhe eingraben können, um sie zu kühlen."

"Richtig still wird es im Gang hin zum Startraum. Da kannst du das Adrenalin förmlich riechen."

Starthaus-Wart Peter Feeg

In der Rennwoche steht den Ski-Assen zusätzlich die Red Bull Energy Station neben dem Starthaus zur Verfügung. Diese spielt alle Stückerl: Ergometer und Massageliegen im Erdgeschoss, Rückzugsorte mit TV-Geräten und Panoramablick auf die Strecke im Obergeschoss.

Der "point of no return"

Trotz aller Annehmlichkeiten, richtig entspannt sind am Start einer der schwierigsten Abfahrten der Welt nur die wenigsten Rennläufer.

"Es gibt welche, die sehr gut drauf und lustig sind. Und es gibt welche, die total im Tunnel sind", erzählt Feeg.  

"Richtig still wird es dann aber im Gang hin zum Startraum. Da geht der Rennläufer nur mehr mit dem Betreuer hinein und schnallt sich die Ski an. Da kannst du das Adrenalin förmlich riechen", schildert Feeg. "Das ist der 'point of no return'. Dort gibt es einen Eingang und der einzige Ausgang geht auf die Piste."

Mit einem Gefälle von 50 Prozent hat die Streif den steilsten Startschuss im Weltcup. Die Athleten beschleunigen in weniger als drei Fahrsekunden auf 60 km/h und steuern dann direkt auf die Mausefalle zu, die steilste Stelle des Rennens mit 85 Prozent.

Ob es sich im Starthaus schon einmal ein Läufer anders überlegt hat?

"Ich habe es einmal erlebt, dass ein kanadischer Trainer nach der Besichtigung gesagt hat, er lässt seine jungen Athleten nicht fahren", sagt Feeg. "Aber meistens ist es so, dass die Läufer unbedingt fahren wollen. Sogar die, die das erste Mal dabei sind."

Starthaus-Wart? "Ich wollte eigentlich gar nicht, ich war das Ziel gewohnt"

Die Geschichte des Starthauses auf der Streif fängt 1976 an. "Damals hieß die Position noch Starthütten-Wart, jetzt heißt sie Starthaus-Wart", verdeutlicht Feeg die Entwicklung mit einem Schmunzeln.

Doch wie kommt ausgerechnet ein Wiener dazu, Starthauswart auf der Streif zu werden?

Bei Peter Feeg gibt's immer warmen Tee
Foto: © K.S.C./alpinguin

Mit drei Jahren stand Feeg zum ersten Mal auf Ski, gefahren wurde damals noch am "Roten Berg" im 13. Wiener Gemeindebezirk Hietzing.

Weil seine Familie in Kitzbühel einen Zweitwohnsitz hatte, zog es Feeg regelmäßig in die Gamsstadt. Als Student begann er bei den "Roten Teufeln" als Skilehrer zu arbeiten.

Anfang der 90er-Jahre hat Feeg aus beruflichen Gründen die Hauptstadt dauerhaft gegen den Tiroler Skiort getauscht, seit 1996 ist er für den Kitzbüheler Ski Club tätig. Anfangs war Feeg für die PR zuständig, danch für die Shows und Siegerehrungen im Ziel.

Vor zehn Jahren kamm dann das Angebot zum Starthaus-Wart. "Ich wollte eigentlich gar nicht, denn ich war das Ziel gewohnt, mit seinem Trubel und Wahnsinn. Der Start ist ganz was anderes. Dort ist alles sehr angestrengt und konzentriert", erinnert sich Feeg zurück.

Letztlich hat er das Angebot doch angenommen und ist seither der Wächter des Starthauses der Streif.

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