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Rosa Rennsau war bereits beim Debüt-Sieg dabei

20 Jahre nach seinem 1. Weltcup-Sieg meldet sich Hermann Maier im LAOLA1-Interview.

Rosa Rennsau war bereits beim Debüt-Sieg dabei

Kinder, wie die Zeit vergeht!

Während WM-Dominator Marcel Hirscher im Ski-Weltcup von Rekord zu Rekord eilt, jährt sich heute zum 20. Mal der Premieren-Sieg von Hermann Maier in Garmisch. Die beiden Salzburger zählen zu den besten Läufern aller Zeiten.

Hirscher wird zum sechsten Mal in Serie den Gesamt-Weltcup erobern, ist mit 27 Jahren nach 43 WC-Erfolgen und sechs WM-Titeln am Höhepunkt seiner Karriere, Maier hingegen jubelte erst im Alter von 24 Jahren über seinen ersten von 54 Weltcup-Siegen.

Der "Herminator" war ein Spätstarter. Der gelernte Maurer flog einst aus der Ski-Hauptschule in Schladming, weil er für einen möglichen Rennläufer als körperlich zu schwach eingeschätzt worden war.

Als Vorläufer beim Weltcup-Riesentorlauf in seiner Heimatgemeinde Flachau (6. Jänner 1996) überzeugte Maier dermaßen, dass der ÖSV nicht länger auf ihn verzichten wollte. Ein Monat später folgte in Hinterstoder das Weltcup-Debüt, bei dem sich der 23-Jährige als 26. im ersten Rennen gleich die ersten Punkte sicherte.

Ein Jahr später sollte auf der Kandahar-Piste in Garmisch die große Stunde des Ausnahmekönners schlagen. Am 21. Februar 1997 beim Super-G musste sich Maier noch dem Franzosen Luc Alphand geschlagen geben, freute sich aber über seinen ersten Podestplatz im Weltcup. 48 Stunden später war es soweit. Maier triumphierte im 2. Super-G vor Kristian Ghedina (ITA) und Lasse Kjus (NOR).

In seiner Lieblingsdisziplin sicherte sich der Doppel-Olympiasieger und dreimalige Weltmeister weitere 23 Weltcup-Erfolge, gewann 15 Abfahrten, 14 Mal im Riesentorlauf und einmal in der Kombination.

Im LAOLA1-Interview erinnert sich Hermann Maier zurück, blickt in die Zukunft und nennt für seinen legitimen "Nachfolger" Marcel Hirscher ein wohl utopisches Ziel.

LAOLA1: Wie wach sind die Erinnerungen an deinen ersten Super-G-Erfolg in Garmisch noch?

Hermann Maier: Sie werden immer wieder wachgerufen, jährlich. Gerade wieder bei der ISPO in München, wo Gerd Rubenbauer, der damals für die ARD kommentiert hat, ziemlich ausführlich davon erzählt hat. Aber darum geht es ja eigentlich, weniger um die Trophäen, sondern eben mehr um die Geschichten drumherum.

LAOLA1: Was war abgesehen vom ersten Weltcup-Erfolg rund um das Rennen noch besonders?

Maier: Der erste Auftritt der rosa Rennsau natürlich. Und, dass ich mir selbst bei der Siegerehrung gesagt habe: Ja nicht lachen. Ich habe mir jeden Anflug von Siegerlächeln untersagt – einfach aus Respekt vor Lasse Kjus, der als Dritter neben mir gestanden ist. Das sieht man auf den Fotos recht gut.

LAOLA1: Ist Garmisch dein Weltcup-Lieblingsort geblieben? Ist die Kandahar die beste Piste für Speed-Fahrer? Welche Strecke war dein Favorit?

Maier: Da gibt es eigentlich keinen ausgesprochenen Favoriten. Jede Strecke hat ihre Besonderheiten und ihre Reize. Die Kandahar ist natürlich eine Strecke, auf der man von oben bis unten gefordert ist. Von den technischen Anforderungen her ist sie sicherlich eine der schwierigsten. Und auch bezüglich der Sicht. Das Paradoxe dabei: Je strahlender der Himmel, desto dunkler ist es, weil der ganze Hang im Schatten liegt.

LAOLA1: Wie sehr haben sich für dich als Außenstehender der Super-G, die Abfahrt oder der Riesentorlauf seit deiner aktiven Zeit verändert?

Maier: So lange ist mein Rücktritt jetzt auch nicht her, als dass sich da etwas Entscheidendes ändern hätte können. Was Kursetzung, rote und blaue Tore betrifft, ist eigentlich alles beim Alten. In der Zwischenzeit tüfteln nur alle mehr oder weniger intensiv am Set-Up herum, das oft den Ausschlag über Sieg und Niederlage gibt.

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LAOLA1:
Verstehst du, dass es weiter Diskussionen bzgl. Abschaffung des Super-G gibt?

Maier: Nein, ganz und gar nicht. Der Super-G ist - nicht nur für mich - die Königsdisziplin, die alles beinhaltet: Technik, Selbsteinschätzung, Instinkt, Hirn, Mut. Der Bewerb fordert den kompletten Skirennläufer. Nehmen wir Kitzbühel: Der Super-G auf der Streif war bestimmt das spektakulärste Rennen der Saison, gefolgt vom traditionellen Abfahrtsklassiker am Samstag. Der Slalom ist dort am Sonntag ja eigentlich nur mehr eine Rahmenveranstaltung. Aber für die Slalomfahrer gibt's ja gleich drauf auch noch den Nachttorlauf in Schladming.

LAOLA1: Machen Super-G-Kurssetzungen wie auf der Streif 2017 gesehen Sinn?

Maier: Da verstehe ich die Aufregung nicht. Der Super-G auf der Streif hat seit jeher seine eigenen, besonderen Reize. Und an der Kurssetzung hat sich über die Jahre nicht viel geändert - weil man daran gar nicht viel ändern kann und das Gelände die Kurssetzung großteils vorgibt. Alleine die Richtungsänderung in der Traverse ist einmal ausgeprägter, einmal - wie in diesem Jahr - weniger ausgeprägt. Die ist auch schon einigen zum Verhängnis geworden - so gesehen, war der Kurs heuer sogar ein bisschen einfacher.

LAOLA1: Mental, Material oder Körper – wo liegt für dich bei den Top-Piloten noch das meiste Potenzial? Wo werden wir in den nächsten Jahren die größte Entwicklung erleben?

Maier: Alles entwickelt sich weiter, die Limits werden dauernd, Jahr für Jahr, nach oben verschoben. Irgendwann stößt man natürlich an die Grenzen der Belastbarkeit, allein vom Körper her. Alarmierend sind sicherlich die vermehrt auftretenden Abnützungserscheinungen, verursacht durch die Präparierung des Materials, und die vielen schweren Verletzungen, die auch schon im Nachwuchsbereich passieren. Hier muss man ansetzen.

LAOLA1: Kannst du dir vorstellen irgendwann als Ski-Trainer oder für den ÖSV zu arbeiten?

Maier: Das ist nicht mein oberstes Ziel. Klar könnte man sehr viele Erfahrungen und Tipps weitergeben, die Frage ist nur, ob der Trainer-Posten das Richtige wäre.

LAOLA1: Wird dich Marcel Hirscher bei der Anzahl der Weltcup-Siege noch übertrumpfen? Wie lange glaubst du wird Hirscher seine Karriere fortsetzen?

Maier: Da bin ich mir ganz sicher. Wie alt ist er jetzt? 27? Da hat er ja noch einige Jahre und müsste sich eigentlich die Stenmark-Marke (86 Siege, Anm.) vorknöpfen.

LAOLA1: Wie viele Weltcup-Rennen schaust du dir im Winter an?

Maier: Nur ganz wenige. Das eine oder andere Amerika-Rennen zur besten Sendezeit am Abend und manchmal ein Rennen zur Mittagszeit. Ansonsten fehlt mir einfach die Zeit.

LAOLA1: Wie läuft es nach einem Jahr als "Hotelier"? Sind weitere Projekt in Planung?

Maier: Wir haben unsere beide adeo ALPIN-Hotels in St. Johann in Tirol und in Zederhaus Anfang 2016 eröffnet und sind recht zufrieden. Unser Konzept, einem breiten Kreis ein preiswertes Angebot zu unterbreiten und jedermann einen Skiurlaub oder einen Abstecher in die Natur zu ermöglichen, kommt sehr gut an, die Auslastung ist absolut in Ordnung. Und natürlich planen wir, zu expandieren und weitere Häuser zu eröffnen. Noch in diesem Jahr entsteht ein weiteres adeo ALPIN-Hotel in Gosau.

LAOLA1: Wie viele Tage im Winter fährt Hermann Maier überhaupt noch Ski?

Maier: Wenn man auch Langlaufen und Skitouren dazuzählt, kommen schon ein paar Tage zusammen. Wobei es mich eher selten auf Skipisten zieht - da noch am häufigsten auf Telemark-Skiern.

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